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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 5.1962

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Nr. 4
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Eisenschmidt, ...: Altsprachlicher Unterricht in Bremerhaven
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Vor 35 Jahren geschrieben!
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https://doi.org/10.11588/diglit.33061#0050
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Diese Regelung bedeutet naturgemäß für den Griechischunterricht eine starke
Belastung, da nur ein Jahr Lateinunterricht vorausgegangen, wenn Griechisch
einsetzt; es miissen manche grammatischen Erscheinungen, z. B. das absolute
Partizipium, im Griechischen friiher gelernt werden als im Lateinischen. Erfah-
rungsgemäß pflegen vorwiegend besser begabte Schüler den altsprachlichen Zug
zu wählen; das Yerhältnis „Griechen“: „Franzosen“ beträgt meist etwa 2:1 und
erreicht nur selten eme Annäherung an 1:1. Die Zahl der wöchentlichen Unter-
richtsstunden in den alten Sprachen richtet sich nach der Stundentafel fiir das
altsprachliche Gymnasium des Landeslehrplanes: Latein in Kl. 7 und 8 je 5,
dann bis 13 je 4 Stunden, Griechisch von Kl. 8 bis 12 je 5, in Kl. 13 4 Stunden.

Neben diesem altsprachlichen Zug gibt es siebenjährigen Lateinunterricht, wie
erwähnt, nur an den neusprachlichen Gymnasien (Kl. 7-9 und 11-13 je 4, Kl. 10
3 Wochenstunden). Diese Form des neusprachlichen Gymnasiums läuff aber an
der Wilhelm-Raabe-Schule (nur nach Kl. 12 und 13) und an der Pestalozzischule
(nur noch Kl. 9—13) aus und besteht dann nur noch mit einem Zug an der Theo-
dor-Storm-Schule. Der Besuch der Lateinklassen hat sich in den letzten Jahren
rückläufig entwickelt: im Schuljahr 1961/62 besuchten von den insgesamt 357
Schülern der 7. Gymnasialklassen der Stadt nur etwas mehr als 70 die beiden
Lateinklassen.

Außerdem wird an 2 math.-nat. Gymnasien und in den neusprachlichen
Zügen, die Französische als zweite Fremdsprache führen, ab Klasse 11 Latein
als wahlfreies Fach mit 3X3 Wochenstunden angeboten. Die Teilnehmer er-
werben das Kleine Latinum.

Vor 35 Jahren geschrieben!

Im 2.Heft 1927 (!) der „Mitteilungen desDeutschen Altphilologen-Verbandes“ findet
sich ein Aufsatz von Eduard Norden unter dem Titel „Universität und Schule“,
aus dem zwei Abschnitte mitgeteilt werden sollen. Die Rechtfertigung ihres Neuab-
druckes nach so langer Zeit und im Mitteilungsorgan desselben Verbandes ergibt sich
bei der Lektüre in geradezu schlagender Weise. H. I.

Früher führte nur ein Weg, jetzt führen viele zur Universität, und manchem scheint
es noch damit nicht genug. Die Erörterung der Frage nach der dpiorri jtaibeia würde
das Betreten eines Labyrinths nötig machen, in dem ich mich ohne den Ariadnefaden
(wer rühmt sich seines gesicherten Besitzes?) unrettbar verlöre. Ich beschränke mich
auf die Mitteilung eines an sich nicht besonders belangreichen Vorkommnisses, an das
ich einige Erwägungen knüpfen möchte. Vor mehreren Jahren fand in der philosophi-
schen Fakultät der Berliner Universität aus einem besonderen Anlaß eine Abstimmung
statt iiber die Zweckmäßigkeit der gymnasialen Vorbildung für das Universitäts-
studium: mit einer Mehrheit, die nach meiner Erinnerung einer Einstimmigkeit fast
gleichkam, sprachen sich die Fakultätsmitglieder - Ordinarien der Geistes- und Natur-
wissenschaften, der Mathematik und Volkswirtschaft — pro gymnasio aus. Als ich hinter-
her einen Mathematiker nach dem Grunde seines Votierens fragte, antwortete er un-
gefähr folgendes: ,Die Gymnasialabiturienten pflegen durch Ihre Beschäftigung mit den
alten Sprachen zu scharfem und straffem Denken durchgebildet zu sein, und darauf

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