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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0189

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halbjährlt



Auf die „Mannheimer Abendzeituug“












Gelder: frei einzuſenden.




Kreuzer. — Briefẽ und







Wn werden vollſtändig nachgeliefert.



Deut ſchland.
** Karlsruhe, 14. Febr. Vierundzwanzigſte öffentliche Sitzung der
Aen Kammer unter dem Präſidium Mittermaiex's. 4
Auf der Regierungoͤbaͤnk! Regenauer, Preſtinari; dann Belt und Stengel.
Der Präſident eroͤffnet die Sitzung und theilt eine von der Erſten Kam-
mer eingelaufene Zuſtimmung mit, in Betreff „Luxemburg's“ und der „Dampf-

Gaͤllerte zu ſtark, die Stunme des Präſideuten aber auffaͤllend ſchwach war, ſo
konnte Genaueres nicht vernommen werden. *

Der Praſioent kündigt an, daß der Abg. Brentano eine Motion begrün-
den werde auf Einräumong atter bürgerlichen und politiſchen
Rechte an die Ifraeliten. }

Schaaff legi eine Petition von landwirthſchaftlichen Bezirksvereinen vor,
Gründung einer Ackerbauſchule im Odenwald.

Sauth: Peuthon in Belreff von Vuinalſtraßea; Aufhebung der Jagd-
rechte; Aufhebung der Kaufakziſe, Einfuhrung einer Kapitalfteuer.

Mez; Vetuion aus Berghauſen mit 32 Unterſchriften zur Beibehaltung
der Todesſtrafe.

Buhl: eine Beſchwerde gegen die Waſſer- und Straßenbaudirektion.

Riefterer: eine Petition von 948 Bürgern über „Weinakziſe GDE
eigenthümliche Sprache des Leſenden macht das Verſtändniß wiederum un
moglich.

Da verſchiedene Kammermitglieder, deren Anweſenheit bei dee Diekufſion
über den Siegleſchen Bericht dem Präſideuten wunſchenswerth wäre, ſich noch nicht
eingefunden haben, ſo wird einſtweilen zur Erſtattung von Petitionsberichten
geſchritten.

Helbing berichtet über die Eingabe der Schiffer von Wertheim, welche
Beſchwerde fuyren weßen der von der baͤtctſchen Regieraug an der badiſchen
Gräͤnze aufrecht erhaltenen Fruchtſperre. Dieſe Sperre, welche gegen die Br
ſtimmungen des Zollvereinsvertrages verſtößt, werde ſoͤgar jetzt! der den ge-
ſunlenen Fruchipreiſen, fortgeſetzt. Die Graͤnznachbarn müſſeu deßwegen Wr
Btod viel thenrer bezaylen. — Die Kommiſſion trägt auf empfehlende Yeber-
weijung der Petition an. \

Schmitt beilagt die Art, wie Baiern's Koͤnig die „ deutfhe Einheit“
verſtehtz er hält die Hülfe jetzt fur zu ſpät
wenn iym ſein Ueberſluß abgenommen werde.

Neyg. Kommiffär Kegenauer glaubt hiergegen einen erheblichen Ein-
wand zu machen, indem er mittheilt, die genannte polizeiliche Berordnung da-
ure ſich ſchon vom — 11 Nov. 1845 ſer. Nach dieſer Verordnung müſſe
alles Getreide in Baiern auf öffentlichem Markte feilgeboten werden, und es
koͤnne nur das auf einem Martte gekaufte ins Austaud gehen. Baden ſei
durch die heſſiſche Regierung und durch die Regierung des Unterrheinkreiſes
auf dieſe Maßregel aufmerkfam gemaͤcht worden. Das Finanzminifterium, in
Kommunikation mit dem Miniſterium des Innern getreten, habe dann oas
Miniſterium der auswärtigen Angelegenheiten erfuchen laſſen, auf diplomati-
ſchem Wege einzuſchreiten. Das ſei „ohne Zweifel“ geſchehen. Juͤdeſſen weiß
der Herr Regierungekommiſſär über den Erfolg „Nichis.“

Schaaff will für den Fall, daß kein Reſultat erzielt werde, Retor-
fionsmaßregeln.

Scmitt. Nach der Angabe der Petenten handle es ſich nicht um die
bairiſche Marttordnuag, ſondern darum, daß ſie verhindert geweſen feien, bei
allgemeinen Fruchtverſteigerungen zu erſcheinen.

Aegenauer! So verhalte ſich die Sache nicht; vielmehr dürfe nur ein
Ausländer nicht unmittelbar Früchte über die Gränze führen. *
' Seymitt wil keine Reiorſionsmaßregeln, ſondern eine Beſchwerde beun
deutſchen Bund. Doh ſei den Petenten damit nicht geholfen. -

SGhaaff will Ketorſionsmaßregein alg das einzig Uebrigbleibende nach
fruchtloſer Betretung der andern Wege.

