Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 30.1987

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
[Rezension von: Frédéric L. Bastet, Hinter den Kulissen der Antike]
DOI Artikel:
Königer, Wolfgang: [Rezension von: Erika Simon: Die konstantinischen Deckengemälde in Trier]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35878#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
bis zum Direktor des Archäologischen Instituts gebracht hat), darunter Marmorwerke aus dem
Besitz von Peter Paul Rubens, der als Verehrer antiker Kunst 1618 beim englischen Gesandten
Dudley Carleton in Antwerpen 29 Kisten mit griechischen Marmorskulpturen für acht seiner Bil-
der und etliche Wandteppiche eingehandelt hatte. 3. Aus dem Tagebuch großer Forscher. Der
Straßenbauingenieur Carl Humann findet den Altar auf der Königsburg von Pergamon; Schlie-
mann in Amsterdam; Mozart in Pompeji (Der Vierzehnjährige war 1770 mit seinem Vater dort
und hat auch den Isistempel gesehen). 4. Freuden und Leiden einer Orientreise im vergangenen
Jahrhundert. Der junge Baron van Dedem (1774 - 1825), Oberst Rottiers (1771 - 1857), der Dich-
ter Jan van's Gravenweert (1790 - 1870) entführen uns vor allem ans östliche Mittelmeer und
Schwarze Meer.

Erika Simon; Die konstantlnlschen Deckengemälde ln Trier. 64 5. mit 25 Abb., 74 Farbtafeln, geb.
DM 39,80
In zwei Grabungen schwierigster Art kamen in den Jahren 1945/46 und 1968/69 Tausende von
Fragmenten zutage, die zu dem Deckengemälde eines Repräsentationsraumes (oecus) gehörten.
Er lag mitten im Dom von Trier (Baubeginn wohl 326), 3,50 m unter dem heutigen Niveau; mit
seiner Größe von 7 x 10 m übertraf er geringfügig den rekonstruierten Saal der Villa von Boscore-
ale. Der ursprünglich heizbare oecus erwies sich als älter als die Decke, die mit Hilfe eines Lat-
tengeflechts, dessen Abdrücke die Rekonstruktion teilweise erst ermöglichten, nachträglich ein-
gezogen worden war. Ein Münzfund aus dem Jahr 315 n. Chr. über dem Estrich des Saales
scheint den terminus post quem zu liefern. Theodor Konrad Kempf, bis 1984 Leiter des Diöze-
sanmuseums, und den Restauratoren Weiter und Steffny gelang, den Inhalt der Bilder und ihre
Anordnung zu rekonstruieren, und zwar so, daß der Unterschied zwischen der historischen Sub-
stanz und den Ergänzungen erkennbar ist.
Der Betrachter sieht 15 kassettenähnliche Bildfelder (von den Langseiten gesehen 3x5, von den
Schmalseiten 5 x 3), von denen 7 im Querformat leicht überlebensgroße weibliche oder männli-
che Büsten, 8 im Hochformat Zweiergruppen von Eroten zeigen. Putten- und Büstenfelder wech-
seln schachbrettartig ab. Vor einem Hintergrund in ,,Ägyptisch Blau" leuchten die Farben noch
heute.
Seit 306 regierte in Trier Konstantin. Für Kempf lag es also nahe, in den Frauen Helena, Fausta,
Constantia und die jüngere Helena, in den beiden Greisen den Prinzenerzieher Lactantius und
den Festredner Nazarinus zu sehen. Erika Simon, Ordinaria in Würzburg, durch ihre einfühlsa-
men und scharfsinnigen Beschreibungen und Deutungen antiker Kunstwerke bekannt, sieht da-
gegen in dem Deckengemälde ein allegorisches Programm, wie es der Trierer Panegyrikos von
310, eine Lobrede auf den jugendlichen Kaiser, bietet. Es klingt sehr überzeugend, wenn sie sagt,
daß die Frau mit dem Spiegel nicht Fausta, sondern die Weisheit (Sapientia), die mit der Perlen-
schnur nicht Constantia, sondern die Schönheit (Pulchritudo) und die Dame im Mittelfeld nicht
des Kaisers Mutter, sondern die Gesundheit (luventus/Salus) sei. Mit ihren Gewändern, Schmuck
und Attributen verkörpern sie die Tugenden und guten Gaben, die man dem jungen Kaiser
wünschte. Darauf, daß ihm in Trier die erst zehnjährige Fausta als Verlobte zugeführt wurde,
spiele das kindliche Paar Amor und Psyche an. Weiter ergeben sich gute Gründe, den Bärtigen
der Südwand als „Platonicus" Apuleius, den Verfasser des Märchens von Amor und Psyche, den
an der Ostwand als Heraklit zu bezeichnen, deren Werke in dieser Zeit des Überganges von
heidnischen, neuplatonischen zu christlichen Glaubensinhalten viel gelesen und zitiert wurden.
Das letzte Wort ist sicher noch nicht gesprochen. Doch man greife zu dem prächtigen Band und
lasse sich von der Argumentation faszinieren! (corrigendum: Die Bildunterschriften von Tafel 5
und 12 wurden vertauscht).
WOLFGANG KÖNIGER

33
 
Annotationen