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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0173

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H 8443 308




. halbjährli
Inſerate die geſpaltene Zeile in Petitſchrift od







Deuͤt fchland.
78 Mannheim, 10. Febr. So eben erfahren wir, daß geſtern beim


über die Vorſchläge des Gemeinderaths und Bürger-Ausſchuſſes zur Neugeſtal-
tung der ſtädtiſchen Schulen ſtatt fand. Das Ergebniß war hier ein andres,
alg dasjenige, welches in dieſer für die Stadtgemeinde und im Allgemeinen
ſo wichtigen Angelegenheit beim evangeliſchen Schulvorſtand gewonnen
wurde! Während nämlich bei dieſem nur die Geiſtlichen und Lehrer ge-
gen, alle übrigen Mitglieder aber für die Vorſchlaͤge der Gemeinde ſich aus-


weſenen Veitglitdern ebenſoviele mit Für als mit Gegen, ſo daß der Ent-
ſcheid dem Präſidenten, einem Geiſtlichen, anheim gegeben war. Die fathı
Lehrer ſollen ſich in anſehnlicher Mehrheit für die Gemeindevorſchläge in einer


@e nicht anwohnen, ungeachtet ſie mit Hinweiſung auf $. 40 der Verordnung
vom 13. Mai 1834, der ihnen das Recht der Gegenwart bei den Berhands


Betreff abzuhaͤltenden Sitzungen eingeladen zu werden.
uns über die Frage der Veremigung der Confeſſionsſchule in eine Gemeinde-
ſchule verhandelt und beſchloſſen, dagegen eine Abſtimmung über die weitern
von der Gemeinde geſtellten nicht minder wichtigen Anträge nicht zugelaſſen
wurde. ı D 4 f 4 }

($) Von der Alb, 8. Febr. So eben bringt das Verordnungsblatt
für die großh. Poſten⸗ und Eiſenbahnen die Verfügung, daß dem Orden der
„barmherzigen Schweſtern“ —alseinerallgemeinen Wohlthätig-
keits anſtalt — ahinſichtlich ſeiner dienſtlichen Correſpondenz und der Geld-

Landesſtiftungen!! Wir konnten in der That unſer Staunen nicht unterdrük-










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Morgen entgegenfehen, ohne befürchten zu müffen, i @:‘Ratfiofl;
ken begrüßt zu werden; e6 fann mit,Andacht, der lateiniſchen Meſſe beiwoy-
neu, ohne ſich von dem Gedanken ſtören zu laffen, daß in derſelben Stunde ſie
irgendwo aͤnders deutſch gehalten wird. Die Deuiſchen beſigen noch zu we-
nig Deutſchheit und haben noch zu viel Anhänglichkelt an die Büreaukratie, als

E yadıo _

on einem Deut

auſbringen , folltem. .. Die Fahndung auf den Scheibel von Seiten des Ober-
Amtes ſteht daher ihm ſowie der Gründung einer neuen Gemeinde weniger
im Wge, als die Liebäugelei von Seiten der Bürger,, denn erſteres nüßt,
legierıs dagegen ſchadet, was hiemit dem Oberamte und zwar zu feinem Bor-
ihlile zu wiſſen gethan wird. *—ESt v&n Mn na 9a6
(=) Dberkirch, 9. Febr. Ich beeile mich, Ihnen eine ruchloſe Ihat
zu berichten. Heute Nacht gegen 1 Uhr brach in unſerer benachbarten Stadt
Oppenal zu gleicher Zeit und an vier perſchiedenen Stellen Feuer aus, wels
ches ſieden Wohnhäuſex mit Nehengebäuden und dae Dekonomiegebäude des
Pfarrhauſes in kurzer Friſt in Aſche legte! Eine Brand —8 al-
ſein Zweifel. Reißholz und Schwefelfaden waren an ınehreren Orten gelegt
und angezlndet. Die Frechheit der Thaͤter ging ſo weit, —
und Roͤhren an den Feuͤerſpritzen entwendet, ünb das Walfer im Gewerbekanat
abgekehrt geweſen. Nur die ſchnele Hülfe der allenthalben herbeigeeilten Bes
woͤhner benachbarter Orte und die angeſtrenzteſte Ihäligkeit der Leute ver-
mochten größeres Unglück abzuwenden! Die emgeleitete. Unterſuchung wird
die nähere Veranlaſſung zu dieſer ſcheußlichen Handlung aufbellen.. „
Oppenau, das fruͤher blühende Städthen war ſeßr gecherbreich, iſt aber
ſeit wenigen Jahren, durch die ſchlimmen Verhaͤltaiſſe und Erſcheiaungen der







