Oie Schmuckformen 67
Kern, sondern sie bilden selber das Kapitell. Dieses Akanthus blatt ver-
liert nun unter Germanenhänden seine schön geschweiften Formen und
wird allmählich plumper, bis das Akanthusvorbild überhaupt schwin-
det. Anfangs beobachten wir noch ganz deutlich die Absicht, das korin-
thische Kapitell nachzuahmen (Abb. t8 2. 57). Auch andere antike
Kapitellformen, wie das ionische, kommen, wenn auch in sehr un-
geschickter Formengebung, vor. Dann nehmen die Blätter allmählich
einen anderen Charakter an (Abb. 17 u. 18 5.57). Mr lassen es dahin-
gestellt, ob, wie vehio meint, die fetten, dicken Blätter, wie sie die
heimische Sumpfflora bietet, das Vorbild abgegeben haben, oder ob
nur die Unbeholfenheit und der kräftige Sinn der romanischen Stein-
metzen zu jenen neuen, dicken Blättern geführt hat. Jedenfalls gehen
die Blätter allmählich in jene schwellenden Formen über, wie sie
„Arum, Iris, Aquilegia, plantago u. a." zeigen. Oie Umbiegung an
der Spitze nimmt in der Spätzeit in ihrer Umrollung mehr und mehr
die Form eines knotens oder einer festen knospe an (dies Knospen-
kapitell ist ein charakteristisches Kennzeichen des letzten Viertels des
12. Jahrhunderts). Auch in diesen knollenartigen Blattausläufen hat
die romanische Phantasie ein reiches Feld der Entfaltung. Nicht selten
laufen die Blätter in Tier- und Nlenschenköpfe aus. hinter den Blät-
tern tritt der Kern des Kapitells in Kelchform immer deutlicher her-
vor^ Me weit die Vorstellung des ursprünglichen Naturblattes zurück-
getreten ist, geht daraus hervor, daß Rippen und Bänder mit soge-
nannten Viamantschnüren überzogen werden, d. h. mit Bändern, die
mit aneinandergereihten perlen oder Nagelköpfen belegt zu sein
scheinen, wie sie an den Schwertgehängen der Rüstung vorkommen
(Abb. 17 S. 57).
Gan; anderer Art sind die tektonischen Kapitelle, lvenn wir in
jenen eben besprochenen Formen die Nachwirkung der Überlieferung
erkennen, so sehen wir in diesen neue Versuche, den Übergang von
der runden Säule zum rechtwinkligen Bogenaufsatz in selbständiger
Weise darzustellen. Oer Kopf der Säule stellt sich hier dar als ein
Kegel oder eine Pgramide oder eine zugerichtete halbkugel, die mit
dem verjüngten Teile auf dem Säulenschaft aufsitzt. Oie originellste
Form ist die des Würfelkapitells (Abb. 14 u. 19 S. 57). Rian kann sie
sich vorstellen als hervorgegangen aus einem Würfel, der an den vier
Seiten unten durch Halbkreise abgerundet ist, oder besser aus einer
halbkugel, in die auf vier Seiten rechtwinklig zueinander senkrechte
Kern, sondern sie bilden selber das Kapitell. Dieses Akanthus blatt ver-
liert nun unter Germanenhänden seine schön geschweiften Formen und
wird allmählich plumper, bis das Akanthusvorbild überhaupt schwin-
det. Anfangs beobachten wir noch ganz deutlich die Absicht, das korin-
thische Kapitell nachzuahmen (Abb. t8 2. 57). Auch andere antike
Kapitellformen, wie das ionische, kommen, wenn auch in sehr un-
geschickter Formengebung, vor. Dann nehmen die Blätter allmählich
einen anderen Charakter an (Abb. 17 u. 18 5.57). Mr lassen es dahin-
gestellt, ob, wie vehio meint, die fetten, dicken Blätter, wie sie die
heimische Sumpfflora bietet, das Vorbild abgegeben haben, oder ob
nur die Unbeholfenheit und der kräftige Sinn der romanischen Stein-
metzen zu jenen neuen, dicken Blättern geführt hat. Jedenfalls gehen
die Blätter allmählich in jene schwellenden Formen über, wie sie
„Arum, Iris, Aquilegia, plantago u. a." zeigen. Oie Umbiegung an
der Spitze nimmt in der Spätzeit in ihrer Umrollung mehr und mehr
die Form eines knotens oder einer festen knospe an (dies Knospen-
kapitell ist ein charakteristisches Kennzeichen des letzten Viertels des
12. Jahrhunderts). Auch in diesen knollenartigen Blattausläufen hat
die romanische Phantasie ein reiches Feld der Entfaltung. Nicht selten
laufen die Blätter in Tier- und Nlenschenköpfe aus. hinter den Blät-
tern tritt der Kern des Kapitells in Kelchform immer deutlicher her-
vor^ Me weit die Vorstellung des ursprünglichen Naturblattes zurück-
getreten ist, geht daraus hervor, daß Rippen und Bänder mit soge-
nannten Viamantschnüren überzogen werden, d. h. mit Bändern, die
mit aneinandergereihten perlen oder Nagelköpfen belegt zu sein
scheinen, wie sie an den Schwertgehängen der Rüstung vorkommen
(Abb. 17 S. 57).
Gan; anderer Art sind die tektonischen Kapitelle, lvenn wir in
jenen eben besprochenen Formen die Nachwirkung der Überlieferung
erkennen, so sehen wir in diesen neue Versuche, den Übergang von
der runden Säule zum rechtwinkligen Bogenaufsatz in selbständiger
Weise darzustellen. Oer Kopf der Säule stellt sich hier dar als ein
Kegel oder eine Pgramide oder eine zugerichtete halbkugel, die mit
dem verjüngten Teile auf dem Säulenschaft aufsitzt. Oie originellste
Form ist die des Würfelkapitells (Abb. 14 u. 19 S. 57). Rian kann sie
sich vorstellen als hervorgegangen aus einem Würfel, der an den vier
Seiten unten durch Halbkreise abgerundet ist, oder besser aus einer
halbkugel, in die auf vier Seiten rechtwinklig zueinander senkrechte