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Kapitel V. Die hittitischen Stempelsiegel.
Ein drittes figürliches Motiv, das allen diesen Klassen gemeinsam und gleich-
falls so eigenartig ist, daß nur an gegenseitige Abhängigkeit gedacht werden kann,
ist die Koppelung von zwei Tiervorderteilen in der Weise, daß das eine nach
oben und das andere nach unten gewandt ist (Taf. XXV t) *). Das Motiv kann
nur vorderasiatisch sein, da es schon in der mesopotamischen bemalten Keramik
des III. Jahrtausends2) und dann wieder in der phönikischen Stempelschneide-
kunst 3), auf den früharchaischen melischen Steinen 4) und auf einigen phönikisch-
sardinischen Skarabäen des VI. und V. Jahrhunderts 5) nachzuweisen ist.
Angeschlossen sei hier der Knielauf. Auf hittitischen Stempelsiegeln kenne
ich zwar kein Beispiel, aber daß es ein uraltes Motiv der vorderasiatischen Kunst
ist und immer wieder auch auf den hittitischen Zylindern vorkommt, braucht nicht
mehr nachgewiesen zu werden; die Buttons, auf denen es sich findet, sind oben
bereits mit einem kretischen Prisma zusammengestellt 6). Eine sehr charakteristische
Form dieses Motivs, bei der beide Arme erhoben sind, findet sich auf einem ägyptischen
Knopfsiegel 7) und auf dem oben besprochenen Siegel aus dem. argivischen Heraion 8).
Für sich allein hat sie keinen Sinn. Aber auf etwas jüngeren hittitischen und
assyrischen Zylindern 9) sind Dämonen, die das Sonnenemblem stützen, so
gegeben, und dieses Motiv ist ja auch für stehende Figuren in demselben Kreise un-
gemein beliebt. So wird man es in den oben genannten Fällen als Abkürzung dieser
Bilder auffassen und nun auch die mit beiden erhobenen Armen dastehenden Figuren
der hittitischen Petschafte I0) und der Knopfsiegel11) verstehen und richtig ableiten.
Der hockende Affe mit erhobenen Vorderpfoten, der sich in der
ägyptischen wie in der kretischen Klasse fand I2), ist zwar auch auf den hittitischen
Stempelsiegeln nicht zu beobachten, um so häufiger aber auf den Zylindern T3),
und zwar schon auf einem Abdruck der ältesten Gruppen) vom Kültepe1?). Wegen
der riesigen Schwänze der Affen auf den Buttons kann man nicht an den Pavian
denken, der als heiliges Tier des Thot in der ägyptischen Kunst heimisch ist, sondern
muß auch dieses Motiv aus dem hittitischen Kreise ableiten, aus dem es dann eben-
falls nach Mesopotamien l6) und Assyrien J7) gelangt Sein wird. Die Verhältnisse
liegen also ähnlich wie bei dem mit gespreizten Oberschenkeln hockenden Menschen.
x) Von den Engländern reversible type genannt.
Hittitische Petschafte: i. Hogarth 94. 2. S. 60
Fig. 61. 3. Bronzeanhänger in Kopfform aus
Deve Huyuk, Brit. Mus. 108697. — Ägyptisches
Knopfsiegel: A 140 — Scr. Min. S. 125 Fig. 60. —
Kretisch: K 115.
2) Frankfort, Studies Taf. VII 1 S. 60 f.
3) Berlin 80 b. Furtwängler.
4) AG Taf. V 10. 11.
5) Babelon, Coll. Pauvert de la Chapelle Taf. V
42. 43.
6) s. 33.
7) Diospolis Parva Taf. XXV W 175 e. Taf. XLI 2.
Petrie, Buttons Taf. IV.
8) S. 60 A. 2.
9) Hittitisch: Ward 823. 920 = Contenau 142.
Assyrisch: Ward 655. 656.
10) z. B. Hogarth 264.
IJ) A 368. 372.
w) S. 33.
T3) Ward 426. 428. 792. 822. 844. 868. 888. 908.
914. 926. 928. 939 a. 1008.
u) Heidenreich, Beiträge zur Gesch. der vorder-
asiatischen Steinschneidekunst S. 27 f. Liste D.
*5) Weber 271 = Contenau 45.
l6) Wo es auf Zylindern sehr selten und nie auf
solchen vorkommt, die denen vom Kültepe zeit-
lich voraufgehen: Ward 305. 331. 333—335.
347- 438- 481.
x7) Ward 685. 733.
