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Mannheimer Abendzeitung — 1847

DOI Kapitel:
No. 298 - No. 327 (1. November - 30. November)
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ſ Dienstag, den 2. November. |





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1847
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mu , wu... ! ; ]1!! l'Heuéſchlaud. .. '+ q. ..
_ (%) Seeidelberg, 30. Oktober. Unsrer theolog. Facultät droht ein Ver-

' Iuſerate





luſt, da Herr Kirchearath Rothe einen sehr ehrenvollen Ruf nach Bres- |_

lau erhalten hat. Wir hören indeß, daß Hr. Rothe den Ruf nicht annehmen
î wird, falls ihm in den Berufsgeschäften eine Erleichterung zu Theil wir.

_ væ1 Pforzheim, 29. Oktober. Unser Bürgermeiſter befindet ſich ~ um
mich des modernen Ausdrucks für ſchwanger zu bedienen ~ in intereſſanten
Umſtänden bezüglich der Deputirten-Wahl des Landbezirks, und ſeine Sinn- und
Blutsverwandten haben bereits ſchon die Werbung für ihn begonnen, Ob
aber die Trauben nicht zu hoch hängen? Wir wünſchen und hoffen dies, weil
Deimling im weiteſten Sinn conſervativ iſt, und solche Leute bekanntlich der
Volkssache gefährlicher und nachtheiliger ſind als die ensſchiedenſten Ariſtokraten.
V.. Conservativen einen Haß gegen die Intereſſen des Vol-
den haben sie nicht, denn ſie wollen ja auch zum Volke ge-

_ Niùitcht als ob die
tes hätten; nein,
hören, nur kommen ſie eben vor lauter Rückſichten zu keiner dem Volkswohl

_ entsprechenden Wirkſamkeit. Gerade wie der rechte Richter ſtreng auf der Grund- |

ge des Gesetzes fußend sein Urtheil spricht, so ſoll auch der Abgeordnete
ganz entſchieden nach den Grundſätzen der Verfaſſung seine Stimme im Stände-
; fas abgeben, dazu hatten aber die Conservativen noch nie den – Muth...
_ Y Pforzheim, 30. Oktober. Die Wahlen ſind beendet; Dennig hat ge-
ſiegt, geſiegt, ohne daß es ihn auch nur die geringſte Mühe gekoſtet hätte, denn
es ſtand ihm kein Feind gegenüber und bis zum Himmel dringt das Sieges-
geschrei unſerer von conservativem Freiheitsdrang b. seelten Bürger, denn es
kömmt ja einer aus ihrer Mitte iv die Mitte, um für die Mitte zu sprechen.
î_ So ſicher Dennig sich auf ſeine Pforzheimer verlaſſen konnte, wurden dennoch
f zem: Versammlungen gehalten und gedruckte Wahlzettel von Haus zu
Haus getragen

liert, Ur tles Herr Dennig in die Kammer kömmt ? Wer ſoll dann,
da auf seinen Gemeinderaths-Schultern das Wohl und Wehe der Stadt ruht,

die Sitzungen leiten ? wer in bedenklichen Fällen Rath ertheilen? Doch unter

1100 ſstimmfähigen Bürgern haben ſchon ]
als möglich von jeder Verantwortung zu sein und in der Furcht, wenn sie
nach ihrer Ueberzeugung wählen, qufgekündet zu bekommen, was vielen Fabrik-
Arbeitern ſehr empfindlich wäre, haben ſie es lieber ganz unuterlaſſen. Ihnen
gelten daher meine Worte nicht sowohl als jenen, welche ſelbſtſtändig daſtehen,
und dennoch nicht gewählt haben. Die Stimmenzahl der vier Diſtrikte war ſo
UH; Si sy rot tenttisgr Secakessste bes borsilüätits
geivs gs. “ fat h ture use. Stite geböreu . ſo 'it es !
Vverze „ das noch eines der wenigen iſt, die




