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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Kaiser, W.: [Rezension von: Heidelberger Texte - Didaktische Reihe, Heft 1-3]
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Weiss, Max: [Rezension von: Egon Römisch (Hrsg.), Griechisch in der Schule]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0050

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So sollte sich der Lateinlehrer durch die Interpretation von K. Hilbert veranlaßt sehen,
während der Ovidlektüre auch einmal den gespaltenen Narziß zu behandeln.
\V. Kaiser

Griechisch in der Schule - Didaktik, Plan und Deutung. Herausgegeben von Egon
Römisch, Hirschgraben-Verlag, Frankfurt am Main, 1972.
Wohl selten sind die Probleme des griechischen Unterrichts in der heutigen Zeit, seine
Ziele und die Voraussetzungen seines Gelingens so prägnant dargestellt worden, wie
das Egon Römisch in seinen die Absichten des Buches ankündigenden und zugleich zu-
sammenfassenden Vorbemerkungen getan hat (S. 5-10). Es ist nicht möglich, im Rah-
men einer Buchbesprechung den einzelnen Beiträgen den Platz einzuräumen, der ihnen
gebührt. - Karl Bayer eröffnet mit seinem Beitrag „Griechisch - Stellung des Faches
und curriculare Gestaltung der Lehrpläne“ (S. 11-34) die Reihe der 15 Aufsätze
verschiedener Autoren. Als nüchterner, realistischer und weitschauender Beobachter der
ganzen Szenerie zeigt B. nach kritischen Worten zur heutigen Gesellschaft mit ihrem
normativen Anspruch auf die Gestaltung der schulischen Curricula die ganze Proble-
matik der Lernzielfindung und der Erstellung einer Lernzielmatrix für das Griechi-
sche. Ein Curriculum-Beispiel läßt den Beitrag erkennen, den in der Kollegstufe das
Griechische zu einem Feinziel des Leitzieles „Emanzipation des Individuums“ leisten
kann. Die von B. anschließend angestellten Überlegungen zu „Zeitkalkulationen“ ent-
halten mannigfache Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung bis hin zu „Orientierungs-
kursen ohne Sprachbasis“. - Auf S. 35-56 werden Probleme des griechischen Sprach-
unterrichts besprochen. Während Thomas Meyer „Modelle des Sprachunterrichts“ er-
örtert, betrachtet Hermann Steinthal „Einzelprobleme des Lernverfahrens im Sprach-
unterricht“. Beide Verfasser üben Kritik an den üblichen Methoden und Lehrbüchern
und kommen, vielfach aufeinander Bezug nehmend, dazu, einen Sprachunterricht zu
empfehlen, der möglichst früh, wenn nicht von Anfang an, mit'der Lektüre, und zwar
zur Erarbeitung von Paradigmen und Regeln, beginnt. Zu all diesen verlockenden
Vorschlägen ist zu sagen, daß sie in der guten Absicht gemacht sind, die Lernmotiva-
tion der Schüler zu wecken. Es handelt sich um schon früher vorgeschlagene Neue-
rungen, deren Erfolg jedoch noch nicht empirisch von mehreren Lehrern erprobt wurde.
Die Schüler werden vermutlich am Anfang begeistert sein, sie werden jedoch nach
kurzer Zeit, wenn der im Detail sitzende Teufel sein Unwesen treibt, die Gefolgschaft
verweigern. Ich möchte nachdrücklich davor warnen, den Grammatikunterricht zu
einem verkappten Lektüreunterricht hinaufzustilisieren und, was unausbleiblich ist,
den Lektüreunterricht zum Grammatikunterricht zu deformieren. Das ist in beiden
Fällen äXXoxQio npcr/pooim]. Schadewaldts Forderung einer strikten Trennung von
Grammatik- und Lektüreunterricht (zitiert S. 38) kann ich nur als goldenes Wort be-
zeichnen. Er verlangt „nach Abschluß der Spracherlernung“ „in einer Art Hundert-
achtzig-Grad-Drehung“ eine aufmerksame „Hinwendung zu dem, was durch das Me-
dium der Sprache ausgesagt wird“. - Die Ausführungen von Barbara-Roloff zu „Grie-
chisch als Wahlfach“ (S. 57-64) werden in dankenswerter Weise als Erfahrungsbericht
gegeben. Die Ratschläge für die Schwerpunktsetzung im Grammatikunterricht (Vo-
kabeln, Formenlehre, Infinitiv, präd. Partizip) und für die Konzentrierung der Lektüre
auf das NT, Xenophons Anabasis, Platons Apologie und etwas Homer bei dreijähri-
gem Unterricht und vier Wochenstunden sind realistisch und beachtenswert. Die didak-
tische und pädagogische Zielsetzung zeigt den großen Gewinn selbst eines so gekürzten
Unterrichts. — Der „Xenophon“ gewidmete Beitrag von Egon Römisch (S. 65-84) liefert
in sechs Interpretationen, die methodisch schwierigen und didaktisch fruchtbaren Stellen
der Anabasis gewidmet sind, schlagende Beweise dafür, daß die heutigen Zweifel an der

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