Zeitschriftenschau
Museum Helveticum, Vol. 26, Fasc. 1, Januar 1969
Adalberto Giovannini: Polybe et les assemblees acheennes. S. 1. Die Bule berat-
schlagt, die Volksversammlung faßt die endgültigen Beschlüsse, „Synodos“ bedeutet
Sitzung der beiden Organe, der Bule und der Ekklesia: Der achäische Staat bietet
das klassischen Bild der griechischen Demokratie. Die drei Organe Magistrate, Bule
und Ekklesia vereinigen sich periodisch zu Sitzungen; die Gesetze erlauben eine
Einberufung der Ekklesia zwischen den ordentlichen Sitzungen durch die Magistrate.
Polybios benutzt den Ausdruck „Synodos“ für die regelmäßigen Sitzungen, für die
unregelmäßigen vermeidet er ihn. - Regula Frei-Stolba: Inoffizielle Kaisertitula-
turen im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. S. 18. Inoffizielle Titulaturen scheinen von
Leuten ausgegangen zu sein, die mit dem Princeps in engerer Verbindung standen
und ihm auf irgendeine Weise zu Dank verpflichtet waren. Titulaturen, die die
Heiligkeit des Kaisers unterstreichen, begegnen seit Domitian; die gewissermaßen
den „Wohlfahrtsstaat“ umreißenden Adjektive ,indulgentissimus‘ und ,liberalissimus‘
sind erst unter Trajan und Hadrian häufiger belegt. Voranstellung und Verschmel-
zung der Epitheta mit dem Kaisernamen sind historisch gesehen die jüngere Ent-
wicklungsstufe, wenn auch im 2. Jahrh. weiterhin nachgesteljte Zuschreibungen mög-
lich sind, besonders wenn sie ungewöhnliche Benennungen enthalten. — Beiträge aus
der Thesaurus-Arbeit XVI Szantyr, Anton, cavillo. S. 40. In Anbetracht dessen,
daß das Verbum ,cavillari‘ = ,irridere‘, ,iocari‘ mit Rücksicht auf die Bedeutung
kaum mit cavus oder cavare zusammenhängt, wird es unumgänglich sein, ein neues
Zeitwort cavillo, -are ,aushöhlen c anzusetzen (Tertullian, de pallio 2, 2). - Eva Baer:
iugum (zu Verg. Catal. 10, 18). S. 42. Die Auffassung von ,iugum‘ in der geläufigen
Bedeutung als hölzernes Tierjoch ist an dieser Stelle zuzulassen und ebenso die Vor-
stellung, daß der mulio für eines der bockenden Tiere oder gar beide einsprang. -
Wolfgang Hübner: lambo. Die Wölfin und die Säuglinge auf dem Schild des Aeneas.
S. 44. Lambere ist auf die Kinder zu beziehen. Vergil beschreibt die beiden aus der
Annalistik bekannten Handlungen des Säugens und des Leckens mit je zwei Be-
griffspaaren: die Säuglinge: ludere — lambere; die Wölfin: mulcere - fingere. Das
doppelte Verbum auf jeder Seite mag den paarweisen Bewegungen der Zwillinge
oder der abwechselnden Zuwendung der Wölfin entsprechen, wie es in dem Wort
alternos ja auch ausgesproc'nen ist. - Rolf Heine: lana marina. S. 48. Von den Medi-
zinern wird lana marina als schützender Verband nach erfolgter Behandlung emp-
fohlen: Es handelt sich um die-Fasern der Steckmuschel, die sogenannte Steckmuschel-
seide, die zu ausgesuchten Kleidern verarbeitet wird. Sie stehen mit dem Lohn für
ihre Verarbeitung an der Spitze der Schafwollsorten, ihre besonders feinen Fäden
sind auch in der Medizin von Nutzen, denn sie sind noch weicher und saugfähiger
als die sonst häufig empfohlene lana mollis der Schafe. — Hugo Beikircher: quando
(zu Suet Iul. 28, 2). S. 52. Die konzessive Bedeutung, mit der man erst seit Tertullian
rechnete, dringt für quando schon in früherer Zeit in Zusammenhänge ein, die ein
konzessives Verhältnis zum Ausdruck bringen und die bei der Suetonstelle gegeben
sind. — Harald Fuchs: Die Vorrede zur Notitia urbis Constantinopolitanae. S. 56.
Für Text und Übersetzung der vier einleitenden Sätze, die von K. Büchner in dem
Vortrage über den Topos ,Nah-Fern‘ behandelt wurden (Ges. Schriften, Wiesbaden
1968 S. 208ff. werden Änderungsvorschläge gebracht. — Luciano Canfora: „Qui fuit
ordo editionis a Libanio usurpatae“. S. 61. Die Miszelle bezieht sich auf die kleine
Schrift des Libanius, die sich nur in den Codices (bes.. in F) des Demosthenes findet
und für die Reihenfolge der Reden VIII, IX, X von Bedeutung ist.
