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Der hierdurch entstandene Bedarf an technischen Hilfsmitteln be-
schäftigte schon im Jahre 1908 47 Maschinenfabriken""), von denen über
30 hauptsächlich für die Ziegelindustrie arbeiteten. Mit Rücksicht auf er-
leichterten Absatz ließen diese Fabriken sich überall dort nieder, wo günstige
Vorbedingungen eine mehr oder weniger ausgedehnte Ziegelindustrie ins
Leben gerusen hatten. So lagen von den 30 Fabriken zwei in Schleswig-
Holstein, nämlich in Altona-Ottensen und Hadersleben, in Zeulenroda in
Thüringen ebenfalls zwei; in Süddeutschland vier, nämlich in Kaiserslau-
tern, Mannheim, Nürnberg und Passau; vier in der näheren und weiteren
Umgebung von Berlin, und zwar in Berlin-Rixdorf, Charlottenburg,
Brandenburg a. d. H. und Werder a. d. Havel; sieben in Rheinland-
Westfalen, nämlich in Trier, Echternacherbrück, Köln-Sülz, Duisburg-
Meiderich, Dorsten und zwei in Annen; in Niedersachsen zehn, davon drei
in Magdeburg, zwei in Braunschweig und je eine in Bielefeld, Delmen-
horst, Varel, Hildesheim und Wolfenbüttel. Die meisten Firmen, nämlich
18, zählte das obersächsisch-niederlausiher Gebiet. Je ein Betrieb lag in
Dessau, Bernburg, Roßlau a. d. Elbe, Halle a. d. Saale, Sandersdorf
(Bez. Halle), Nienburg a. S., Bitterfeld, Eilenburg bei Leipzig, Sommer-
feld und Finsterwalde in der Niederlausitz, Merseburg, Dresden-Löbtau
und Freiberg, je zwei in Görlitz und je drei in Meißen.
Unter den Beimengungen, die nicht auf mechanischem Wege schadlos
gemacht werden können, ist der kohlensaure Kalk am wichtigsten. Kalkhal-
tige Tone (kalkreiche heißen Tonmergel) finden sich als Alluvialbildungen
in mächtigen Ablagerungen; sie bilden die Grundlage vieler Küstenstriche
und Flußmündungen und erstrecken sich bis in die Talmulden des Vinnen-
hügellandes. Den kohlensauren Kalk enthalten sie fein verteilt oder in
größeren Anhäufungen (Kalknieren). Wenn auch Kalkgehalt die Verdich-
tung des Tones mit dem Sand schon bei niederer Temperatur (1100°) be-
wirkt, so dürfen jedoch, um wetterfest zu sein, Hintermauerungssteine nicht
mehr als 30°/° und Vormauerungssteine, insbesondere Klinker, nicht mehr
als etwa 16-20°/° kohlensauren Kalk enthalten-"'"). Zumal Kalkknollen
verursachen stets das Zerfallen der Steine, weil sie sich nach dem Brennen
löschen. Finden sich demnach Kalkstückchen in größerer Menge vor, so tut
man am besten, von Verwendung solcher Rohstoffe gänzlich abzusehen.
Das Wichtigste, was für einen brauchbaren Ziegelton vorausgesetzt
werden muß, ist die Formbarkeit. Schon durch Befühlen kann man prüfen,
ob das Material fett oder mager ist, d. h., ob es sich im angefeuchteten
Zustande mit den Fingern leicht rollen oder biegen läßt oder ob es so kurz
und spröde ist, daß es wegen Mangel an Zusammenhang zerbröckelt.

Bruno Heinemann: Die wirtschaft!, und soz. Entwicklung d. deutschen
Ziegelindustrie, Leipzig, vr. W. Klinkhardt, 1909, S. 91.
°°) Nach Erkundigungen beim Chemischen Laboratorium der Tonindustrie-
zeitung, Berlin NW. 21, Drcysestr. 4.
 
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