Juſer
— — —
— — ——
Deut ſchland.
theiligten leicht von ſchweren Folgen ſein könnte.
meinderechner S, einzubrechen, wobei der Dieb überraſcht wurde, und nach
einem längeren Raufhandel im Dunkeln, als der Dieb bereits an's Entwi:
ſchen dachte, von dem Hauseigenthümer rücklings erſtochen wurde. E iſt bei-
mal von 800 fl., vorfielen. Der Erſiochene fiel wenige Schritte vom Hauſe
zuſammen und ſtarb. Der Thäter, ein achtungswerther Bürger, it in Ver-
haft genommen worden. * u 3)
Carlsruhe, {8. Jan. (Oberr. 3.) Nach dem Tobe des General Audilor Som-
mer überließ man ſich der Hoffnung, daß ſeine einträgliche Stelie nicht vole
der beſetzt, die privilegirte Militär-Jurisdiction endlich einmal abgeſchafft und
der eonſtitutionelle Grundſatz der Gleichheit aller Staͤnde geltend gemacht
werde Das neueſte Regierungsblatt beweiſt, daß man ſich täuſchte, denn es
iſt bereils der Miniſterigirath von Jagemann vom Juſtizminiſterium zum Ge-
neral- Auduor ernannt, welcher bekaͤnutiich dort das Gefängnißweſen reſpicirt
und auf bebeutende Staatskoſten die Eiurichtungen Belgiens, Frankreichs und
Englaͤnos kennen gelernt hatte. Wie für dieſen Staatsaufwand Erfolg gelei-
ſtet werden ſoll, iſt nicht abzuſehen, da der neue General-Auditor ſeines bis-
yerigen Oienſtes enthoben iſt, im Kriegsminiſterium aber ſeinem künftigen
Schwager begegnet, da er die Tochter des vormaligen Finanzminiſters von
Böckh zu ehelichen im Begriffe ſteht. Geſtern find auch ſechs ruſſiſche
Orden hierher gelangt, womit Geh. Hofrath Frei im Cabinet, Leibarzt
Guggert, General- und Flügel-Adjutant von Laſſolay ac. be-
glüdt werden. — Die Sffentlidhe Kammer-Sitzung in der Haber'ſchen An-
gelegenheit, auf welche ſo viele mit Recht geſpannt ſind, wird wohl in die-
jer Woche ſtattfinden, da die durch Mathy, Speierer, Blankenhorn-Krafft
und v. Iß,zſtein verſtärkte Kommiſſion unausgeſetzt beſchäftigt iſt. Der hier
allein noch thätige, Großbankier Kloſe, deſſen Solidität längſt bekannt, hat
plötzlich alle ſeine Conto-CLurreut-Schulveu abbezahlt und gleichen Etedit ge-
kündigt, vielleicht um ſich nicht künftiger Gefahr, wie andere aus zuſetzen.
ditoren ſich mit zu hoffenden 14 Procenten necht begnügen wollen; die öffent-
liche Stunmung gegen, Ddiejes Haus, das ſonſt undedingtes Vertrauen genoß,
iſt ſehr düſter, weil nicht bloß reiche Leute große Summen verlieren, ſoͤndern
viele Stgatsdiener, Bürger und ſelbſt Dienftboten betheiligt ſind.
richtigen Beurtheilung der Verhättniſfe würde es ſehr beitragen, wenn mun
aus den Handlungsdüchern genau erheben würde, ob die Vermögenszerrüt-
tung nicht ſchon nach Auflöſung der verungluͤckten Tuchfabrik in Frauenalb
und der ganz fehlgeſchlagenen Zuckerfabrik in Grötzingen vorhanden war, und
ſomit das Haus ſich damals ſchon haͤtte erklären, ſtalt mit fremdem, ihm an-
vertrauten Geld ſein gewagtes Spiel fortſetzen ſollen. Die Stimmung für
das Haus Haber iſt zwar beſſer, allein darum erſcheint eine Garantieleiſtung
von Seiten des Stagtes für Peivat-Etabliffements, wobei fehr reihe und
vornehme Leute Actien haben, dennoch ſehr gewagt und von großen Folgen zu ſein.
