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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 2 – No. 31 (2. Januar – 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0025
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Donuer ſtag/








Januar.







Inſerate die geſpaltene

— — —



— — — — — — S



Abonnement um den Poſtauffchlaͤg.
vier Kreuzer. — Briefe und Gelder: frei einzuſenden.

— —



——










! Deut ſchland.
Aus Baden, 31. Dec. (Allſ. Ztg.) Die naͤchſte Conferenz der Be-



Württemherg und Baden auf dem Cangreß gemeinfame Anträge zum Schutze
und zur Föederung der heimiſchen Induſtrie zu ſtellen und biefelben, die ſchoͤn
im weſentlichen verabredet ſein follen, mit allem Nachdruck zu vertheidigen.
Zugleich verlautet, daß neue Unterhandlungen einerfeits mit Hannover, an-


benfalls wäre es ſolche anzuknüpfen, ſollt' es noch nicht geſchehen fein, hohe


fOläge Preußens keinen Zweifel übrig laͤſſen, daß dicfe Staaten im Grund ei-

Derbefferungen unſeres Zollſyſtems, gegenwärtig nicdt mehr abucneiat ſtub! In
Betracht der Wichtigleit der Saͤche für Deutſchlands geſamuite Entwickelung


glückliches Reſultat hoffen laſſen, ein wahres Unglück für unfere Nation zu
Verſchub iſt oft Verluſt, und man ſoll das Eifen ſchmieden folange
es heiß iſt.




zen Entwurfes bildet, ſo iſt auch eine der ſchlimmſten Schattenfeiten des Kon-



nen, aber nicht geübten Waffenſinnes, Beſeitigung des militäriſchen, wie des
bürgerlichen Zunftgeiſtes, und dabei eine wirkliche Wehrhaftigkeit des Hetmath-



nähernd erreicht, wohl aber die Scheidewand zwiſchen Heer und Volk vergröſ-



ſie ſich durch Mitizen erſetzen kann, aber daß gegen den auswärtigen Feind
anſere Jeßr beſtehende Kriegsmacht in ihrer Slellung für ſich und in ihrem
Verhältniß zum Volk eben ſo wenig ausreicht, dieſe Ueberzeugung kann man
um ſo unbedingter ousſprechen, als ſie eine ziemlich populäte gewoͤrden iſt und
ſich in dem Mißmuth gegen die ſtehenden Heere ben ſo gut ausſpricht, wie in
dem Ruf nach einer audern Militärverfaſſung. Darum̃ follte das ſtehende



ler eigene Mechantemus nie geben kann“.

Bon Nheiu, 28. Dec. Haben die Jeſuiten wider Pius IX. Wunſch
und Willen in Europa an Gunſt und Terrain verloren, Europa iſt nicht die
Welt! In den freien nordamerikaniſchen Staaten haben ſie eine Herrſchaft be-
gründet, die jetzt ſchon weit mächtiger iſt, als die weiland in Paraguay; dort


der Jeſuiten. Und jenſeits Amerika ift noch eine Welt, jene unzähligen großen
Tahiti, das erſt kürzlich zum evangeliſchen
es ſollte der Mittelpunkt ihrer Herrſchaft im ſtillen Ocean werden. Die Fran-
zoſen ſpielen dort das alte falſche Spiel; wie ſie einſt die Proteſtanten, während


land unterftüßten, verbannen ſie nun die Jeſuiten gus ihren Örenzen und
zwingen fie fremden Nationen auf. Eiſt im vorigen Jabre hat ein Kaufmann
” Danfe eine Miſſionsgeſellſchaft gegründet, die franzöſiſche Waaren und Je-
er en Suͤdſecvölkern bringen foll; die berüuhmteſten Namen der römiſchen
Welt ſind ihre Mitglieder, und oben an glänzt Pus IX. Siche „yom Nedar
im geſtrigen Blatte.

