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Matějček, Antonín
Die böhmische Malerei des XIV. Jahrhunderts — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 12: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.68792#0008
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drucksvollen Federzeichnungen des Passionale
der Prinzessin Kunigunde, Äbtissin imSt.Georg-
kloster auf dem Hradschin (aus den Jahren 1312
und 1314). Der Illuminator erscheint als maßvoller
Realist, dessen Wirklichkeitssinn durch das durch-
aus monumentale Form empfinden in Schranken
gehalten wird. Die energisch geführte Linie ist
ihm, ebenso wie dem Zeichner der Velislavbibel
das formbildende Element, die Farbe dient ihm
noch immer als ein sekundäres Ausdrucksmittel,
das jedoch an manchen Stellen im Vergleich mit
den durchschnittlichen Erzeugnissen des Zeitstiles
an Bedeutung gewinnt.
Die Bilder des Passionale lassen deutlich erken-
nen, daß dieser monumentale Stil nicht in einer
Schreibstube entstanden ist, daß er vielmehr als
eine Schöpfung der Wandmalerei zu betrachten ist.
In der Tat begegnen wir in Böhmen einer Reihe
von Wandgemälden, die uns trotz aller Entstellun-
gen durch Zeit und Hände der Restauratoren das
Werden und Ausreifen des monumentalen Linear-
stiles erkennen lassen. Die Wandmalereien von
Pisek, Teindles, Prühonice, Kostelec, Hosin,
— um die in größerem Umfange erhaltenen zu nen-
nen — zeigen uns, wie sich die großen Gemäldezyklen
entwickelten, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt durch
neue ikonographische Motive bereichert, in stetiger
Steigerung des Ausdrucksvermögens der Linie. Der
große Bilderzyklus in der Burg Neuhaus aus
dem Jahre 1338, der die St. Georgslegende illustriert,
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