*# Unter der Aufſchrift: „Ueber die Trennung des Staates von der Kirche“,
enthalten die gefinnungstüchtigen und für ſociaͤlen, politiſchen und kirchlichen
blätter“ einen durch mehrere Nummern gehenden, gediegenen Artikel, aus dem
wir kurz Folgendes entnehmen:
Wenn der Zweck des Staates der iſt, den ganzen ſocialen Menſchen dar-
Staat die Aufgabe hat, die geſammten materiellen und geiſtigen Kräfte des
Menſchen zur volleſten Entwicklung im Culturlehen Aller zu führın: ſo bes
ſchraͤnkt ſich dagegen die Aufgabe der verſchiedenen Kirchen nur auf ein ſehr
untergeordnetes Moment dieſes Geſammilebeus, — und waͤhrend ſchon die
Wiſſenſchaft die höhere Sphäre des Geiſtes, das durch die Vernunft vermit-
telte Wiſſen anbaut, begnügt ſich Lie Kirche mit dem Aabau des auf 2
fühlsleben beruhenden Glaubensgebietes. — Wenn man alſo hiecne ver-
ſchiedenen Kirchen, wie ſie ſich im Laufe der Zeit, als religioͤſe Aumil —
weiſen, geſtaltet haben, gewiſſermaßen immerhin noch als Culturanſtalten, wie
doch auf das Allerentſchiedenſte gegen ihre Anmaßung erklären, ſich mit dem
Staͤate auf gleiche Linie ſiellen, und mit demfelben, wie mit ihres Gleichen,
unterhandeln und Verträge abſchließen zu wollen. Die Kirche iſt nicht mehr
Culturanſtalten, die im Kindheitsalter der Völker „da ſie noch im inſtinetarti-
gen Gefuͤhls- und Glaubenslehen befangen ſind, am allgemeinen Humgnitäts-
zweck mitarbeitet, nach erwachtem Bewußtſein und exlangter Muͤndigkeit der
Völter aber ihre Miſſion an die Schule abzugeben hat. Sie iſt daher in un-
ſeren Tagen von weit geringerex Bedeutung als die Schule — eine Wahrhett,
die man nicht oft genug wiederholen kann, und die den Stolz der hohen, kirch-
lichen Würdeträger wohl bekehren moͤchte, wenn ſie nicht die unvergleichliche
Kunſt befäßen, auf beiden Ohren taub zu ſein.!
Vom Neckar, 18. Jan. Es beſtätigt ſich, das die Staatsregiexung
in der geheimen Sitzung v. 15. d., den Staͤnden die Uebernahme einer Zins-
garantie für die Schulden der drei Fabriken angeſongen hat. Diefe betragen
nahebei ſl. 6,000,000, deren Zinſen zu 4 Pre, Joͤhrlich ſich auf fl. 240,000,
zu 3 Pre. auf fl. 180,000 belaufen. Je nachdem der eine oder der andere
ahren die Summe von fl. 2,700,000 bis fl. 3,600,000. Es handelt ſich mits
keine Kleinigkeit, — verlohnt ſich 2 der Mühe, den Stand der
Sache zu prüfen. Die Sache erſcheint um ſo bedenklicher, als nach dem Grund-
ſaß der Gleichheit der Rechte aller Staatsbürger Andere, welche ſich in dem
No. 22
riefe und Gelder: fret einzuſenden.
—
nämlichen Fall wie die drei Fabriken befinden „nach dem Vorbild dieſes Vor-
güngs einen gleihen Unfpruch an die Siaatokaſſe machen könnten, den zu be-
friedigen es vorausſichtlich an Mitteln fehlen wird. Welchen Eindruͤck wird
es aber auf das Volk machen, wenn die Gläubiger der Einen Fallitmaſſe ga-
rantirte Schuldtitel, die Gläubiger einer andern Maſſe gar Nichts erhalten!
