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Matějček, Antonín
Die böhmische Malerei des XIV. Jahrhunderts — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 12: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.68792#0012
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ginals ist, sind der Einflußphäre des Hohenfurther
Meisters zuzuschreiben, das bekannte Votivbild
des Ocko von Vlasim, sowie das Altar werk von
Mühlhausen stehen in engster Beziehung zu der
Werkstatt des Meister Theodorich. In die Zeit nach
der Jahrhundertmitte sind wohl die verschollenen
Urtypen der viel kopierten Madonnenbilder zu
setzen, deren kunsthistorisch zufriedenstellende Zu-
sammenstellung und Klassifizierung noch nicht
durchgeführt worden ist.
Ein ganz neues Gesicht bekommt die böhmische
Malerei durch einen Meister, dessen Tätigkeit frü-
hestens in die achtziger Jahre zu setzen ist und dessen
Kunst eine starke Verwandtschaft mit den großen
Nordfranzosen der Zeit aufweist, den Meister des
Wittingauer Alt ar werk es. Es ist kein verlegener
Sucher, sondern ein Künstler von Genie, ein Neuerer
in Raum- und Formauffassung, ein unvergleich-
licher Kolorist, welcher der Farbe die ganze form-
bildende Kraft zu entlocken versteht. Die Tafel-
bilder seines zerstreuten Hauptwerkes, in denen
die mittelalterliche Buntheit überwunden erscheint,
gehören zu den besten Leistungen der europäischen
Malerei vom Ausgange des Jahrhunderts. Neben
dem Wittingauer Meister verdient noch der Meister
des Raudnitzer Flügelaltares genannt zu
werden, dessen Kunst das Niveau der zeitgenös-
sischen Malerei hoch überragt und dessen Einwir-
kung sich weit über das Ende des 14. Jahrhunderts
in der böhmischen Malerei bemerkbar macht.

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