Banau, 3. Januar Der Turnverein hierſelbſt iſt nun wirklich aufge-
löſt. Heute wurde ein höherer Beſchluß den Vorſtehern der Turngemeinbe
publilirt, jehoch noch cine Zufammenkunft aller Glieder erlgubt, um die Berfügung
denſelben bekannt zu machen. Was alſo längſt als Gerücht zirkulixte, bald be-
hauptet, bald widerlegt ward, hat ſich nun doch beſtätigt. Fr. J)

Kaſſel, 28. Dez. Es iſt jetzt ſeit dem Tode des Kurfürſten Wilheim II
das erſte Geſetz zur Berkündigung gekommen. Daſſelbe trägt alle durch die
Verfaſſungsurkunde vorgeſchriebenen äußern Formen an ſich! Der Titel des
Landeshertn weicht jedoch von dem in dieſem Staatsgrundgeſetz und ſeitdem


——— Laudgraf von Heſſen genannt wirb! So lautete der Entwurf des
Gefe S, welcher den Landſtänden zur Beiſtimmung mitgetheilt wurde; ſo
wurde Vielbe von dieſen ohne Bemerkung angenommen. Burch das erlaffene
SGtfep f Va einſtweilige Forterhebung der bisherigen Steuern bis zum 30.
Juni 1848 angeordnet. . ( Deutſche 3.)

4° Berlin,31. Dezember. Mit der Neuenburger Konferent {ft
es ein eigen Ding. Vas fie vdenfken, fagen und thun würdben, kann Jeder
wiſſen, der einigermaßen das Syßem der Großmaͤchte kennt; viel ſchwieriger
; $ zu wiffen, ob fie überhaupt fratifinden werde. Glücklicher Weife haben
‚nige Voͤlter gelernt, raſcher als die Diplomatie zu handeln;z wenn, die ver-



altete Politik heranfommt und nach dem Rechten ſehen will, ſiehe da iſt ſchon
naͤmlich umgekehrt von dem; was der alte Jauͤus
will. Belgier, Italiener und Schweizer ſind Leute, an denen man Freude er-
lebtz ihr jugendliches Geſicht iſt der Zukunft zugewandt, und ſie Werden ſich
bedanken, gelaibacht oder veroneſert zu werden! Da lieſt man in den Zeituͤn⸗
gen: die 3 Großmächte des Oſtens oder des Nordens hätten den 127 Kan-
tonen crichtiger: der ganzen Schweiz) die nachdrücklichſten Verwahrungen we-
gen Aufrechthaltung des Bundesvertrags übergeben, widrigenfalls 3wangsmaß-
regeln ergriffen werden ſollten. Der Bundes-Vertrag ſei die Bedingung, an
welche die Neutralität der Schweiz ſich knüpfe, und wenn dieſe formelle Be-
dingung wegfalle, ſo ſeien auch außerdem die neueſten Zuſtände der Schweiz
und beren weitere Entwickelung nicht geeignet, den drei Mächten Vertrauen
einzuflößen, daß ſich die Neutralität dex Schweiz in materieller Hinſicht werde
wahren laſſen. In der That eine Anſicht, welche der heutigen Schweiz aber
ſo unverſtändlich vorkommen muß, als ſie ſich auf dem Standpunkte der drei
Mächte von ſelbſt verſteht. Die letzteren und Frankreichs Regierung mögen
immexhin, wenn ſie durchaus das Heil der Völker in der Stabilität erbliden,


verübeln. Denn ſie haben ſowohl das pofitive Recht als das unendlich höhere
Vernunftrecht für ſich. {

Der ältere Bundes⸗Vertrag der Kantone wird dadurch Feineswegs aufge-
boden, daß in dem Verhältniß der Kantonalgewalt zur Bundesgewalt einige
Aenderungen eintreten; beide werden nach wie vor ihr eigenthümlihes Gebiet


geſteckt ſind. Die Schweiz hat das Recht, ja auch die Pflicht gegen ſich ſelbſt,
ihre bisherige Zerſplitterung und ihre inneren Widerſpruͤche aufzuheben, an die
Stelle der Unordnung und der haͤßlichen Freiheits- und Humanitäte⸗ Verrätherei


bat den erſten und größten Schritt dazu hinter ſich: die Aufldjung des Son-
berbundeg, welche kein Bürgerkrieg zwiſchen gleichberechligten Parteien war,
wie man in den Kahinetten und ihren eine!
ziehung der Beſchlüſſe der höchſten Bundesbeporcde, gerabe {b wie auͤch der
Feutſche Bund gegen widerſpnſtige Bundesglicber verfahren wuͤrde Zurächft
liegt uun der Eidgenoſſenſchaft ob, dafür zu ſorgen, daͤß ſolches Unheil nie
yaic ö cr über das Baterland hereinbtechen könne. Das einzige Heilmittel {A die
Verſtärkung ber Bunbesgewalt. Welche Gefahr ſollte daraus den Großfm d
ton evwachfen? Die Schweiz mwird doch nicht das Lamm fein follen, weldes
dem Wolfe das Vaſſer trübt? Mögen doch die Grofinächte rubig. {chlafen,