ihlich, ein Mecht nicht auszuüben, t fines der weniger
wir haben. Staatsdiener, Pfarrer, Gensd’armen, Polizeidiener, Aufseher und wie
die Leute alle heißen mögen, haben gewählt und Badens Bürg ex, von denen die
übrigen deutſchen Brüder den schönen Glauben haben, daß ſie ſich bei öffentlichen
Angelegenheiten nicht gleichgiltig zeigen, haben dagethan, daß der Michel
„noch ft tief in ihnen st->t, wie in den übrigen auch und glauben ſie, daß
alle dieſe Geschichten dennoch nur Spiegelfechtereien ſind und dennoch zu nichls
helf n, ſo mögen sie doch bedenken, daß chineſiſcher Indifferentismus zum
Sprichwort geworden. Schließlich mögte ich bemerken, daß es zweckmäßig
und von großem Einfluß auf den Landbezirk wäre, wenn einer unserer Volks-
männer, denn von Pforzheim aus geschieht bei dieſer Gleichgiltigkeit nichts,
in demselben ſich zeigen und einen oder den andern Entſchiedenen in Vorſchlag
bringen würde. Zeitungsartikel machen die Leute wohl aufmerkſam, allein be-
stimmen ſie nicht nnd wenn auf der andern Seite geschafft wird,
‘ warum ſollen wir die Hände in den Schoos legen? , Y .
v. U. q, %.! tr- 2(Flt Heſrrlige Uttttr zauenciz
an ihre Pflichten ermahnt und gar mancherlei zur Sprache gebracht , was dicse
bisher verſäumt haben. Eines Mißſ-andes aber iſt bisher noch gar nicht erwähnt
worden und wir machen unsre Stände um ſo nachdrücklicher darauf aufmerk-
sam, je größer die Entrüſtung iſt, die derſelbe in unserm Lande hervorgerufen
at. Ich meine die Berufung ausländischer *) Profeſſoren an unsre gelehrten
. chulen. Seit einem oder zwei Jahren ſind deren nicht weniger, denn zwanzig
dherufen worden. Durch die Errichtung mehrerer Gymnasien wurde dies aller-
dings, wenn auch nicht in dem Maße, nöthig gemacht, allein, daß nun deßwegen die
_ inländ. im Dienſte ergrauten Männer Zurücksezungen erlitten, war nicht nöthig.
trherdieß haben wir.. 1îs dein an einem Manne, zu deſſen Erwerb sich Naſſau
Hlück wü. en fz; +t au tetifteislgnde gerade nicht die ausgezeichnetſten Männer
M 413 cr fs „est bis Hitbüng unſcer Jugend auöerteait:
„. ÂWer tragt ore. oe raut und gal. Regierung hatte die Berufung neuer.
Üehrek einem Manne aM N aaſle paſtitt ibertaſen, der felvst ecfi turz vor:
bedeutenden Anſehns
Dieser in vielfacher Be

zyſer Lord tic.entw rtv gewußt haben und än ſind oder ſich ihm

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liche Art zu krän : : itÔſt1.,
rhrüclih ihre Stimme exbohen. aber vergetens. Hie wurden durch Gchaltzu-
, lage beſhwlwüzi over sers ch erzten ſih die hefe Guuſt. So lei

| LS ULC: Cr vemk Elten ie fs ju besehen tajin,
Vin G, Bticercurzs, tas tai ber Htl'ie nat, aus Auättaveen teeht, hat
der pus 106 ‘quſer ver Verfaſ fung ſitht. wenigüeus laſſen

manche traurige Erscheinungen darauf schließen.







ziehung intereſſante Manu.ſih gerne ſchmeicheln läßt.
der seine früheren Schüler §ht fortwährend Männer

#) Das ,deutſche Ausland“ spuckt überall; es iſt dem ebrtichten gYeyt-

{hen in Saft und Blut übergegangen!

. bonnement in Mannheim vierteljährlich 4 fl. 24 kr., durch die
vierteljährlich 2 fl. 30 kr., im Ausland erhöht fich das ; h § J
die geſpaltene Zeile in Peiitſchrift oder deren Raum vier Kreuzer. Briefe uud Gelder: frei einzuſenden.