— Bogelmann, Nicht nur, daß man nicht direkt habe Früchte kaufen,
man habk nicht einmal vom würzburger Markt ohne Gefahr kaufen können.
Will Maßregeln, um für immer dieſe Plackerein zu beſeitigen. }

Knapp als Schaumweinfabrikant verlangt zur großen Heiterkeit des Pu
blitums, daß der Wein aus Rheinbaiern nicht in's Land gelaſſen werde.

Vuhl frägt an, wie es mit Aufhebung des Ausfuhrzolles auf Oetreide ſtehe.
Regierungscommiſſar Regenauer deruft ſich auf ſeine frühere Erfläs
rung, nach welcher biunen 14 Tagen die Sache erledigt ſein ſollte.
Der Präſident erklärt, daß er jetzt die Frage auf die Tagesordnuug
werde ſetzen laſſen. * _
* Helbing bedauert den von der baieriſchen Regierung eingeſchlagenen
apolizellichen Wegu als eine „neue traurige Seite des Zollvereins

Der Regieruͤngscommiſſaͤr wird darüder ſehr unwillig; es geſch

klamationen.
ü Schhmitt, Wenn die Zeit voruͤber iſt!
° Ag MegCommiffär Negenauer: was denn der Abg. Schmitt anders gen

macht Hätte, als auf diploͤmatifchem Wege verfahren? 8
K ‘é„@@mit’t‚ Es iſt zu bedauern, daß der diplomatiſche Weg ſo weite
M e eaı ‘ —*
Zuß Der Zollverein ſoll Mittel zur ſchnellen Erledigung geben.
.2 Der Antrag der Kommiſſion auf empfehlende Ueberweiſung wird ange-

*





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1 4 2



ähen ja Re-



7

noͤmmen.













Die 3— — zum Bexichte des Abg, Helbing/ Petition mehre-
1r Bürger aus Nheinbifhofsheim in Betreff der Hanfindufrie, Die Pe
}üä%{“@;‚fgbéfi*'p’m:fl10"„‘ Jaͤhren hätten wir Deutſchland, Fraukreſch und die



S *


Schweiz mit unſerm Hanf verſorgt. Die Konkurrenz von Halten. Gaaten
Belgien und Holland in Rohſtoffen und Fabrikaten * ——
dergedruͤckt. Die Petenten verlangen daher Zollſaͤtze, welche den fraͤnzoſiſchen
gleichkommen; den ruſſiſchen Hanf wollen ſie davon ausgenommen wiffi —
Der Hexichterſtatter fiudet die Urfaͤchen dis Verfalls unferer Haufinduſtrie
haupifaͤchlich in der geringen Sorgfalt des Anbaues; der ausländiſche Hanf
habe 8 cſichlich der Vereitung viele Vorzüge. Eine künſtliche Preiserhöhung,
eine Erſchyerung dex Eiufuhr von Rohſtoffen habe zur Folge, daßfich 8⏑
meren Llaſſn der Baumwollſurrogatk bedienen.: . Datn : fet. der Zwed der
boben Zollſätze nicht erreicht. Dagegen ſei der Zoll auf Fabrikate im Intereffe
der Induſtrie gerechtfertigt, wenn auch nicht die franzöſiſchen Zollſäße ange-
\ ol Der Kommiſſtonsautrag geht auf empfehlende Neber-
weiſung der Petition mit Beifügung des Berichte an das Staatsminiſterium.
Dörr verlangt, daß auch'die Rohproͤdukte mit einem angemeſſenen Zoll
belegt werven. Für gute Bereitung ſei neuerdiugs Viel bei ung gefchehen es
werde hei der Ausſicht auf größere Verkaufsgelegenheit noch mehr. geſchehen.
Er hofft, daß die Regierung berm nächtten Zollkongreß geeignete Anträge
macht. Stimint zum Kommiffiousantrag. — —
Peter, im Hanfland geboren, deklagt das Sinken unſerer Haufinduſtrie,
dexen Hauptfeind der italieniſche Hanf ſei. Er will wegen der Konſumenten
leinen großen Zollſatz, aber einen mäßigen, bei welchem Häufer und Hanf-
händler ihren Gewinn haben. Erklärt ſich im Sinne Dörr’s, H

Chriſt betrachtet die Sache wieder alg eine nationale Angelegenheit und
verlangt Schutz gegen das Ausland. Vom Hanf behauptet er, daß er nicht
mehr reiner Rohſtoff ſei, ondern Fabrıkat; als folches ſei er mit Zoll zu belegen.