thätigkeitsanſtalté, ſie werden in den Geueß giecher Privtlegien beſctzt
wie alle „allgemeine“ Landesſtiftungen!
wie aller Welt iſt denn ein Orden von barmherzigen Schweſtern einc allse
meine Wohlthätigleitsanſtalt?
dem Namen nach
die Geſchichte ſeines Beſtehens von Anfang an, die Belege liefert, wie aug
feine Krankenpflege eine fehr ſtark römiſchgefaͤrbte iſt, und nur inſofern eine all-
gemeine genannt zu werden verdient, als ſie, wenigſtens in ſehr vielen Fällen,


dieſex Verordnung liegt! Seit mehr alg 10 Jahren beſteht in unſerm Lande
ein Verein, gegrundet von einem warmen Freunde der leidenden Menſchheit?),


ſtalten, die eine in Durlach, die andre in Mariahoͤf bei Donaueſchingen, und


genommen, von denen nicht wenige als brauchbare, tüchtige Menſchen die An-


ſind ſehr bedeutend, und ließen deßwegen den Wunſch entſtehen, es möchte von


Vereins d. h. des Landes, nachgelaſſen werden. Es wurden zu den Z3wect auch
Schritte gethan, wenn wirnrecht unterrichtet ſind, wiederhoitemal aber —


Was joll man aber nun dazu ſagen, daß dieſelbe Büte, welche

Schweſternmnicht abgeſchlagen wurde? hat einer von beioen mehr Anrecht auf
„Attgemeinhert“ feiner Wirkſamkeit ſo iſt es der erſtere! Wir fragen darum
noch einmal, wo iſt da die Gerechtigkeit?
*) Amottiſationskaſſendirektor Carl Scholl in Korlsruhe.
+ Bruchſal, 29. Januar. (Verſpaͤtet) Em Unwelter, wie noch nie
eines an dem Bruchſaler Horizont geſtanden, drohte ſchon ſeit längerer Zeit


Ober⸗Amtes, die, den Blitzableitern gleich, die Gefahr abgewendet und auch
Dank jenen Männern, denen gegen ſolche Gefahr übernatürliche Kräfte zu Gebot
ſtehen; daß ſie nicht die Geiſtesgegenwart verloren haben. Zuerſt glaubte man
unſere guten Bürger und frommen Frauen, unſere greiſe Väter und zarten


vor einem reißenden Wolf in Achttzu nehmen habe und als man ſich dennoch
nicht in Acht nahm, that das Ober-Amt die nöthigen Schritte. Es ließ durch


Scheibel von Durlach eine deutſch-lath Rede gehalten haben ſoll. Der Wahr-
heit gemäß wurde angegeben, daß Scheibel die Gelegenheit, weil Mehrere
anweſend, die die duriacher Gemeinde unterſtützen, benützt habe, um ſeinen
Dank dafür auszuſprechen und nun — was kömmi? Mirabile dietu: „Nach


weitern Einſchreitung die Anzeige gemacht werden.“ Wie kann man Gottes-
dienſt halten, wo keine Gemeinde iſt? und wenn eine Gemeinde da iſt, wie
kann es dann das Ober⸗ Amt verbieten? Freilich nennt das Ober⸗Amt die, welche
von den veralteten Gebräuchen nichts mehr wiſſen wollen, DeutſchKatholiken,
allein dann hätten wir, wenn dieſe innern Reform-Freunde für Deutſch-Kaͤtho-
liken gelten, in jedem Orte Gemeinden und kein Ober- und kein Pfarramt
hätte mehr die Gewalt ihnen Einhalt zu thun. Aber leider bleiben eben dieſe,
ſo ſehr ſie gegen die Hierarchie zu Felde ziehen, ihre Anhänger und ſo lange








unbemittelten Arbeitern gehörcu, und das ——
Proletariat vermehren. Aller Fleih, alle Thätigkeit, waͤr vergebenes Ringen




mit dec Noth und Armuth. Das h-utige Ungluͤck trifft den Ort um ſe
rer. Will dieſem abgeholfen werden, mug die Rehietung in das Mittel ir
ten — wozu ihr ſo nahe Gelegenheit in dei ſchon ſo oft gebetenen und ſelbſt

