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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 27.1984

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Nr. 2
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Bartels, Klaus: Über Griechisch und Latein
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Burnikel, Walter: Wer war Martial?
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https://doi.org/10.11588/diglit.33084#0039

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Denken identifizieren können, und zugleich ferne genug, daß wir uns durch sie
von der Gegenwart distanzieren können; und es liegt auf der Hand, daß diese
Auseinandersetzung über die Jahrtausende hin zumal dort fruchtbar zu werden
verspricht, wo uns entweder das antike Denken selbst oder aber aus seiner Per-
spektive das gegenwärtige plötzlich überraschend fremd, ja befremdend
erscheinen mag. „ D . „.. . ,
Dr. Klaus Bartels, Zürich

Aus: Jubiläumsschrift „150 Jahre Kantonsschule Zürich“ des Literargymnasiums Rämibühl

Wer war Martial?
Briefwechsel zwischen Sabella und Violentilla, herausgegeben und mit
Anmerkungen versehen von einem Freund des Dichters.
(Sabella ist die Gattin des römischen Redelehrers Tranquillus. Sie ist mit der
reichen Violentilla aus Neapel befreundet, die mit dem viel jüngeren Stella, einem
hohen römischen Beamten, verheiratet ist. Anlaß des Briefwechsels: Martial hat
nach 34 Jahren Rom verlassen, um seinen Lebensabend in seiner spanischen
Heimat zu verbringen. Violentilla hält sich z. Zt. in einem ihrer Landhäuser auf.)
Liebe Violentilla!
Ich hoffe, daß es dir und Stella - herzlichen Glückwunsch übrigens zu seiner
letzten Beförderung - gut geht, besser als uns. Denn die Abreise des bewußten
Herrn hat in meiner Familie alte Wunden aufgerissen, bei dem einen mehr, dem
anderen weniger. Am wenigsten natürlich bei Tranquillus. Und dabei hätte er am
meisten Grund, böse zu sein. Du weißt, wie ich über meinen im übrigen so lieben
Mann denke und daß ich kein Blatt vor den Mund nehme: Er ist und bleibt eine
alte Schlafmütze - nomen est omen - ohne Feuer, ohne jeden Ehrgeiz. Weiß der
Himmel, warum er gerade Lehrer der Beredsamkeit geworden ist - bei seiner
nervenzermürbenden Wortkargkeit fast ein Zynismus. Aber er muß ja nicht die
spitzen Bemerkungen der Frauen bei unserem wöchentlichen Treffen ertragen,
das ich voriges Jahr gegen seinen Willen organisiert habe. Weißt du, was mich
neulich Faustina gefragt hat? Ob mein Mann inzwischen in der Schule gelernt hat,
bis zehn zu zählen - du kennst ja das ominöse Epigramm, das dieser Martial auf
ihn gemacht hat1. Und Maronilla hat es sich nicht nehmen lassen, mir als Gast-
1 Martial karikiert in V 21 einen gewissen Redelehrer Apollodotus, dessen schlechtes
Namensgedächtnis bei der morgendlichen Salutatio zu ulkigen Verwechslungen führt:
Quintum pro Decimo, pro Crasso, Regule, Macrum / ante salutabat rhetor Apollodo-
tus. / Nunc utrumque suo resalutat nomine. Quantum / cura laborque potest! Scripsit
et edidicit.

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