Vogelmann erklärt ſich gegen den Zoll auf Rohſtoff, der nur der Als

gemeinhen ſchade, und den man nur dadurch habe zu rechtfertigen wiſſen, daß
Der Redner kennt die italitniſche
Penfinduſtae vermoge ſeuer fruͤhern Stellung; er fludet die Haupturſachen
ihrer Bluthe in dem dortigen Kiima, der Zuͤbereitung des Bodens (durch
Vautabſalle und geraspelte Knochen) und der großen Sorgfalt im Anbau.
Sorgfalngerex Andau werde auch bei uns größeren Abſatz zur Folge haͤben;
wenn unſer Hanf an Zartheit dem italieniſchen nachſtehe, fo übertreffe er ihn
an Stärfe, Hauptfächlich jei aber darauf zu ſehen, daß nicht durch das de-
trügliche Weſen eines Einzigen der Kredit eines ganzen Ortes vernichtet werde.
Iſt mit dem Kommiſſionsantrag einverſtanden. 4 4
Knapp hat ſchon „vor längeren Jahren “ über dieſe Sache nachgedacht
Er findet, daß bei der Hanfinduſtrie eine große Vorauslage zu machen ſiſt, die
eben nur dann gemacht wird, wenn ein Zellſchutz große Garantie des Erfatzes
und Gewinnes leiſtet. Den ruſſiſchen Hanf, der „mit der Knute gebaut“
werde, will er nicht zollfrei eingehen laſſen. S i
Mez fügt zu Bogelmann’s Bemerkungen noch zwei andere hinzu: bei der
Blüthe der italieniſchen Hanfinduſtrie ſeien noch zwei Haupturſachen; die Wohl-
feuheit des Grund und Bodens, und die billigen Arbeitslöhne, . Da Mez im
Allgemeinen für den Schutz der Arbeit iſt, ſo würde er auch eine Beſteuerung
des eingehenden Rohſtoffes vorſchlagen, wenn er nicht nach dem bisherigen
Stand unſerer Hanfproduktion die Nutzloſigkeit oder gur Schaͤdlichkeil einer
ſolchen Maßregei vorausſahe.
Buhl will die Verbeſſerung der Hanfkultur durch Yra '
Statt der Hornſpäne und Hautabfälle Fönne man dei uns wollene Lumpen
als Dünger vernutzen. E V

Kapp glaubt, daß die Regierung bei ihren Anträgen am Zollkongreß
durch die würtembergiſche Regierung unterftüßt werde. Gegen das Ausland
will er „Vergeltungsmaßregeln.“ '

Der Antrag der Kommiffion auf empfehlende Ueberweifu

wird angenommen. * 4

Die Tagesordnung führt zur Diskuſſion über den Siegle'ſchen Bericht, die

von dem ſtändiſchen Ausſchuß geprüften Rechnungen der Amortiſations-Kaſſe
U, . w. betr. « : ; .
* Antrag der Kommiſſion bei S. 2 lautet: —

„die Kammer wolle die Hauptſtaatsrechnungen fuͤr 1845 und 1846 als
richtig der Ziffer nach und vorbehaltlich der Prüfung im Einzelnen bei den
Nachweiſungen anerfennen, w - )

Angenommen. E ;

Zu $$. 3 und 4: „Die Darſtellungen der umlaufenden und der beſtehen-
den Bezirksfonds alg mit den Ergebniſſen der Hauptſtaatsrechnungen uͤber-
einſtimmend anzuerkennen.“ 2 2 —

Angenommen.

Zu $. 5: „Die Rechnungen der Amortiſationskaſſe für 1945 und 1846
anzuerkennen und dabei den Wunſch auszufprechen, daß die großberzogliche
Regierung auf dem im Bericht angedeuteten Wege für Beſeitigung des Rechts
alter Abgaben wirken werde.“ — 5

Im Bericht heißt es bei dieſem $ an einer Stelle: „Wir können nicht

ug der Vetition


theilige Einwirkungen auf Handel und Gewerbe wir neuerdings in ſehr be-
dauerlicher Weiſe wieder kennen lernen mußten, ſondern auch der bedeutenden
Anzaͤhl minder koloffaler, aber dennoch Zutrauen verdienender Gefchäftsleute der
Vortheil ſolcher momentan wohlfeileren Geldmittel durch eine zu errichtende
Bank zu gut 44 * 1 *
leber dieſen Wunſch ergreift 3 Al 4
8 * Voͤrt. Die Staatsgelder würden zu ſo billigen Zinſen an die
großen Häuſer gegeben, während die Induſtrie von denſelben Häuſern mit
ſo großen Zinſen ſie wieder abborgen muͤßte. . \ —

*
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