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Museum Helveticum, Vol. 26, Fasc. 1, Januar 1969
Adalberto Giovannini: Polybe et les assemblees acheennes. S. 1. Die Bule berat-
schlagt, die Volksversammlung faßt die endgültigen Beschlüsse, „Synodos“ bedeutet
Sitzung der beiden Organe, der Bule und der Ekklesia: Der achäische Staat bietet
das klassischen Bild der griechischen Demokratie. Die drei Organe Magistrate, Bule
und Ekklesia vereinigen sich periodisch zu Sitzungen; die Gesetze erlauben eine
Einberufung der Ekklesia zwischen den ordentlichen Sitzungen durch die Magistrate.
Polybios benutzt den Ausdruck „Synodos“ für die regelmäßigen Sitzungen, für die
unregelmäßigen vermeidet er ihn. - Regula Frei-Stolba: Inoffizielle Kaisertitula-
turen im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. S. 18. Inoffizielle Titulaturen scheinen von
Leuten ausgegangen zu sein, die mit dem Princeps in engerer Verbindung standen
und ihm auf irgendeine Weise zu Dank verpflichtet waren. Titulaturen, die die
Heiligkeit des Kaisers unterstreichen, begegnen seit Domitian; die gewissermaßen
den „Wohlfahrtsstaat“ umreißenden Adjektive ,indulgentissimus‘ und ,liberalissimus‘
sind erst unter Trajan und Hadrian häufiger belegt. Voranstellung und Verschmel-
zung der Epitheta mit dem Kaisernamen sind historisch gesehen die jüngere Ent-
wicklungsstufe, wenn auch im 2. Jahrh. weiterhin nachgesteljte Zuschreibungen mög-
lich sind, besonders wenn sie ungewöhnliche Benennungen enthalten. — Beiträge aus
der Thesaurus-Arbeit XVI Szantyr, Anton, cavillo. S. 40. In Anbetracht dessen,
daß das Verbum ,cavillari‘ = ,irridere‘, ,iocari‘ mit Rücksicht auf die Bedeutung
kaum mit cavus oder cavare zusammenhängt, wird es unumgänglich sein, ein neues
Zeitwort cavillo, -are ,aushöhlen c anzusetzen (Tertullian, de pallio 2, 2). - Eva Baer:
iugum (zu Verg. Catal. 10, 18). S. 42. Die Auffassung von ,iugum‘ in der geläufigen
Bedeutung als hölzernes Tierjoch ist an dieser Stelle zuzulassen und ebenso die Vor-
stellung, daß der mulio für eines der bockenden Tiere oder gar beide einsprang. -
Wolfgang Hübner: lambo. Die Wölfin und die Säuglinge auf dem Schild des Aeneas.
S. 44. Lambere ist auf die Kinder zu beziehen. Vergil beschreibt die beiden aus der
Annalistik bekannten Handlungen des Säugens und des Leckens mit je zwei Be-
griffspaaren: die Säuglinge: ludere — lambere; die Wölfin: mulcere - fingere. Das
doppelte Verbum auf jeder Seite mag den paarweisen Bewegungen der Zwillinge
oder der abwechselnden Zuwendung der Wölfin entsprechen, wie es in dem Wort
alternos ja auch ausgesproc'nen ist. - Rolf Heine: lana marina. S. 48. Von den Medi-
zinern wird lana marina als schützender Verband nach erfolgter Behandlung emp-
fohlen: Es handelt sich um die-Fasern der Steckmuschel, die sogenannte Steckmuschel-
seide, die zu ausgesuchten Kleidern verarbeitet wird. Sie stehen mit dem Lohn für
ihre Verarbeitung an der Spitze der Schafwollsorten, ihre besonders feinen Fäden
sind auch in der Medizin von Nutzen, denn sie sind noch weicher und saugfähiger
als die sonst häufig empfohlene lana mollis der Schafe. — Hugo Beikircher: quando
(zu Suet Iul. 28, 2). S. 52. Die konzessive Bedeutung, mit der man erst seit Tertullian
rechnete, dringt für quando schon in früherer Zeit in Zusammenhänge ein, die ein
konzessives Verhältnis zum Ausdruck bringen und die bei der Suetonstelle gegeben
sind. — Harald Fuchs: Die Vorrede zur Notitia urbis Constantinopolitanae. S. 56.
Für Text und Übersetzung der vier einleitenden Sätze, die von K. Büchner in dem
Vortrage über den Topos ,Nah-Fern‘ behandelt wurden (Ges. Schriften, Wiesbaden
1968 S. 208ff. werden Änderungsvorschläge gebracht. — Luciano Canfora: „Qui fuit
ordo editionis a Libanio usurpatae“. S. 61. Die Miszelle bezieht sich auf die kleine
Schrift des Libanius, die sich nur in den Codices (bes.. in F) des Demosthenes findet
und für die Reihenfolge der Reden VIII, IX, X von Bedeutung ist.
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