schulen und alle Bildungsinstitutionen versandt worden. Einzelne Aufsätze sind bereits
in zweiter Auflage erschienen.
Eine zweite Publikationsreihe dient der Veröffentlichung wissenschaftlicher Unter-
suchungen, von denen bisher zwei vorliegen (Interpretationen zu Sophokles’ Philoktet
von K. Vourveris und zu Sophokles’ Trachinierinnen von St. Kapsomenos) und zwei
weitere für 1964 angekündigt sind. Im letzten Jahr ist außerdem eine Arbeitsstelle der
humanistischen Gesellschaft begründet worden, die zu einer Zentralstelle fiir humani-
stische Studien und Forschungen ausgbaut werden soll 1. Wie schon in den vergangenen
Jahren wird auch in Zukunff die Fiihlung zwischen den Mitgliedern des Deutschen
Altphilologenverbandes und der griechischen humanistischen Gesellschaft fortgefiihrt
und hoffentlich immer intensiver gestaltet werden.
Prof. Dr. Erich Burck
1 Anschrift: Elleniki Anthropistiki Etairia, Odos Patriarchou Joakim 58, Athen 140.
Anschriff des Präsidenten: Professor Dr. Konst. J. Vourveris, Odos Karneadou 40,
Athen 140.
Zur Frage Latein und Latinum
(Mitt.-Blatt 4/1963 S. 19ff.)
Es ist richtig, daß die Zeiten vorbei sind, da die vorherrschende Stellung des Lateini-
schen unbestritten war. Es läßt sich auch nicht übersehen, daß infolge der zweckbezoge-
nen Einstellung von heute die Freude an der Beschäftigung mit Latein durch ein Miß-
behagen, ja eine Ablehnung abglöst wurde. Schließlich stellen wir nicht ohne Grund
fest, daß die Lage durch den Mißbrauch, den man mit der Auslesefunktion des Lateini-
schen trieb, sehr erschwert wurde.
Es kommt heute wahrhaft darauf an, den Glauben an dieses Fachgebiet und das
Vertrauen zu dessen Vertretern wiederherzustellen. Durch eine abgewogene Unterrichts-
führung und eine stetig und überlegt gesteigerte Anforderung sowie eine sorgsame
Überprüfung des Unterrichtserfolges muß und kann die sichere Basis zurückgewonnen
und ein erfreuliches Leistungsbild gewährleistet werden. Große Vorbehalte glaube ich
gegenüber dem Gedanken einer differenzierten Anforderung innerhalb eines Klassen-
verbandes machen zu mtissen, wenn damit gegenüber anderen Fächern Sonderwege be-
schritten und Sondermaßstäbe angelegt werden sollen. Um der Sauberkeit und Ehrlich-
keit willen möchte ich mich jedoch vorbehaltslos zu einer Begrenzung der Lehrziele in
den so verschiedenen, oft in kaum vertretbarer Weise eingeengten lateinischen Lehr-
gängen bekommen. Damit wird „ein Viel“ verlangt, eine straffe Gliederung des Lehr-
gangs gefordert, das Bildungsanliegen, ohne das ein Gymnasialunterricht nicht sein
kann, deutlich herausgestellt. In jedem Lehrgang muß eine sorgsame, weit genug aus-
gedehnte Behandlung des grammatischen Lehrstoffes enthalten sein. Fraglos ist die
Interpretation wertvoller Originaltexte das Ziel des altsprachlichen Unterrichts. Ohne
eine entsprechende grammatische Grundlegung aber ist eine Interpretation nicht mög-
lich. Bei aller weisen Beschränkung wird daher in der Grammatik nichts unberiicksichtigt
bleiben diirfen, was notwendig und fiir das Ganze unerläßlich ist. Die Zeit' des „Weg-
wählens“ ist vorbei, im „Vorbeigehen“ läßt sich zwar manches, aber längst nicht alles
und schon garnicht alles dauerhafl erlernen! Bei dem grammatischen Feilstück darf nach
meiner Meinung auch die Hiniibersetzung nicht fehlen. In den ersten Jahren tritt sie
stärker hervor, dann mehr und mehr zurück. Sie ist aber nie Selbstzweck, sondern stets
nur Mittel zum Zweck. Da sie allein der Festigung des Erlernten und dem Vertraut-
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in zweiter Auflage erschienen.