Kapitel V. Die hittitischen Stempelsiegel.
Ein drittes figürliches Motiv, das allen diesen Klassen gemeinsam und gleich-
falls so eigenartig ist, daß nur an gegenseitige Abhängigkeit gedacht werden kann,
ist die Koppelung von zwei Tiervorderteilen in der Weise, daß das eine nach
oben und das andere nach unten gewandt ist (Taf. XXV t) *). Das Motiv kann
nur vorderasiatisch sein, da es schon in der mesopotamischen bemalten Keramik
des III. Jahrtausends2) und dann wieder in der phönikischen Stempelschneide-
kunst 3), auf den früharchaischen melischen Steinen 4) und auf einigen phönikisch-
sardinischen Skarabäen des VI. und V. Jahrhunderts 5) nachzuweisen ist.
Angeschlossen sei hier der Knielauf. Auf hittitischen Stempelsiegeln kenne
ich zwar kein Beispiel, aber daß es ein uraltes Motiv der vorderasiatischen Kunst
ist und immer wieder auch auf den hittitischen Zylindern vorkommt, braucht nicht
mehr nachgewiesen zu werden; die Buttons, auf denen es sich findet, sind oben
bereits mit einem kretischen Prisma zusammengestellt 6). Eine sehr charakteristische
Form dieses Motivs, bei der beide Arme erhoben sind, findet sich auf einem ägyptischen
Knopfsiegel 7) und auf dem oben besprochenen Siegel aus dem. argivischen Heraion 8).
Für sich allein hat sie keinen Sinn. Aber auf etwas jüngeren hittitischen und
assyrischen Zylindern 9) sind Dämonen, die das Sonnenemblem stützen, so
gegeben, und dieses Motiv ist ja auch für stehende Figuren in demselben Kreise un-
gemein beliebt. So wird man es in den oben genannten Fällen als Abkürzung dieser
Bilder auffassen und nun auch die mit beiden erhobenen Armen dastehenden Figuren
der hittitischen Petschafte I0) und der Knopfsiegel11) verstehen und richtig ableiten.
Der hockende Affe mit erhobenen Vorderpfoten, der sich in der
ägyptischen wie in der kretischen Klasse fand I2), ist zwar auch auf den hittitischen
Stempelsiegeln nicht zu beobachten, um so häufiger aber auf den Zylindern T3),
und zwar schon auf einem Abdruck der ältesten Gruppen) vom Kültepe1?). Wegen
der riesigen Schwänze der Affen auf den Buttons kann man nicht an den Pavian
denken, der als heiliges Tier des Thot in der ägyptischen Kunst heimisch ist, sondern
muß auch dieses Motiv aus dem hittitischen Kreise ableiten, aus dem es dann eben-
falls nach Mesopotamien l6) und Assyrien J7) gelangt Sein wird. Die Verhältnisse
liegen also ähnlich wie bei dem mit gespreizten Oberschenkeln hockenden Menschen.
x) Von den Engländern reversible type genannt.
Hittitische Petschafte: i. Hogarth 94. 2. S. 60
Fig. 61. 3. Bronzeanhänger in Kopfform aus
Deve Huyuk, Brit. Mus. 108697. — Ägyptisches
Knopfsiegel: A 140 — Scr. Min. S. 125 Fig. 60. —
Kretisch: K 115.
2) Frankfort, Studies Taf. VII 1 S. 60 f.
3) Berlin 80 b. Furtwängler.
4) AG Taf. V 10. 11.
5) Babelon, Coll. Pauvert de la Chapelle Taf. V
42. 43.
6) s. 33.
7) Diospolis Parva Taf. XXV W 175 e. Taf. XLI 2.
Petrie, Buttons Taf. IV.
8) S. 60 A. 2.
9) Hittitisch: Ward 823. 920 = Contenau 142.
Assyrisch: Ward 655. 656.
10) z. B. Hogarth 264.
IJ) A 368. 372.
w) S. 33.
T3) Ward 426. 428. 792. 822. 844. 868. 888. 908.
914. 926. 928. 939 a. 1008.
u) Heidenreich, Beiträge zur Gesch. der vorder-
asiatischen Steinschneidekunst S. 27 f. Liste D.
*5) Weber 271 = Contenau 45.
l6) Wo es auf Zylindern sehr selten und nie auf
solchen vorkommt, die denen vom Kültepe zeit-
lich voraufgehen: Ward 305. 331. 333—335.
347- 438- 481.
x7) Ward 685. 733.