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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 25.1982

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Nr.1
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Lefèvre, Eckard: Erich Burck zum 80. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.33081#0008

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Am 30. November 1981 feierte der Ehrenvorsitzende des Deutschen Altphilo-
logenverbands, Professor Dr. Erich Burck, seinen 80. Geburtstag. Er verlebte die
Ehrungen und Beschwernisse dieses Tags, die sich auf über 16 Stunden erstreck-
ten, mit einer Spannkraft und Ausgeglichenheit, die manchen Jüngeren er-
staunen machte. Daß er die Forderungen der von ihm vertretenen Sache stets
über seine persönlichen Belange stellte, zeigte sich auch an diesem Tage in seiner
ausdrücklichen Billigung der Entscheidung des DAV-Vorstands, diese Würdigung
nicht in dem termingerechteren Heft 4/81, sondern erst in dem späteren Heft
1/82 erscheinen zu lassen, um Raum für die Auseinandersetzung mit den seine
und unsere Sache so unsanft angreifenden sog. Homburger Empfehlungen zu ge-
winnen. Die Nachbildung einer gallorömischen Statuette Minervas hat ihm der
DAV aus Anlaß seines Ehrentags überreicht, einer Gottheit, die wie keine andere
Weisheit, Klarheit und Kunstgesinnung verkörpert — Eigenschaften, durch die
sich Erich Burck in besonderem Maße auszeichnet. Mögen sie unter göttlichem
Schutz weiterhin sein Leben bestimmen!
Der 1901 in Grimma geborene Gelehrte empfing während seines Studiums
in Leipzig durch den bedeutenden Latinisten Richard Heinze die entscheidende
Anregung, die Autoren der augusteischen Zeit in den Mittelpunkt seines For-
schens zu stellen. So wurde er 1925 mit einer lateinisch verfaßten Dissertation
über Vergils Georgica promoviert und 1931 mit einer Untersuchung über die
Erzählungskunst des Historikers Titus Livius in Münster habilitiert. In ihr konnte
Burck die von Heinze in dessen Buch über Vergils epische Technik angewandte
Methode mit Erfolg auf ein bisher nicht gewürdigtes Kapitel der römischen
Historiographie übertragen. Auch in der Folge widmete er sich mit zahlreichen
Arbeiten über Vergil, Horaz und die Elegiker der augusteischen Zeit. Gerade
jetzt ist in der Zeitschrift ,Geschichte in Wissenschaft und Unterricht1 ein
Überblick über die Dichtung dieser Epoche erschienen, den er als Vortrag auf
einer Fortbildungstagung des Landesverbands Schleswig-Holstein des DAV im
Februar 1981 gehalten hatte. Auch auf dem Gebiet der römischen Wertbegriffe
führte Burck die Fragestellungen seines Lehrers weiter. In welchem Maße er die
Werte des Römertums nicht nur zu lehren, sondern auch zu leben versteht, weiß
jeder, der ihn kennt. Auf ihn selbst paßt seine Charakterisierung der Persönlich-
keitsbildung im Werke des Horaz in dem 1951 zuerst erschienenen Aufsatz ,Drei.
Grundwerte der römischen Lebensordnung1: „Die innere Freiheit, auf die es
ihm allein ankommt, kann nur dadurch errungen werden, daß der Mensch den
natürlichen Bedürfnissen folgt, daß er eine gesunde Wahl der menschlichen
Möglichkeiten trifft und daß er die richtige Mitte zwischen den verschiedenen
Extremen zur Richtschnur seines Strebens und Handelns macht. Diese aurea
mediocritas meint nicht die Haltung eines ängstlichen Spießers, eines Mannes
ohne Wagemut und Lebensdrang, sondern die immer neu zu bewährende Ver-
antwortungs- und Entscheidungsfreudigkeit eines Menschen, der um die ihm ge-
setzten Grenzen weiß und der unabhängig von der Menschen Haß und Gunst in
gesunder Selbstbescheidung und seelischer Harmonie sein Geschick in die eigene
Hand nimmt.“

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