Eine zweite Publikationsreihe dient der Veröffentlichung wissenschaftlicher Unter-
suchungen, von denen bisher zwei vorliegen (Interpretationen zu Sophokles’ Philoktet
von K. Vourveris und zu Sophokles’ Trachinierinnen von St. Kapsomenos) und zwei
weitere für 1964 angekündigt sind. Im letzten Jahr ist außerdem eine Arbeitsstelle der
humanistischen Gesellschaft begründet worden, die zu einer Zentralstelle fiir humani-
stische Studien und Forschungen ausgbaut werden soll 1. Wie schon in den vergangenen
Jahren wird auch in Zukunff die Fiihlung zwischen den Mitgliedern des Deutschen
Altphilologenverbandes und der griechischen humanistischen Gesellschaft fortgefiihrt
und hoffentlich immer intensiver gestaltet werden.
Prof. Dr. Erich Burck
1 Anschrift: Elleniki Anthropistiki Etairia, Odos Patriarchou Joakim 58, Athen 140.
Anschriff des Präsidenten: Professor Dr. Konst. J. Vourveris, Odos Karneadou 40,
Athen 140.
Zur Frage Latein und Latinum
(Mitt.-Blatt 4/1963 S. 19ff.)
Es ist richtig, daß die Zeiten vorbei sind, da die vorherrschende Stellung des Lateini-
schen unbestritten war. Es läßt sich auch nicht übersehen, daß infolge der zweckbezoge-
nen Einstellung von heute die Freude an der Beschäftigung mit Latein durch ein Miß-
behagen, ja eine Ablehnung abglöst wurde. Schließlich stellen wir nicht ohne Grund
fest, daß die Lage durch den Mißbrauch, den man mit der Auslesefunktion des Lateini-
schen trieb, sehr erschwert wurde.
Es kommt heute wahrhaft darauf an, den Glauben an dieses Fachgebiet und das
Vertrauen zu dessen Vertretern wiederherzustellen. Durch eine abgewogene Unterrichts-
führung und eine stetig und überlegt gesteigerte Anforderung sowie eine sorgsame
Überprüfung des Unterrichtserfolges muß und kann die sichere Basis zurückgewonnen
und ein erfreuliches Leistungsbild gewährleistet werden. Große Vorbehalte glaube ich
gegenüber dem Gedanken einer differenzierten Anforderung innerhalb eines Klassen-
verbandes machen zu mtissen, wenn damit gegenüber anderen Fächern Sonderwege be-
schritten und Sondermaßstäbe angelegt werden sollen. Um der Sauberkeit und Ehrlich-
keit willen möchte ich mich jedoch vorbehaltslos zu einer Begrenzung der Lehrziele in
den so verschiedenen, oft in kaum vertretbarer Weise eingeengten lateinischen Lehr-
gängen bekommen. Damit wird „ein Viel“ verlangt, eine straffe Gliederung des Lehr-
gangs gefordert, das Bildungsanliegen, ohne das ein Gymnasialunterricht nicht sein
kann, deutlich herausgestellt. In jedem Lehrgang muß eine sorgsame, weit genug aus-
gedehnte Behandlung des grammatischen Lehrstoffes enthalten sein. Fraglos ist die
Interpretation wertvoller Originaltexte das Ziel des altsprachlichen Unterrichts. Ohne
eine entsprechende grammatische Grundlegung aber ist eine Interpretation nicht mög-
lich. Bei aller weisen Beschränkung wird daher in der Grammatik nichts unberiicksichtigt
bleiben diirfen, was notwendig und fiir das Ganze unerläßlich ist. Die Zeit' des „Weg-
wählens“ ist vorbei, im „Vorbeigehen“ läßt sich zwar manches, aber längst nicht alles
und schon garnicht alles dauerhafl erlernen! Bei dem grammatischen Feilstück darf nach
meiner Meinung auch die Hiniibersetzung nicht fehlen. In den ersten Jahren tritt sie
stärker hervor, dann mehr und mehr zurück. Sie ist aber nie Selbstzweck, sondern stets
nur Mittel zum Zweck. Da sie allein der Festigung des Erlernten und dem Vertraut-
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