Oie Lchmuckformen
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als wir bisher annahmen, besonders unter den Bändern und Friesen
mit ihren Tierbildungen auf altgermanische Motive zurückgehen?)
Ja, dies Unvermögen, mit dem überlieferten Formenschatze zurecht-
zukommen, führt dazu, hier und da wohl einen ganz selbständigen
Versuch zu machen, B. um durch eine Schmuckform den Übergang
zwischen der runden Säule und dem viereckigen Aufsatz des Mauer-
werks herzustellen. So erklärt es sich, daß der romanische Formen-
schatz bei aller Anlehnung an die Überlieferung doch des Eigenartigen
keineswegs entbehrt.
Veranschaulichen wir uns das oben Vargelegte an der Säule.
Trotzdem sie in wesentlichen Funktionen im romanischen Stil durch
den Pfeiler ersetzt wird, spielt sie doch noch eine große Rolle. Mir
treffen sie noch oft neben den Pfeilern, ferner in den Rrppten, in und
an den Fenstern und Portalen, vor allem als Pilaster (halb- oder
Dreiviertel-Säulen), als Vorlagen vor den Pfeilern und an der Apsis.
Oie Säule zerfällt in drei Teile: Fuß (Basis), Schaft undRopf (Rapitell).
Am wenigsten ist über den Schaft zu sagen. Er zeigt nicht jene
leichte Anschwellung, dis wir in der Antike finden, sondern läuft glatt
und mit leiser Verjüngung nach oben. Rannelierungen (senkrecht her-
unterlaufende parallele Aushöhlungen der Gberfläche) kommen in
Deutschland nur ganz vereinzelt vor^ dafür aber namentlich in der
Spätzeit mannigfache Riefelung im Zickzack oder in gewundener Linie.
Visse Verzierungen gehen sicher auf altgermanische Flecht- und Strick-
formen zurück.
Oie Basis ist überwiegend die attische, d. h. über einem quadrati-
schen Untersatz (der plinthe) lagern zwei Rissen, die durch eine Ein-
schnürung getrennt sind. Ver Rückgang des Formgefühls zeigt sich
darin, daß diese Basis, während sie sich ihrer Natur nach gleichsam
als unter der Last der Säule zusammengepreßte, schmale Mulstung dar-
stellen soll, im romanischen Stil oft eine unverhältnismäßige höhe hat
und gewissermaßen in den Schaft hineinsteigt (Abb. l6 S. 57). Dem
romanischen Stil eigentümlich ist, daß eine Überleitung aus dem run-
den Mulst zur viereckigen Plinthe hergestellt wird, indem an den vier
Ecken ein vermittelndes Glied, das sogenannte Eckblatt, eingeschoben
wird, vielleicht geschah das, um den vier Ecken mehr Festigkeit zu
geben. Vas früheste Beispiel dafür in Deutschland dürfte das Lang-
I) vgl. die S. Z8 genannten Werke von kl. Haupt und Seetzelberg.
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als wir bisher annahmen, besonders unter den Bändern und Friesen
mit ihren Tierbildungen auf altgermanische Motive zurückgehen?)
Ja, dies Unvermögen, mit dem überlieferten Formenschatze zurecht-
zukommen, führt dazu, hier und da wohl einen ganz selbständigen
Versuch zu machen, B. um durch eine Schmuckform den Übergang
zwischen der runden Säule und dem viereckigen Aufsatz des Mauer-
werks herzustellen. So erklärt es sich, daß der romanische Formen-
schatz bei aller Anlehnung an die Überlieferung doch des Eigenartigen
keineswegs entbehrt.
Veranschaulichen wir uns das oben Vargelegte an der Säule.
Trotzdem sie in wesentlichen Funktionen im romanischen Stil durch
den Pfeiler ersetzt wird, spielt sie doch noch eine große Rolle. Mir
treffen sie noch oft neben den Pfeilern, ferner in den Rrppten, in und
an den Fenstern und Portalen, vor allem als Pilaster (halb- oder
Dreiviertel-Säulen), als Vorlagen vor den Pfeilern und an der Apsis.
Oie Säule zerfällt in drei Teile: Fuß (Basis), Schaft undRopf (Rapitell).
Am wenigsten ist über den Schaft zu sagen. Er zeigt nicht jene
leichte Anschwellung, dis wir in der Antike finden, sondern läuft glatt
und mit leiser Verjüngung nach oben. Rannelierungen (senkrecht her-
unterlaufende parallele Aushöhlungen der Gberfläche) kommen in
Deutschland nur ganz vereinzelt vor^ dafür aber namentlich in der
Spätzeit mannigfache Riefelung im Zickzack oder in gewundener Linie.
Visse Verzierungen gehen sicher auf altgermanische Flecht- und Strick-
formen zurück.
Oie Basis ist überwiegend die attische, d. h. über einem quadrati-
schen Untersatz (der plinthe) lagern zwei Rissen, die durch eine Ein-
schnürung getrennt sind. Ver Rückgang des Formgefühls zeigt sich
darin, daß diese Basis, während sie sich ihrer Natur nach gleichsam
als unter der Last der Säule zusammengepreßte, schmale Mulstung dar-
stellen soll, im romanischen Stil oft eine unverhältnismäßige höhe hat
und gewissermaßen in den Schaft hineinsteigt (Abb. l6 S. 57). Dem
romanischen Stil eigentümlich ist, daß eine Überleitung aus dem run-
den Mulst zur viereckigen Plinthe hergestellt wird, indem an den vier
Ecken ein vermittelndes Glied, das sogenannte Eckblatt, eingeschoben
wird, vielleicht geschah das, um den vier Ecken mehr Festigkeit zu
geben. Vas früheste Beispiel dafür in Deutschland dürfte das Lang-
I) vgl. die S. Z8 genannten Werke von kl. Haupt und Seetzelberg.