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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 6.1963

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Nr. 3
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Leggewie, Otto: Altsprachlicher Unterricht und Alte Geschichte
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Sacrae Latinae Linguae Depositum, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33064#0036
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zu bringen vermag, trotz der Bedrohung durch die harte Wirklichkeit hohen
Wert.

Bei der Erklärung des Cz’cero-Wortes res publica id est res populi wird sich
der Historiker besonders interessieren für die Entwicklung vom adeligen Ge-
schlechterstaat zum Volksstaat, der Philologe denkt bei dem populus besonders
an jene Gemeinschaft, die durch Recht und Nutzen zusammengehalten und
durch den lebenserhaltenden Staatswillen charakterisiert ist, die mangelnde
Teilnahme am politischen Leben ebenso fürchtet wie mangelndes Gefühl für die
Würde der Person.

Solche hohen Ziele sollten die Lehrer der Alten Sprachen und der Alten
Geschichte gemeinsam verfolgen! Sie müßten es bei der Lage, in der beide
Wissensgebiete sich heute befinden, unbeaingt versuchen! Es ist gewiß, daß bei
den für die Zukunft vorgeschlagenen Lehrplänen der größere und wichtigere
Teil dieser Arbeit bei den Lehrern der Alten Sprachen liegen muß und wird!

O. Leggewie

Sacrae Latinae Linguae Depositum

Zu der Constitutio Apostolica de Latinitatis Studio Provehendo, die im Mitteilungs-
blatt 3/1962 abgedruckt wurde, erschienen an Ostern 1962 „Ordinationes“, d. h. Durch-
führungsbestimmungen „Sacrum Latinae Linguae Depositum", deren Gedankengang in
„Römische Warte“, einer Beilage der „Deutschen Tagespost“ (Folge III 26) skizziert
wird. Aus dieser Publikation sind die folgenden Ausführungen übernommen.

Die Cathedra Petri hat von den ersten Jahrhunderten an das geheiligte Vermächtnis
der lateinischen Sprache gehütet und hochgehalten als sichtbares Zeichen der Einheit
und kraftvolles Instrument zur unversehrten Bewahrung und Verbreitung der christ-
lichen Wahrheit wie auch der heiligen Riten (der Liturgie). Papst Johannes XXIII.
hat mit Veterum Sapientia dieses Erbe gegenüber Vernachlässigung und allen Anfein-
dungen kraftvoll in Schutz genommen, die GrundHtze gezeigt und die Grundlagen
gelegt, um diese der Kirche eigene und mit dem Leben der Kirche ständig verbundene
Sprache wieder auf ihrem alten ruhmvollen Ehrenplatz zu stellen.

Die Schwierigkeit und Mühe dieser außerordentlich wichtigen und notwendigen
Wiederbelebung ist angesichts des unglücklichen Stands in Studium und Gebrauch der
lateinischen Sprache heute wie auch aller örtlichen, zeitlichen, menschlichen Umstände
des modernen Lebens niemand unbekannt - die Studienkongregation kennt sie natürlich
erst recht und sie hat darauf bereits in einem Schreiben an alle Oberhirten vom 27. 10.
1957 „Latinam Excolere linguam“ (Die lateinische Sprache besser pflegen!) hinge-
wiesen.

Glauben und Leben lehrt die Christen, sich von Schwierigkeiten nicht besiegen zu
lassen, sondern sie zu überwinden, wo hohe Ziele edler Art unerläßlich dabei anzu-
streben sind. Die schwere große Aufgabe soll also das Bemühen eher nur noch be-
flügeln, um die von der Kirche erhofften Friichte daraus zu ernten: vor allem durch
die eifrige Mitarbeit derer, die durch Amt und Pflicht dazu gehalten sind, angesichts
nicht zuletzt der ernsten Zeitlage, in der sich vor allem das universale 2. Vatikanische
Konzil um die Erreichung und Stärkung der Einheit des christlichen Volkes hingebend
müht.

Papst Johannes XIII. hat in Veterum Sapientia auf die Bedeutung der lateinischen
Sprache gerade in unserer Zeit, da die Völker mehr als je das Bediirfnis nach Einheit
und gegenseitiger Zusammenarbeit empfinden, aber ebenso auch auf die unklugen

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