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Matthaei, Adelbert; Thaulow-Museum <Kiel> [Hrsg.]
Zur Kenntnis der mittelalterlichen Schnitzaltäre Schleswig-Holsteins — Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.21808#0027
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vorliegen, nur dann für die bildende Kunst etwas übrig zu haben pflegt,
wenn es ihm gut geht, wenn er über Wohlstand und Müsse verfügt, so
werden wir auch im Leben eines Volksstammes nur in denjenigen Zeiten
eine eigene künstlerische Regsamkeit erwarten dürfen, wo für ein Aufblühen
der Künste günstige Verhältnisse obwalten. Das Bild, das die erhaltene Holz-
plastik bietet, wird mit dem Gesamtkulturbilde des Landes zu vergleichen
sein, ganz abgesehen davon, dass aus diesem die Beziehungen hervorgehen,
die die Bevölkerung zu auswärtigen Kulturzentren gehabt hat.

Mit diesem historischen Überblicke soll begonnen werden. Es folgt die
Betrachtung der Schnitzaltäre, um dann auf Grund des dabei festgestellten
Entwicklungsganges das im Thaulow-Museum vorhandene Material zu geben.

I.

Überblick über die Geschichte des Landes bis 1530 unter Berücksichtigung der für
die Kunstcntwickliiiig massgebenden Gesichtspunkte.

Wer die Geschichte Schleswig-Holsteins im Mittelalter überblickt, wird
um die Mitte der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in all' den beständigen
Wirrsalen und Kämpfen einen bedeutungsvollen Ruhepunkt finden, in dem
das Land gleichsam Athem schöpft und nach den vergangenen Unruhen
seine Wege für die Zukunft klarer als bis dahin vorgezeichnet findet.

Das ursprünglich kerndeutsche Land, in dem wir den Sitz der Teu-
tonen und der Cimbern zu suchen haben, und das daher G. Waitz 1) als den
Ausgangspunkt aller deutschen Geschichte bezeichnet, hat im Laufe der ersten
1 1 Jahrhunderte, teils in Folge der Wanderungen, teils in Folge der auf den
Süden gerichteten Politik der deutschen Könige die Vorherrschaft des deutschen
Elementes eingebüsst.

Schvvansen und der Dänische Wohld waren im XI. Jahrhundert noch
mit dichtem Walde bedeckt und der Kultur überhaupt kaum zugänglich,
die Landschaft Stapelholm bildete einen ewigen Kriegsschauplatz zwischen
Dänen und Sachsen. Der Norden war durchaus dänisch geworden. Nur im
Westen hatten sich die deutschen Friesen gehalten. Im Süden hatte sich ein
grosses slavisches Wagrierreich gebildet und das Deutschtum mehr und mehr
zurückzudrängen begonnen. Das Christentum war zwar in dieser Zeit ein-
gedrungen und es fand seine Stütze im Wesentlichen immer noch in Deutsch-
land, aber seine Anpflanzungen wurden oft genug wieder in ganzen Land-
strichen zertreten, besonders durch die Slaven.

'J G. Waitz. Schleswig-Holsteins Geschichte. 3 Bde. Göttingen 1851 u. f.

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