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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 11.1968

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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Königer, ...: [Rezension von: Karl Büchner, Sallustinterpretationen]
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Königer, ...: [Rezension von: Otto Seel, Caesar-Studien]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33078#0068

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Syme hält die Invektive gegen Cicero und beide Briefe an Caesar für unecht und
errichtet in einem Anhang von etwa 40 Seiten („Der falsche Sallust“) eine Barrikade
von Beweisen, die gegen die Echtheit sprechen. Als pragmatischer Historiker des bare
fact mißt er sich mit einem so verstandenen Sallust. Büchner S. 6: „Damit fällt das, was
für Sallust das Wichtigste ist, die Erleuchtung der memoria, weitgehend aus. Also das,
wonach Sallust die Auswahl der Themen und bei den Themen wieder die Auswahl des
Berichteten trifft, damit die Tat im Gedächtnis in der richtigen Beleuchtung durch das
Urteil des Historikers steht, also alles, was mit dem zusammenhängt, was Sallust unter
verum versteht.“ An Hand mehrerer Stellen (Cat. 27, 1-31, 4; Jugurthaproömium; Syn-
krisis Cato-Caesar) macht Büchner deutlich, daß Syme an Aufbaufragen uninteressiert
ist und selbst auf dem Gebiet der Personenforschung — trotz seiner enormen Personen-
kenntnis — die handgreiflichsten Dinge unberücksichtigt gelassen hat. Auf den Seiten
26-33 werden die Unechtheitsargumente im einzelnen geprüft. Mit dem Wegfall der
Briefe wäre auch unser biographisches Wissen entscheidend beschnitten und die Möglich-
keit genommen, etwas über die Weltanschauung des Sallust zu sagen. S. 242: „Die wider-
legten Angriffe gegen die Echtheit beweisen nach durchgeführter Interpretation nicht
nur den sallustischen Charakter, sondern daß sie nur aus derselben Lebensmitte und
Lebenseinheit in einer früheren Stufe entstanden sein können.“ Als erster Historiker
in der Antike erkennt Sallust die Grenze der Wahrheitsfindung im eigenen ingenium, die
Abhängigkeit der Wahrheit von ihrem Darsteller (quam verissume potero). So geben
auch die Reden nicht Sallusts überlegene Erkenntnis rein wieder, sondern einen Teil-
aspekt der Wahrheit, den der Redner vertritt. Königer

Otto Seel, Caesar-Studien. Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1967, 136 S. 6,50 DM.

Auf beschränktem Raum die Fülle der Gedanken nachzuzeichnen und die Zahl der
Anregungen, die der Leser diesem Bändchen entnehmen kann, anschaulich werden zu
lassen, ist ein döuvaTOV. Der Titel Caesarstudien ist uns schon von einem Buch bekannt,
das der um die Caesar-Forschung hochverdiente Alfred Klotz im Jahre 1910 verfaßt
hat. Damals, „vor einem halben Jahrhundert“ — so Seel — „schien es ein Caesar-Bild
zu geben; wie von Lenbach gemalt, mit Goldrahmen. Aber heute ist es, als sei mit dem
Hammer daraufgeschlagen worden, es ist in tausend zusammenhanglose Splitter zer-
trümmert . . .“ Es gilt also nach fast 60 Jahren Bilanz zu ziehen, die sicher in manchem
bedenklich stimmen wird. Den Begriff „Studien“ will Seel als Entwurf, als Skizzen zu
einem Bild Caesars verstanden wissen.

Fünf solcher Skizzen legt uns der Verfasser vor:

I. Stil (S. 11-27)

Interpretation des „bellum Gallicum“ I, 1: Berechnetheit jedes Caesarwortes; Be-
wußtsein der Rangordnungen, Vordringlichkeiten und überpersönliche Zwecke;
Kunst der Tatsachenmanipulation. S. 22: scheinbare Materialsammlung für einen
kommenden Historiker, in Wirklichkeit autonome, dokumentarische und freilich
zugleich eigenwillig herrische und von einem energischen Aktionswillen gesteuerte
Historiographie, weit entfernt von der distanzierten Objektivität eines Unbeteilig-
ten, sondern direkte Fortsetzung der Weltgestaltung in die Werkgestaltung hinein.

II. Zur Textgeschichte und Textkritik (S. 27-37)

a) Qualität des uns überlieferten Wortlautes

b) Tradition und Konstitution des Caesartextes.

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