Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI Kapitel:
No. 2 – No. 31 (2. Januar – 31. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0041

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext





C — —






















Halbjährli

*Eiuladung.

Wir bitten die weiteren Beſtellungen auf die
Manuheimer Abendzeitung
und „Kheiniſchen Blätter“ möglichſt zu beſchleunigen, be-
ſonders auch damit wir von ihnen und dem gratis beigegebenen
ausführlichen

„Landtagsbericht-
er bie mit dem 10. Jan. nen beginnenden badifchen
?tanbe;Q}erl)anblnngen vollſtändige Exemplare liefern
önnen.

‚ Die im vorigen Abonnement erſchienenen eilf Nummern des „Landtagsberichts-
können die neuen Abonnenten gegen Einſendung von 24 Kreuzern erdalıen,



Deut ſchland.

** ir haben jüngſt aus andern Blättern die Nachricht mitgetheilt,
daß die bremiſchen Blätter namentlich die „Weſer Ztg“, mit dem neuen
Jahre wieder ın das Königreich Preußen eingehen dürfen. Die Nachricht
iſt falſch, ſo ſehr es an der Zeit war, daß die preuß. Regierung ihr Unrecht
gegen iene öffentlichen Organe aufhebe und den Burgern Preußens das an
ſich klägliche Recht, die cenfirten Blätter aus dem Bereich der deutſchen Bun-
desſtaaten zu leſen, nicht weiter verkümmern. Die „Weſer⸗Ztg.* gibt in einem
groͤbern Artikel Aufſchiuß über den Hergang der Sache, welcher darthut, daß
dabei Redaktion und Verleger ehrenhafter Weiſe ihre Schuldigkeit gethan ha-
ben. Wir entnehmen dieſem Artikel Folgendes?

Als der König von Preußen der Deputation einer rheiniſchen Handels-
kammer die Verfichkrung gaͤb, es ſolle in Sachen der Handelspolitik Leiner
Stimme das Gehör verſagt werden, ſo glaubte die Weſerzeiiung das Recht
baben, dieſen Ausſpruch auch zu Gunſten ihrer, ſchon um der Bedeutuug
Bremens willen nicht unweſentlichen Stimme anwenden zu dürfen, und rich-
tete anknüpfend an dieſe Willensmeinung des Königs, eine Eingabe um die


ſterium des Innern zu Berlin. In der That erfolgte- von einem Dder vorlras
genden Räthe, dem dieſe Angelegenheit übergeben war, eine ſchriftliche Ant-
wort, in welcher ſich die dortige Geneigtheit zur Aufhebung des Verbots, die
wir zu erwarten Urſache hatten, ebenſo wie in Dden ſich daran ſchließenden

über die Tendenz der Bremiſchen Blätter war offenbar eine andere geworden,
man hatte Nichts gegen unfere Principien und die Behandlungsweiſe der Zeit-
fragen einzuwenden, man verwahrte ſich förmlich gegen die Annahme, als ob
man die Unabhaͤngigkeit unſerer Meinung anfechten möchte, man fand es ei-


welche Conceſſion gleichſam verkaufen zu wollen, eine Anſicht, welche von un-

ſerer Seite nur bekräftigt werden konnte. } !
Wir ſprachen es unverhohlen aus, daß nur im vollen Beſitze unferer


die von der eigenen Ueberzeugung geboͤtenen anerkennt, uns die Wiedereröff-
nung der preußiſchen Grenzen uͤberhaupt wuͤnſchenswerth erſcheinen fönnte.
Daß wir uns jemals wiſſentlich gegen die beſſer erkannte Wahrheit verſchloſſen
hätten, wird uns Niemand weder bis jetzt noch auch für die Folge nachwei-


ſchen Behörde machen zu können, über dieſelbe ging keine der Ddireet an
ung geſtellten Forderungen hinaus. Während freilich in dem Verkehr
mit den Miniſterialräthen der gerade Weg von keiner Seite wverz
laſſen wurde, machte man Ddennoch, wie es den Anfchein
von einer untergeordneten Seite her den Verſuch, die Aufhebung
gegen einen Preis in Ausſicht zu ſtellen, welchen
wir nicht gewaͤhren konnten.! Man ſuͤchte für die von der Regie-
rung beſoldeten Correſpondenten einen Raum in der Weſer-Zeitung zu gewin-
gen. Natütlich war auf dergleichen Anträge leicht die Antwort gefuͤnden.
Die Behörden ſelbſt hatien ſoͤlch ein Haͤndein und Feilſchen um die Debitsa


ches Geſchäftchen eröffnet werden
verlegen.