Vietor eine Unterſuchu ng

allein bedenken unsere Bürger nicht, was die Gemeinde ver- |

§z!! ritt teſot geferzt. ſ feu auszufertigen pflegt, wie ein Geſetz von

vorkommt — dieser Umſtand wird von dem Denuncianten mit dem

in Naſſau erfreut und „Öeirem Manne, der sich eines





Poſt bezogen im ganzen Großherzogthuut Vaden ;
Abonnement um den Poftanfsſchaeen.Ö

"tŸuzzuy s arzluug von Beiträgen für Beſeler hier eingetroffen (|:

über den Antrag Dr. Edel's und Lechner's, die Noth und Theuerung betref-
fend, übernommen hatte, segte
ziemlich socialiſtiſcher Natur waren, über die tiefer liegenden Ursachen von Noth
und Theuerung auseinander. Das juriſtiſche Recht, meinte er, reiche jegt
nimmer zu; das Recht der Aſſociation müſſe ſich an deſſen Stelle segen, und
die Organisation der Arbeit sei keine Chimäre. - Von einem Abgeordneten
wurde auch die allzugroße Getr-:ide- und Fleiſchausfuhr zur Sprache gebracht.
In Bayern, das eine so ſtarke Viehzucht unterhalte, koſte nun das Pfund
Schweinefsleiſch 20 bis 22 kr. in den Städten. Das ſei doch etwas arg. Ein
oberländiſcher Abgeordneter meinte freilich, dies würde Bajerns Bewohner nach
Tyrol und der Schweiz hin den größten Schaden zufügen, wenn man die
Viehausfuhr beschränken wollte. V q :

* Hersfeld, 27. Okt. Seit dem 1. Sept. d. J. iſt beim hieſigen Land-

Ö gericht - man weiß nicht, auf weſſen Betrieb, hat aber ziemlich beſtimmte

Vermuthungen über die Perſon des Denuncianten ~ gegen den Advocaten

wegen Fälschung,
öffentlichen Behörde im Gange. Man wird
Thatſache beſtehe,

der tiefsten Empörung hören,
geht, die sich nicht ſcheuen,

erſtaunt fragen, worin die

wie weit die Erbärmlichkeit gewiſſer Menſchen

liche Achtung genießt, ) :
wollen das Faktum aktengetreu berichten, damit die Welt erfährt, wie
man rechtlichen Männern, um eines Nichts willen einen peinlichen Proceß an
den Hals wirft. ~ Cin auewärtiger Advocat su bſtituirt e den Advokaten
Vietor ganz im Allzemeinen zur Besorgung einer Armenſache bei dem .

hiesigen Landgericht und schickte ihm die Klageschrift in einfacher Aus-

fertig ung zu. Da Avyvocat Vietor in lucrativen Sachen Duplicate
von 1834 geſtattet, ſo hält er es den
Actuariaten gegenüber für une hr enh aft, in Armensachen, in welchen keene
Gebühren bezahlt werden, die Öuplicat - Ausfertigungen zu unterlaſſen und sie
den Actuariaten aufzuhalſen. So verfuhr er auch in der betreffenden Sache,

nur daß er in dem Glaub u, das Landgericht werde es nicht so ſtreng ne men.

mit der Beſtimmung, wonach auch das Duplicat mit dem Namen des Anwal-
tes versehen sein soll, eine von seinem zweiten Schreiber angefertigte Abſchrift,
als Duplicat bezeichnet, sammt dem Originale dem Landgericht überreichte.

Der Umſftaud nun, daß er vieſe U bſ <rif t als Dupltcat bezeichnete, ohne . §

daß ſie mit seiner oder seines Substituenten eigenhändiger Unterſchrift versehen
Fall, welcher bei ſämmtlichen Obergerichten l u. Vg; tits

war, ~ ein Fa

Fälſchung gebrandmarkt und deßhalb gegen Vieior eine Unterſuchung einen.

