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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 24.1981

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Nr. 3
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Buchbesprechungen
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Wittke, Peter: [Rezension von: Georg Renatus Solta, Einführung in die Balkanlinguistik mit besonderer Berücksichtigung des Substrats und des Balkanlateinischen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33080#0065

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Georg Renatus Solta, Einführung in die Balkanlinguistik mit besonderer Berücksichtigung
des Substrats und des Balkanlateinischen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt
1980, IX, 261 S. 1 Kt. kart. DM 54,-
Eine Monographie über Balkanlinguistik in einem Mitteilungsblatt für Altphilologen zu be-
sprechen, mag aus folgendem Grund gerechtfertigt sein: die beiden Alten Sprachen Grie-
chisch und Latein sind wesentlich am „Sprachenbund“ der Balkansprachen beteiligt. Das
dürfte wissenschaftlich (für die Klass. Philologie) und auch didaktisch-methodisch (für den
Unterricht in den Alten Sprachen, an dem heute vielfach auch Schüler teilnehmen, deren
Muttersprache dem Bereich der Balkansprachen im weitesten Sinne angehört, z. B. Jugo-
slawen, Griechen, Türken) von Belang sein.
G. R. Solta, durch die Vielseitigkeit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit (Indogermani-
stik, Klassische Philologie, Romanistik) ausgewiesen, ein so komplexes Thema, wie es die
Balkanlinguistik darstellt, in Angriff zu nehmen und nicht zuletzt auch gerade durch Ver-
öffentlichungen zur lat. Sprache (z. B. Zur Stellung der lateinischen Sprache, Wien 1974)
bekannt, legt in seiner Monographie besonderen Wert auf die Behandlung des ältest erreich-
baren Sprachzustandes (des Substrats) und des vielfältigen Einflusses des Lateinischen
(vgl. Vorwort S. VI).
Das Buch ist in vier Teile gegliedert: I. Einleitung (Begriff, Stellung und Aufgaben der
Balkanlinguistik), II. Das balkanische Substrat, III. Latinisierung der Balkanhalbinsel, IV.
Die sog. Balkanismen.
I. Die Balkanlinguistik ist im Kern eine vgl. Disziplin. Die Einzelphilologie bleibt be-
rechtigt, doch sind ihre Ergebnisse einseitig und bedürfen der Ergänzung durch den balkan-
ling. Blickwinkel (S. 3). Der Gegenstand der Balkanlinguistik liegt am Schnittpunkt von
genealogischer, allgemeiner, vergleichender und historischer Sprachwissenschaft (S. 6). Die
Kernzone (die echten Balkansprachen) bilden die Sprachen Albanisch, Rumänisch, Bulga-
risch und tw. auch Neugriechisch (S. 7).
II. Die alten Substratsprachen sind das Thrakische, Illyrische, Paionische und Dardani-
sche (z. B. dak. Pflanzenname ataApri alb. shqen, gr. neipui (S. 20f.) Für die Altphilologie
wichtig der Hinweis, daß die Thraker bei Herodot, Strabon, Dioskurides und Ovid erwähnt
werden (S. 13 f.).
III. Der lateinische Einfluß in den Balkanländern ist durch die Ausdehnung des Im-
perium Romanum auf weite Teile der östlichen Halbinsel Europas erklärt. Interessant
ist die Feststellung, daß das Lateinische als Interstrat (in Griechenland), das Romanische
als Substrat (bei den Ungarn, Slowenen, Kroaten und Serben) und das Lateinische wieder
als Adstrat (im Albanischen) fungiert (S. 66). Für die rumänische Latinität gilt die Fest-
stellung, daß das Rumänische viele lateinische Wörter bewahrt hat, die in den übrigen Romania
fehlen. Wichtig ist auch, das das Rumänische viele Wörter lateinischen Ursprungs ersetzt
hat (z. B. durch slaw.). Auch in den rumänischen Dialekten leuchtet das Lateinische durch
(z. B. dzic = dico). Im ländlichen Bereich sind trotz vorwiegender Entlehnung aus dem
Slawischen verschiedene Latinismen bewahrt (z. B. gaina = gallina). — Die rumänisch-
griechischen Lehnbeziehungen zeichnen sich dadurch aus, daß die volkstümlich altgrie-
chischen Wörter auf mündlichem Wege ins Balkanlateinische drangen (z. B. ciuma -
Kvpa). Nach den altgriechischen Entlehnungen folgten die Entlehnungen aus dem byzan-
tinischen Griechisch (7.-I5. Jh.: z. B. folos = &pe\oq). Manche griechischen Elemente ge-
langten erst durch die slawische Vermittlung ins Rumänische (z. B. rum. drum — Weg -
bulg.serb.alb. drum, gr. 6pdpoq).
Das Albanische ist „der archimedische Punkt, von wo aus wir die Forschungsauf-
gaben der älteren Balkangeschichte bezwingen müssen“ (vgl. S. 108; S. 108-142!). Die
Lehnbeziehungen sind besonders durch lateinisch/griechische Elemente gekennzeichnet.
Zu den albanisch-lateinischen Lehnbeziehungen ist zu sagen, daß die lateinischen Elemente
wegen ihrer Wichtigkeit den Vorrang haben, wenn auch die griechischen - an Zahl geringer
- älter sind. Es gibt verschiedene Einteilungen des Lehnwortschatzes. Nach Mihäescu bil-

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