Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]: Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes (6.1963)

steilungen zerstört und die Bedeutung des Apolloheiligtums als zentraler griechischer
Kultstätte aufgezeigt werden.

Anregung 3 (Mai/Juni) 1963

Glück, Georg, Exemplarische Vergillektüre, Ein Vergleich zwischen Aeneis 1 81-
156 und Odyssee V 282-350, S. 169-175. Durch einen Vergleich der Seesturmszene
bei Homer und Vergil soll das Charakteristische, besonders des Vergilischen Epos
vor Augen geführt werden. Der schlichten, absichtslosen, nur auf den Menschen be-
zogenen Darstellung Homers steht die komplexe, effektvolle Gestaltung des römi-
schen Dichters gegenüber, deren symbolhaltiger oder allegorischer Hintergrund stets
mitgedacht werden muß. Der Vergleich soll helfen, den Zugang zu der oft nicht so
spontan ansprechenden römischen Dichtung zu eröffnen. Die Hinweise auf Werke
der bildenden Kunst erscheinen sehr fördernd. - Carstensen, Dr. Richard, Homer
Odyssee IX 366ff., S. 176-181. Wenn Odysseus (Od. IX, 366) Polyphem gegenüber
seinen Namen mit oütig angibt, so sei das nicht eine auf Zukiinftiges berechnete
Liige des Listenreichen, sondern durchaus Wahrheit. Oiixig wird als Kurz- und Kose-
form des Odysseus-Namen angenommen. Daraus ergeben sich neue Aspekte für die
Deutung der Polyphem-Geschichte. Interessant ist der Hinweis auf einen Aufsatz
von Konrat Ziegler (Gymn. 1962, 5) mit fast dem gleichen Ergebnis. Stelzer

Verschiedenes

Von StR H. Imiela

Während der Tagung des DAV in Augsburg fand am 7. 6. 63 eine Sitzung des er-
weiterten Vorstandes statt, in der unter anderem auch iiber die schulpolitische Lage ge-
sprochen wurde und der erste Vorsitzende gebeten wurde, bis zum nächsten ordentlichen
Vertretertag in Kassel am 8. und 9. Mai 1964 einen Entwurf zu diesem Thema vorzule-
gen, der je nach Stellungnahme der Landesverbände zu einer Entschließung zwecks
Kündigung des Düsseldorfer Abkommens führen kann.

Über das Pfingsttreffen des DAV vom 4.-8. Juni 63 haben (soweit der Redaktion
bisher bekannt) die Mitteilungsblätter der Landesverbände Rheinland-Pfalz, Nord-
rhein-Westfalen und Niedersachsen berichtet. Letzteres besonders ausführlich in einer
Gesamtwürdigung und durch Skizzierung der Einzelvorträge.

Die Schülerzeitschrift ’AA.ivöijDpa bringt zum Erscheinen des 10. Jahrgangs ein Son-
derheft heraus, dem Prof. Dirlmeier und Regierungsdirektor Hörmann (München) an-
erkennende und ermunternde Geleitworte vorangestellt haben.

Im Juni 1963 feierte das Heinrich-von-Gagern-Gymnasium in Frankfurt am Main
sein 75jähriges Bestehen. In einer Festschrift, die aus diesem Anlaß erschien, bringt der
Direktor der Schule, Dr. H. Fleckenstein, eine besonnene und unpathetische Rechtferti-
gung des humanistischen Bildungsweges. Auch der Vizepräsident des Bundestages, Prof.
Carlo Schmid, lieferte einen Beitrag mit dem Titel „Das Humanistische Bildungsideal“.
Daraus ein Kernsatz: „Humanismus - Das ist Menschenbildung von der Idee des Men-
schen aus und auf die Idee des Mensdaen hin. Es ist ein immer neu zu wagender Ver-
such - der vielleicht nie in der ganzen Fülle vollendet werden kann -, die Idee des
Mcnschen mit der Wirklichkeit seiner Existenz in Raum und Zeit zur Deckung zu brin-
gen, also die Selbstentfremdung des Menschen durch Bildung aufzuheben.“

6