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Massmann, Hans F. [Editor]
Der keiser und der kunige buoch oder die sogenannte Kaiserchronik: Gedicht des zwölften Jahrhunderts von 18,578 Reimzeilen ; nach 12 vollständigen und 17 unvollständigen Handschriften, so wie anderen Hülfsmitteln ... (Band 3) — Leipzig, 1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.28335#0516
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488

beibehält. Wenn der Annoclichter in Z. 335. den Thüringern die Sitte bei-
legt , daß sie die Schwerter falls hießen, so tritt hierin die S. 275 nachge-
wiesene Verwirrung der Stelle der Kaiserchronik bei Jenem zu Tage und
löst sich dadurch Dr. Bezzenbergers Bemerkung S. 108.

Die Sachsen heißen sonst afpera gens (V'enant. Fortan. 3, 9), Sa-
xones rebellantes (Greg. Tar. 4, 20), Saxones cradeles et efferi
(Salvius de gnbern. dei 8), Saxo lioflis eft oinnium hoftiom trnculen-
tior (Sidon. Apoll. 8,6), Saxones feröces (Eginh. 7, Pertz 2, 367), die
grimmen Salifen (Roland 65, 4), die wilden Salifen (Kudrun 366, 4.
1503, 4. Lohengrin S. 150, Maerlant Wapene Martin 109), die kuonen
Salifen (Roland 184, 21), kiindec als ein Salifc (Seifrid Helbling) usw.

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Die Sage vom Streite der Sachsen mit den Thür in gern veranlaßt,
auch diese näher ins Auge zu faßen.

Auch ihr Name ist lateingelehrt als dnri ad laborandnin et bellandnm
oder aber als Döringer cl. i. Törlinge (Joh. Rothe Thüringische Chron.
und Adam Lrsinus Chron. Thuring.), weil sie mit den Sachsen sich ein-
ließen J), oder auch als Dorreringe (dürr, durri), qni aridi et inutiles
videbantur ad bellam QGobelinus de Persona nach der Glosse des Sachsen-
spiegels 3, 44) gefaßt worden.

Ihr Name (mhd. Daringe, Düringe, Diirege; ahd. Duringä, ags.
Thyringas, demgemäß goth. Thuriggos, lateinisch Thnringi, ist in der
älteren Zusammensetzung HerinunDuri (Püllej. 2, 106, Plinius, Tacit.
wsw.), 'Eq(j.ovv8ov{>oi. (Dio Cass., EqpovSoqol Strabo 7, 290) wegen des
Zusammenstoßes der Laute falsch geschrieben worden statt H e r m u n T u ri
d. i. Airmun-Thurös.

Da, wo die Römer (zum letzten Male noch Jornandes 22) uns früher
Herinunduri nannten, treten im fünften Jahrhundert wirklich jene Toringi
(Vegetius Renatus 4, 6., Sidonius Apoll, carm. 7, 323), Thoringi (Cassio-
dorus~), OoQiyyoc (Procop. b. gotli. 1, 12), Thuringi als Jener Nachkommen
(Jom. 55), bis zur Donau südöstlich QEugippii Vita Severin. 31. 22), so
daß der Regnnus-Fluß noch in Thürin g en (beim Geograph. Ravenn. 4,
25), wo sonst die HermunDuren (Tacit. A. 2, 63. G. 41).

Aber schon der genannte Geograph ns Ravennas (4, 45) setzt
Thüringer auch neben die Franken des Rheins; nach Procopius (b.
g. 1, 12) hätte Augustus, der bekanntlich umgekehrt auch eine cohors
Sugambra vom Rheine nach Thrakien sandte (Tacit. A. 4, 47, wie
eine cohors Batava bei dem nach ihr genannten Pa^gouwe stand), die
&OQLyyovg an die Ostseite der Franken gesetzt. Wändernde Hermunduren

0) Schon die Glosse zum Sachsenspiegel (3, 44) macht aus den Thü-
ringern Wenden und Thoren; aber töre (mnl. dör) erscheint nur im Mit-
telhochcl. und steht im Selbst- u. Mitlaute ab vom mhd. Diirinc. — Man
hat an die olim boni aequique Chernfcä, nunc inertes et Haiti vocantar
(Tacit. Germ. 36) erinnert. Bekannt ist auch der ahd. Spruch in Münche-
ner Hdschr. Tole fint Uualhä, fpahe fint Peigirä: ßulti funt Romani,
fapienti (fic) funt Bajoarii.
 
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