Nachdem wir rund und ohne Rückhalt dieſe Anerbietungen abgewieſen hat-
ten, ſchien man in der That alle unwürdigen Bedingungen faͤllen zu laͤſſen fo
daß der Glaube gerechtfertigt erſchien, daß dieſes vekeltelte Zwiſchenſpiel keinch


des Innern, als auch von zweien der Miniſterialräthe, deren Reſſort die
Preßangelegenheiten übergeben ſind, wurde wiederholt und zum Theil in den
beſtimmteſten Ausdrücken die Zuſicherung gegeben, daß das Verbot der


auf die Frage/ ob für die in Ausſicht ſtehende Erweiterung des Abſatzes die
erforderlichen geſchäftlichen Vorbereitunzen getroffen werden konnten, erfolgte
eine bejahende Antwort, Konnten wir nun auch nicht mit unbedingter Si-
hetheit der factiſchen Ausführung entgegenſehen, fo ſchlen uns doch nadh den
erhaltenen Zuſicherungen, ein Zweifel, alg ob e& der Regierung auch an dem
guten Willen fehlen koͤnute, ihte gegebene Zuſage zu erfuͤllen, nicht mebr an
der Stelle. Wir hatten ſomit keinen Grund, den Gerüchten, welche überein-
ſtimmend die demnächſtige Aufhebung des preußiſchen Verbots der Wefer⸗Zei-
ung meldeten, entgegenzutreten. Wir vernahmen, daß auch mit der v Dres
mer Zeitung“ Verhandlungen im Gange ſeien, und ſahen, wie wir offen be-
kennen / der Verfügung, wodurch den Bremer Zeitungen der Poſtdebit zuruͤck-
gegeben würde, von Tage zu Tage entgegen. Sind wir daͤrin zu leichtglaͤu⸗










leichteſten zu tragen ſein wird.! — * *

Die Enttäuſchung wurde ung kurz vor dem Schluß des Jahres am 24.
Dee. durch ein amtliches Schreiben aus Berlin vom 22. Dee. gegeben. Die
Aufnahme eines Berliner Correſpondenzartikels unter der Uebexſchrift „Siſti-
rung der Baucemmiſſion“ in Ne. 1230 dex Weſerztg. hieh es daͤrin, fei die


und ein abſchläglicher Beſcheid darauf erfolgen durfte. Denn die in dem Ar-
tikel enthaltene Nachricht ſei „ eine ſo handzreifliche Tendenzlüge “ , daß ſie als
ſolche unmöglich habe verkannt werden könncu. — —
Wir laffen, damit unſere Leſer ſelbſt uriheilen können, den Berliner Cor-
reſpondenzartikel aus Nr. 1230 hier vollſtändig folgen. —
** Beriin, 16. Dez. Sifirung der Saucommiffton.) ; Mit dem ge rigen
Fage hat ſich unſere Dombau⸗Commiſſion aufgelöſt; Handwerker, die mit Anweiſunhen
für geleiftete Arbeit, inel, Material, fi an die betreffende Kafle wandten, mußten diefelbe
mit ieeren Händen verlaffen; desgleichen hat ſich heute die CanalbausCommiifion: für infole

vent erflärt und find die Gläubiger bis auf weiteres vertröſtet; au der Gefaͤnguͤthbau-




dit fortgeführt werden. Se. Maj. haben indeſſen erklärt, daß dieſe Commiſfionen uur einfte
weilen fiftirt werden ſolęa, und zwar itz ausdrücklin der Termin von/2 Jaͤhren gefeßt,
Es duͤrfte nicht voreilig ſein, aus dieſer letzten Beſtimmung den Schluß zu ziehen, daß
man bis zu dieſem Zeitpunkte den Vereinigten Landtag wieder einzuberufen gedentt.