Anhaltspunkte zu Liner derartigen Vergleichung liegen leider in der Reſidenz
ſelbſt nur zu offen da. Wie mag die Regierung, wie mögen die Kammern
einem ſchlichten Taglöhner, der in der Einen Maſſe ſein ſauer erworbenes
Kapitälchen verliert, dafür Rede ſtehen, daß die reichen Haͤndelsherren aus
der andern Maſſe unter Staatsgarantie befriedigt werden? Dieſe Gegenſätze
find nicht aus der Luft gegriffen. Die vorgeſchlagene Maßregel kann daher
in den Augen des Volks leicht den Schein der Parteilichkeit erhalten, wenn
ſie nicht duech ganz überwiegende Gruͤnde des allgemeinen Wohls gerechtfer-
tigt wird. Nicht minder dürften auch die Steuerpflichtigen die Frage zur reif-
lichen Erwägung gezogen wiſfen wollen, ob denn ein überwiegendes öffentliches
Intereſſe die Belaſtunz rechtfertige? Das einzige denkbare Staatsiniereſſe {n
dieſer Sache iſt die Erhaltung der duͤrch dieſe Fabriken vertretenen Induſtrie
und die Ernährung der darin beſchäftigten Arbeiter. Dieſes Intereffe iſt im
vorliegenden Fall nicht im Entfernieſten gefährdet — deun die Gläubiger koͤn⸗
nen nach Lage der Dinge nichts Anderes thun, alg entweder die Fabriken im
Ganzen verkaufen oder ſie für eigene Rechuͤung foxtbetreiben. In beiden Faͤl⸗
len iſt das Stagtsintereſſe vollſtaͤndig gewahrt. Denn für den Staat kommt
eg nidht Ddarauf an, für wen, ſondern daß die Fabrifen betrieben werden.
Man hat freilich die Behauptung aufgeſtellt, die Gläubiger würden vorziehen,
die Fabriken eingehen zu laſſen, um daun die Maͤſchinen, Gebäude, Waaͤren
W, f. w. einzeln zu veräußecn. Dergleichen Behauptungen ſind aber keiuer
Widerlegung werth — in der Verſaminlung der Gläubiger v. 8. und 15. D .
waren alle Gegenwärtigen Ddarin einverſtanden, daß der Fortbekrieb der Fa-
briken alltin den Gläubigern Ausſicht auf Befriedigung gebe, daß dagegen die
Einſtellung der Arbeiten den Werth der Fabriken um die Hälfte oder noch
mehr verringere. Nur allein um die Geldmittel fuͤr die täglichen Ausgaben
Dar man perlegen — und ſogar dleie Zerlegenheit iſt uur eine momentane,
ſo lange kein definitiver Beſchluͤß über die Art und Weiſe (und über die Form)
des Fortbetriebs gefaßt iſt. * *
Man darf dager ganz kcke behaupten, daß der Fortbetrieb der Fabriken, ohne
Dazwiſchenkunft der Regierung durch das eigene Intereſſe der Glaͤubiger ge-
ſichert, und die verlangie Garantie für diefen Zweck gänzlich überflüſſig iſt.*)
Es erſcheint abex immerhin ſehr bedenklich eine Staats garantie zu über-
nehmen. Die belgiſchen Regierung iſt bei der großen Cataſtrophe der Eockerill'⸗
ſchen Fabrit mit einer beſtimmten Summe zu Hülfe gegefommen, im Uebrigen
jabr übernommen. Nur daſſelhe ſollte bei uns geſchehen' — der Staat fönnte
vielleicht, um den täglichen Geldbedarf zu deden, den Gläubigern einen Credit,
der für jede Fabrek nur fl. 50 — 100/000 betragen dürfte, eröffnen, und auch
dies nur gegen hinreichende Sicherheit. Hält man für nothwendig, der Glaͤu