velheißenen Anlage uno Wlederherſtellung dex kürzeſteu 4

ſ

früher 40 ſtark frequentirten Berbindungsſtraße Badens mit Vuͤrlemberg uͤber

den f g. Roßbuͤhl und Kniebis gegeben iſt. — ꝛ —
Vedge das heutige die Stadt Oppenau durch wenige ſchlechte Haͤude de-
troffene Unglücf ‚ein, weiterer Beweggrund zur drinzend nothwendigen Erful-
lung lais gebegter Bitten werden um ſie vor völligem, ſonft rettungslofen
Ruin zu Jhlißen. . ' V B Y⏑Y⏑ 4
. d Aus dem badiſchen Mittelrheinkreife, 10, Febr. Die Schulleh-
verpetition, die eine ſo auffällende Aufmerkfamfeit auf fid30g, ift. uun den
Ständen und wie wir hören auch dem HohHpreißlihen Minifterium des In
nern gorgelegt. Sie wurde, bededt mit 1563 Unterfhriften , yon . dem Abg,
Dr. Biffing bereits ſchen in der 18 ten Sffentliden Sigung der hohen zweiten
Kammer ühergeben. Alle Bemühungen der Gegner das Zuftandefommen Dders
ſelben zu verhindecn, wo möglich gegen eine bedeutende Zaͤhl Unterſchriften
nach Kräften zu wirken, ſind an dem gefunden, Sinne des größten Theiles
der baͤd. Volkoͤſchullehrer geſcheitert. Sıe haben eine Selbitfiändigkeit befuns
det, gegenüber fo fpezieller, bıs in die kieiuſte Kleinigkeit. ſich erfredenden,
und daxum äußerſt drückendea Beaufſichtigung, die alle Anerkennung verdient.
Nicht Verſprechungen nicht Drohungen nicht Lob und Tabel, noch ſon-
ſtige Einſchuͤchterungsverſuche vermochten etwag an der Saͤche zu Andern.
Die Petition kam zu Stande mit mehr Unterſchriften als je zuvor. Dies aber




Keinen Augenblick in Berlegenheit, wie ſie hierüber Fönnten ‚Lärm maden, um

7 3 33

damit Auffehen zu erregen, „erfauften ſie einen Theil der Tagespreffe . und fine

ö

gen an, die Petition der Schullehter zu bevorwoͤrten/ ähulid
Perttrongfturme ante 1840, , Noch dauert diefes Treiben fort, und es zeich-
net ſich hierin, neben einigen andern Schmähblättern, ‚Ddie ä}jt’w‘u}‚fir Zeituug
vühmlich aus. Die öffentliche Meinung foll durch dieſe Manipulationen beſto-
Den, foll irre geleitet und gegen die Anträge der Petition, aufgeftachelt wer-
den. Allerdings fein überlegt, aber ungeſchiet ‚ausgeführt.. Alle„bis 2
ſchienenen Angriffe hatten auch nicht die Spur von einer gegentheiligen üeber-
⏑ 4 —
böswilliger Verdächtigungen/ die man am allerwenigften »ona»nfü{üen er-
wartet, baͤtte, die ja unter Anderm den Beruͤf haben, gegen Luge Haß
und allen böfen Willen zu Fämpfen. Ob veßhalb das Drojeit der Feinde ger










der die Thatſachen nunmehr offen aufliegen, und zu weidher. mir bloß die Stim-
men bex Geiſtlichen gehören, ſteht zum Stüce gegenwärtig nicht auf ſo ſchwa-
* —4 — — liche, es werde dem Bemühungen einer
artei, die ſo gerne im Finſtern tappt, gelingen, dieſelbe Angeſichts ſo pluin-
per Mittel in ihrem Urtheile zu * 1444 *


Rr. 29 der Karlsr Ztg./ richtet ſich aus den oben angeführten Gruͤnden felbft
denn er ſtrotzt von Lügen, Entſtellangen und Verdächtigungen, und es gehoͤrt
ein hoher Grad von Geſunkenheit dazu, um ſich zum Autor eines ſolch elen-
den Machwerkes öffentlich zu hekennen. Er nennt die fortſchreitenden Lehrer
„Sultane, Radikale“, die darauf ausgiengen „alle geſetzlichen Bande
zu löſen und die Grundlagen des Stagtes zu untergrabenz die alfo. » Dema-
gogen“ ſind. Eine merkwürdige Entdeckung dieſes Geiftlichen, der auf po-
litiſchem Felde, wohin ihn die Nachfolge Chriſti und der Apoſtel aber keines-
wegs geflellt hat, zum Demagogenriechex geworden iſt, anſtatt ein beſcheide-
ner, anſpruchsloſer, emſiger und treuer Hirte im Reiche Gottes zu fein. —
Die Volksſchullehrer ſind mit jedem andern Stagtsburger ebenmaͤßig be-
rechtigt, von den ihnen zuſtehenden ſtaatsbuͤrgerlichen Rechten verfaſſungsmaͤßi-
gen Gebrauch zu machen; ſie dürfen alfe pelitioniren und mitſprechen über
die gegenwaͤriig in alle Kreiſe der Geſellſchaft dringen, ebenfo

*

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