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Matthaei, Adelbert
Deutsche Baukunst im Mittelalter (1): Von den Anfängen bis zum Ausgang der romanischen Baukunst — Leipzig, Berlin: Verlag von B.G. Teubner, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.62986#0079
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Oie Schmuckformen 69
Portal angebracht wird,- in die kreisrunde Fensteröffnung werden wie
die Speichen des Rades Steinsäulchen eingestellt. Je mehr wir uns
dem Ende der romanischen Nunst nähern, desto mannigfaltiger und
barocker werden die Fensterformen, namentlich am Niederrhein. Da
finden wir Rleeblattbögen (/^), ausgezackte Rundfenster, Fenster, die
wie das Treff des Rartenblattes gebildet sind. Auch der reine Spitz-
bogen kommt vor, wenn auch selten. Einen weiteren Schmuck erhält
das Fenster dadurch, datz die Mauer an den Seiten abgetreppt wird.
Sn diese Abtreppung werden Säulen eingestellt, die, als Rundstab
fortgesetzt, den oberen Vogen umziehen.
Geschlossen wurden die Fenster bis etwa 1000 durch Tücher oder
holztaseln. Erst dann tritt das Glas allgemein ein. von der Nirche
zu Tegernsee wird uns z. B. berichtet, daß man ums Jahr 1000 die
Vorhänge durch cliseoloria pietururuin vitra, bunte Glasmalerei, er-
setzte. Das Glas war von vornherein farbig, weil man reines Glas
schwer Herstellen konnte. Oie Verbote des 12. Jahrhunderts beweisen
jedoch, daß man in dieser Zeit schon nach künstlerischen Gesichtspunkten
zusammengesetzte Farbgebilde hatte.
Reichere Gelegenheit zur Anwendung von Zierformen bietet die
Tür. Die gewaltige Stärke der Mauer nötigte schon dazu, durch Ab-
stufungen zur eigentlichen Tür überzuleiten. In diese Abtreppungen
werden Säulen eingestellt, die sich wiederum als Rundstäbe über den
Türbögen fortsetzen. Das Rundbogenfeld (Lünette, Tgmpanon) über
dem Türsturz (dem wagerechten Balken, der über die Pfosten
gelegt ist) bietet der Plastik Gelegenheit, sich zu entfalten. Oft be-
gegnen wir einem segnenden Ehristus in der Mandorla (einem mandel-
förmigen Strahlenkränze). Vie Spätzeit stellt auch Statuen an die
Portale.
Simse und Friese sind so mannigfaltig gestaltet wie die Rapitell-
formen. vorherrschend ist der Rundbogenfries, eine Aneinander-
reihung kleiner Rundbögen (Abb. 28), die häufig aufNonsölchen ruhen.
Daneben kommen jedoch zahlreiche andere Formen vor: Perl- und
Diamantbänder (Si 68), der Zickzackfries, das Schachbrettmuster u. a.
Letzteres besteht aus rechtwinkligen oder quadratischen Plättchen, die
abwechselnd vor- und zurückspringen, so daß das einfallende Licht mit
seinen Schatten die Musterung des Schachbrettes erzeugt.
 
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