dern den Betrieb fortſetzen, wozu ſie aber ſchon durch ihr eigenes Jutereſſe
genöthigt ſind, ſo kann der Staat auf die Verzinfung der vorgeſtreckten Summe
in den naͤchſten 10 odex 15 Jahren Verzicht thun. (Deutſche 3. )
*) Siebe unſere geſtrige Mittheilung „Bom Rhein.“ D, —
München, 18. Jan. Nächſten Freitag wird das Oberappellationsgericht
des Königreichs als Caſſationshof für die Pfalz in öffentlicher Sitzung unter
anderen vier Recurſe gegen Urtheile des Aſſiſengerichts verhandeln. Die Caſſa-
tionskläger ſind wegen Brandſtiftungen, Kindsmord und qualificirten Diebſtahls
im Rückfale, erſtere zur Todesſtrafe und letztere zu lebeslaͤnglicher Zwangsar-
beit u ıd Brandmarkung verurtheilt. Wie gewöhlich werden dieſe Criminalfälle
eine große Menge Zuhörer herbeiführen. (Allg. 3)
München, 12. Jan. Es erhalten bei uns höhere Beamtete und Offi-
ciere den direkten Befehl, ſich bei einer Abendunterhaltung der Graͤfin Lands-
feld einzufinden. Sie können wohl denken, daß Viele nıcht den Muth haben,
einen ſolchen Bifehl unerfüllt zu laſſen; ſie glauben, ſie feien durch den dem
Lönige eidlich angelobten Gehorſam verpflichtet, jeden Befehl zu vollziehen.
Andexe werden ſich genöthigt ſehen, ihre Entlaſſung zu nehinen, wenn ein ſol-
ches Anſinnen an ſie geſtellt wuͤrde. Es verbreitet ſich auch bereits das Ge-
vücht, daß einex der Flügeladjutanten des Königs, ein allgemein geachteter
Offieier, deßhalb ſeine Entlaſſung verlangt habk. Den gieichen Urfprung
hatte die auch in mehrere oͤffentliche Blätter übergegangene Nachricht, der
Kriegsminiſter von Hohenhauſen habe ſeine Portefeuille niedergelegt. Derfelbe
hatte nämlich vor Kurzem einen Abend im Hauſe der Graͤfin Landsfeld zuge-
bracht, und ließ nun andern Tages zu ſeiner Entſchuldigung verbreiten, er
habe ſich zwar dem erhaltenen Befehle gefügt, aber deßhaid bereits ſeine Ent-
laſſung naͤchgeſucht. Jedem, der den genannten Miniſter genauer kennt, mußte
würde, und dieſe Anſicht hat ſich denn auch beſtätigt, indem heute in der M.
politiſchen Zeitung officiell erflärt wird, derſeibe habe feine Entlaſſung nicht
begehrt, und die betreffenden Gerüchte ſeien unwahr. Als bezeichnend für die
Tagesgeſchichte muß ich Ihnen noch mittheilen, daß der Oberft eines der hie-
ſigen Regiementer ſeinen Offizieren zu eröffneu hatte, dah man höheren Or-
tes ſehr ungehalten ſei über die geringe Achtung welche man jener Dame be-
zeuge, und daß man jeden Mangel hieran fehr übel nehme. Ich habe
heute ausführlich über die Lage unſeres Militaͤrs geſprochen, um dieſelbe
klar vor Augen zu ſtellen, und durch dieſe praktiſchen Beiſpiele neuerdings da-
rauf hinzuweiſen, wie ſehr es zu wünſchen wäre, daß das Militär in den con-
ſtitutionellen Staaten Deutſchlands auf die Verfaffung verpflichtet werde⸗ und
daß die Offiziere pragmatiſche Rechte erhalten, damit ſie ferner nicht nehr
gen Handlungen, welche ihnen zur Ehre gereichen ſollten, ohne Urtheil for 5
geſchickt werden können. Könnte ja doch das Heer auf den Grund jener