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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 16.1973

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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Classen, Carl Joachim: [Rezension von: Charles Witke, Latin Satire]
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Schönberger, Otto: [Rezension von: Reinhard Dithmar, Die Fabel, Geschichte, Struktur, Didaktik]
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Schießer, H.: [Rezension von: Viktor Pöschl, Römische Geschichtsschreibung]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33067#0066

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und III 944); und wenn man mit den strengen Maßstäben mißt, die W. im ersten
Teil seines Buches für die Satire entwickelt und anlegt, dürfte der zweite Teil gar
nicht folgen. Trotzdem ist man auch für diese Interpretationen dankbar, die aller-
dings bisweilen in Nacherzählungen ausarten (220; 227f.; 241). Denn wenn es W.
auch nicht gelingt, aus diesen Gedichten römische Verssatiren zu machen - mag er sie
auch noch so oft Satiren nennen oder mit jenen vergleichen - so lassen die Verschieden-
heiten und Gemeinsamkeiten, wie sie sich im Vergleich miteinander und mit den an-
tiken Beispielen ergeben, auch diese in ihrem Wesen deutlicher erkennbar und besser
verständlich werden.
Am Schluß hebt W. noch einmal die typischen Züge der römischen Satire und deren
Fortleben bei den mittelalterlichen Dichtern hervor (267-275); doch wenn er bemerkt
(270): „Sie (d. h. die mittelalterlichen Dichter) setzten das Genus in eine mittelalter-
liche Form um“, so deutet er damit selbst an, daß man von einem Fortwirken der
Satire nur mit einer entscheidenden Einschränkung sprechen kann - der Geist der
Satire (der sich schon bei den Griechen findet) lebt weiter und taucht immer wieder auf,
nicht „the formal Roman Satire“, wie sie Lucilius und Horaz, Persius und Juvenal
jeder in seiner Art ausgebildet hatten, von der sich auch Petron und Seneca deutlich
abheben (vgl. 152). W., der offenbar viel zum Gegenstand gelesen hat, wohltuend
wenig zitiert und gar nicht polemisiert, geht in seinem Buch jeweils von den Texten
aus und macht viele förderliche Beobachtungen, die das Wesen der Satire zu erfassen
helfen; und wenn er auch die Einheit der „lateinischen Satire“ nicht nachzuweisen ver-
mag, so ist doch der Vergleich der römischen Satiriker untereinander wie auch mit den
mittelalterlichen Dichtern geeignet — gerade auch durch den Gegensatz - wichtige Ein-
sichten zu erschließen, die W. gern bei gelegentlichen Rückblicken in prägnanten For-
mulierungen festhält. Vor allem verdient das Buch Beachtung, weil es den Blick über
die Antike hinaus auf die mittelalterliche Literatur lenkt, der der klassische Philologe
in allen Bereichen der Literatur stärkere Beachtung schenken sollte. C. J. Classen
Reinhard Dithmar: Die Fabel. Geschichte. Struktur, Didaktik. - F. Schöningh-Verlag.
Paderborn 1971. 216 S. Kart. 7,80 DM.
Für den Altphilologen ist Dithmars kleines Buch wichtig, weil man - wie es sich bei
jeder Literaturgattung gehört, die man behandelt - hier die Geschichte des Genos der
Fabel recht gut ablesen und im Unterricht besprechen kann (etwa bei der Lektüre des
Phaedrus, der Fabel vom Magen und den Gliedern bei Livius oder der horazischen
Fabel von der Stadt- und Landmaus). D. gibt zuerst eine verdienstvolle Geschichte der
Fabel (wobei Babrios vor Phaedrus auftaucht; sollten die Griechen beisammen bleiben?)
von Aisopos (so läse man lieber) bis Wolf dietrich Schnurre u. a.; dann werden in einem
systematischen Teil „Bildliche Rede“ (Allegorie, Bild, Gleichnis, Fabel, Parabel), das
Bild der Fabel, der Sinn der Fabel und Fabelmotive dargestellt. Ein interessanter
didaktischer Teil beschließt das Werk. Wenig beistimmen möchte ich der Neigung des
Verfassers, die Fabel weitgehend als „vorzügliches Kampfmittel in der politischen,
sozialen und religiösen Auseinandersetzung“ (130) aufzufassen. Sicher, Fabeln sind
auch gesellschaftskritisch, wer leugnet es (und man wußte es längst), aber sie lehren
auch schlichte, bürgerliche Wahrheit, Erkenntnis, Moral. Eine Verengung des literari-
schen Ausblickes ist nicht sinnvoll; sonst wäre nicht nur „das Leben eines Schülers . . .
reich an Ungerechtigkeiten“, wie Verf. kundig (195) festzustellen weiß. O.S.
Viktor Pöschl: Römische Geschichtsschreibung. Wege der Forschung Bd. XC. Darm-
stadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1969. XVII, 458 S. - Mitgliedspreis: 25,60
DM. Ladenpreis: 41,- DM.

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