Die Aufnahme dieſes Artikels ſollte unſer angebliches Veroͤtechen {





artifel, welcher überdies an jene factiſchen Meldungen noch ein ſehr uͤnverh
lenes Raiſonnement knüpfte. Was alfo die Stettiner Cenfurbehörde — e
Cenſur, gegen deren Amtocifer die Bötſennachtichten noch fürzlid au
erhoben haben — für unpexfanglich hielt und ohne Bedenken zum D
ftartet hat, das wird der Rebattion eines nichtpreußifden Blattes z
wurf gemacht. Wir in Bremen, verlangt man, follen einer Nach
„handgrelfliche Tendenzlüge“ anfehen, welche ſelbſt eiher preußi
ſur nicht als ſolche erſcheint. Wir wellen von allen an
ſchweigen/ welche es als ungerecht erſcheinen laffen,
die Anklage gegen die Tendenz
begründet wird. Der eben angeführte formelle Grund ſpricht laut
iſ edenſo ungerecht als es unnüß iſt, ein nichtpreußifches del ſche
Preußen auf einen Artikel hin verbieten zu wollen, weidem die
A Oan ir evſagt hapı E a
Wir werden deßhalb nicht irren, wenn wir in dem gegen diefen
erbobenen Vorwurf lediglich einen Vorwand erkennen, welchen die preu






4





hörde ergriff/ um ſich der uns gegebenen Zuficherung überboben a
nen.











munz einen on gefaßten Eutſchluß zum Wanfen gebradcht,
fere Weigerung auf die ung geftellten Bedingungen
Behörde beſtimmen konnte, ihr gegebenes Wort anerfüllt






Jahre fortdauernden Berbotes der Wefer-Ztg. liegt vor, und-
ſo oder ſo erklärt, ſchließt eine von der vreußiſe
gegen die Wefer-Ztg. begangene Ungerehtigkeit in

49 Berlin, 6. Jan. Cinen neuen Jahreslauf hat
begonnen, und mit ihr das alte Deutſchtand *





ſich

1D

7

Berehrerin des Fortſchritis iegt ſie in feder Sefunde, faſt 4: Weilen zurüg,


zurüd ® Kein Veit Europa's vielleicht hat ſo wenig Eiie, haͤt ſo viel Zeit und
Weile, als unſre lieben Laubsleute. Und doch iſt der
tigkeit der Deutſchen ſprichwörtlich und wiltberuͤhmt.

ſie ſehr betriebſam, in Maſſe aber hexzlich faulz als

laufen. Wer es mir nicht glauben will, der
Göthe fogar, als Dichter und als Optimiſt gleich groß/ ſagie im Jahre 18413
zum Profeffor Luden: „Ich habe oft einen bittern Schmerz empfunden bet dem-
Gedanken an das deutſche Volf, das ſo achtbar fer
im Gaͤnzen iſt.“

des Dichterfürſten überwiegt, nunmebhr. veraltet





— —




den Großmächten gegenüber eine maͤnnliche Sprache führte oder nur
einen ſichtbaren Platz einnähme
ſterteichs und Preußens, was ſich allenfalls ertragen ließe

überhaupt

mößte ihren aber große Vorwütfe machen, da das ganze deutſche Volk ſich
ſelbſt ſe niedrig anfchlägt, daß es im Rathe der Europäiſchen Großvölker feiz-
nen Sitz und keine Stimme führt? Doch weiter








den Kleinkinder⸗Bewahranſtalten herausgetreten.

ihres Bundesgrundgefeges eine Waͤhrheit zu machen.
unter Cenſur. Wo aber Cenſur iſt, da iſt an Höheres noch kaum zu denken.
Woher foll die freie That Foimmen, wenn der Gedanke noch unfrei ift? —
Alſo, ihr lieben Landsleute, viel Glück zum neuen Jahre, vor allen Dingen






 
Annotationen