leitet! Nun ſieht abcr jeder Laie, geschweige denn ein Juriſt auf den erſlen
Blick ein, daß hier von einer Fälschung, d. h. von einer abſsichtlichen rechts-

widrigen Täuſchung durch Miltheilung falscher oder Vorenthaltunug wahrer
Thatsachen, auch nicht im Entfernteſten die Rede ſein kann. Der Thatbeſtand
würde nur dann vorliegen, wenn in der Abschrift der Name des ſubſtituirenn.
den Advokaten nachgebildet gewesen und dadurch das Gericht wirklieh zun
Nachtheil der Rechte eines Dritten getäuscht worden wäre. Von alle dem
war aber nichts der Fall. Die Sache war eine Armenſache, alſo für Vic-

tor nichts weniger als lucrativ, der im Gegentheil dem Actuariate eine Mühe
ſparen wollte; die Handſchr ift des Schreibers, dem Gerichte ſeit zwei Jah-

ren bekannt, war in der Namensunterfchrift dies elbe wie im Coneept, was
sofort in die Augen sprang, wenn man sie mit der Originalunterſchrift in ver
daneben liegenden Originalklage nur flüchtig verglich; und endlich iſt das Ge-
richt in der That so wenig getäuſcht worden, daß es den Unterſchied alsbalv ble
merkt hat. Wenn also dem Advocaten Vietor etwas zur Laſt fiele, so wäre

es ein Verſtoß gegen die Ordnung smäßigkeit, und wenn das Ge-
richt zu Etwas berechtigt war, fo war es die einfache Zurüc>kg abe des

erſichtlichermaßen nicht originaliter unterſchriebenen Duplicates. Und en
Duplicat war diese Abschrift, nur keins in vollkommen vorſchriftsmäßiger

Form. Es dieses Mangels wegen für eine gefälschte Urkunde zu erklären,
iſt so lächerlich, als wenn eine Verwaltungsbehörde eine an ſie gerichtete Ein-

gabe deswegen, weil ſie nicht auf einen Stempelbogen geschrieben iſt, für enen.

Defraudation erklären und gegen deren Verfaſſer ein demgemäßes Verfahren

einleiten wollte, anſtatt die Eingabe „wegen mangelnden Stempels“ einfach zu

rückzuweiſen. Hätte im vorliegenden Fall das Landgericht des Letztern gethan,

wie es hätte tzun sollen, ſo konnte dem Mangel alsbald und zwar ebenfalls .
sehr einfach dadurch abgeholfen werden, daß Vietor beide Ausfertiguaua nenn.
mitunterſchrieb, wozu er, auf Grund seiner allgemeinen Subftitution, ben.

fugt war. Der Mißgriff des Gerichts kam aber dem Denuncianten gerade

recht zu ſtatten. Denn kaum war die Unterſuchung eingeleitet, ſo gab er auch
dem Miniſterium des Innern Kenntniß davon, und dieſes säumte niehhnn.
ſich durch das der Juftiz eine Besch einig ung des hiesigen Landgerihte.

wahrſd/e Anklage-Rubrik zu verſchaffen. Diese Bescheinigung wäre denn
Giltigkeit üoier Fitäindeſaal producirt worden, wenn die Kammer ſich für die
hätte. Für dieſen Fall hâtehl, zum Abgeordneten der „Mainstädte entschieden .
nigung über die Thatsache vrigens Vietor bereits mit einer Beſchei-
würde ihm auf der Stelle die eclatanten. nd die Veröffentlichung derſelben.
cianten gegen ihn Fétyfühtzte SU gewahr ns für die vom Denun-
id UI ) Leut essßes ifrus Seeſchiff, einen Diets ell s < aft
den Werkſtätten von Petry und Comp. bei Lüttich gebaut und durch either. in
richtung mit beweglichen Kielen auch zur Flußfahrt geeignet iſt. Es ſoll mit
dieſem Schiffe eine directe Verbindung mit Amerika eröffuet werden,

CnC WR Ä Ä R

j Der Abgeordnete Dr. Müller, der das Refee.
in eiher langen Rede seine Ansichten, d'en.

bezw. Täuſchung einen
die man mit einem so entehrenden Namen belegt, uw mt.
einen Ehrenmann, der uns vielleicht etwa ehen.

we.l er wezen seiner durchaus und entschieden liberalen Geſinnung die öffenen.
in den Augen seiner Mitbürger herabzusetzen. Wr
 
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