Die Schweiz wird Niemanden beleidigen, nichts erobern und nur für tore
Selbfivertheidigung ‚Fämpfen. Oder waͤre e& etwa unbequım und ftrafwürdig,
wenn die politiſchen Ideen der Schweiz ihren Siegerlauf durdy CEuropa rich-
tetfen? So lange die Schweiz keine auswärtige Maͤcht verligt, hat Niemand
ein Recht, ſich übrr Bruch der Neutrakitat ober gar über Verfaffungsreform
zu behweren. Die Schweizer werden, unbekümmert um Angſtruf, Widerſpruch
und Drehung von Seiten fremder Regierungen, thun und kreiben, was ihnen
gut und heilſam dünkt. Sie werden jebe Zumuthung abweifen, welche aus-
hnen Schlachtopfer ehemaliger abgelebter Protofolle machen möchte, Sie le-

dürfniffe iprer Gegenwart befriedigen, Sie hindern ja Andere nicht, für alle
Ewigkeit beim Alten zu bleiben; fo geftatte man audh ihuen, die Füulnif. ab-‘
zuwehren und ihr Leben ſo einzurichten, wie es ſich für lebendige Wenſchen geziemt,

* Beritu, Man wird ſich erunern, daͤß ſchon vor mehreren Wochen ver-
ſchiedene Blätter das SGerücht brachten, man gebe damit um, die 40 Unter«






einer Eingabe an den König, worin die Mehrzahl der Unterzeichuer erklärte/


Piegelungen dazu veranlaßt worden, die in der Adreſſe ausgeſprochenen Ge« -
ſinnungen feien ihnen fremd und ſie bäten den König um Verzeidung wegen
ihrer Unvorſichtigkeit.
Es iſt hierauf folgender Allerhöchſter Beſcheid ergangen: „Aus der
von Ihnen und andern bäuerlichen Grundbefigern dee templiner Kreifes eins
gereichten Vorſtellung vom 16, d. M habe ich mit Befrichigung erfehen, daß
ſich dieſelben von dem Inhalte einer unehrerbietigen Denkſchrift kosfagen,
welche der Rittergutsbeſiger von Holzendorff! Bietmannsdorf unter ihrer Mitun-
terſchrift eingereicht hat. Indem Ich an der Aufrichtigleit der in der Vor-
ſtellung enthaͤltenen Verſicherung der Treue und Ergebenheit nicht zweifle und
den Bittftellern daher für das Bergangene gern Verzeihung angedeihen lofſe,
muß Ich die Warnung hinzufügen, daß dieſelben ſich in Zukunft der Theit
nahine an Schriften, deren Inhalt ſie nicht kennen oder verſtehen zu enthals
ten haben, weil Wiederholungsfälle ihnen ernſtliche Unannehmlichkeiten berei-
ten könnten. In dem vorliegenden Faͤlle wäre Vorſicht um ſo mehr geboten
geweſen, als ihre Theilnahme an einer an Meine Perſon gerichteten Eingabe
von einem Manne verlaugt wurde, dem die poͤlitiſchen Ehrenrechte im geſetz-
lichen Wege entzogen ſind. Charlottenburg, 28. Nov. 1847. (ges.) Friedrich

Wilhelm.

Wir erhalten nun hierüber folgendes: *

* erflLärumg.
Die Koͤnigl. Preuß. Staats Zeitung theilt, wie ich ſoeben aus der „Deuta
ſchen Allgemeinen“ leſe, eine Immediatvorſtellung der 33 brandenburgiſchen
Bauern mit, worin gefaat ift, daͤß ſie die Adreffe der 42 an den Koͤnig nur fo-
weit verſtanden, „als Hr. Holtzendorff und ſein Förſter Heder“ ihnen daraus

mitgetheilt hatten. 4— ——

Man wird dieſen Aufſatz ganz zu wuͤrdigen wiſſen, wenn ich mit Bezug
auf die gerichtlichen Verhandlungen hiemit erkläre, daß ich ſo wenig mit 33 .



 
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