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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 33.1990

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Nr. 1
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Selle, Kurt: Benötigen die Altsprachler einen Verband?
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Selle, Kurt: Keine Lernkapazität mehr für beide alte Sprachen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.35873#0010

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6. Bemühungen um die Verbesserung der Rahmenbedingungen von Studienfahrten in die von
der Antike geprägten europäischen Regionen (z.B. Erstattung der Reisekosten, Probleme bei
Führungen und Eintrittskosten),
7. Förderung bzw. Durchführung von Schülerwettbewerben (inzwischen in acht Bundeslän-
dern!),
8. Wahrung berufsständischer Interessen (wie z.B. Forderung nach Zukunftssicherung des alt-
sprachlichen Unterrichts durch Neueinstellung und Verjüngung der Kollegien oder Aufrecht-
erhaltung von Lehrstühlen),
9. Öffentlichkeitsarbeit durch Pflege von Kontakten zu den Medien (Pressesprecher des DAV)
sowie durch Vortragsabende oder durch die ^Mitteilungsblätter",
10. Pflege der Beziehungen zu oder Mitgliedschaft in anderen relevanten Gruppen, Verbänden
und Institutionen (z.B. Philologenverband, Elternverbänden, Mommsengesellschaft, Gesell-
schaften der Freunde der Antike) sowie internationalen Verbänden der Altphilologen (z.B.
FIEC, Colloquium Didacticum Classicum).
Kum SELLE, Wolfenbütte!

Keine Lernkapazität mehr für beide a!te Sprachen?
Die rasche und inzwischen unumkehrbar erscheinende Entwicklung zur wirtschaftlichen und
politischen Integration Europas zeitigt unausweichlich Konsequenzen in der Bildung: Die moder-
nen Fremdsprachen spielen bei dem Prozeß der Einigung eine Schlüsselrolle als konstitutives Ele-
ment der integrativen Entwicklung und als Grundlage für berufliche Chancen sowie für die Ver-
besserung der innereuropäischen Verständigung. Mehrsprachigkeit und gleichzeitig Intensivie-
rung der fremdsprachlichen Kenntnisse ist das Gebot der Zukunft.
Wie sehr auch die Alten Sprachen das Recht besitzen, auf ihre Bedeutung als Vermittler der Basis
der west- und südeuropäischen Sprachen, der Basis der europäischen Kultur- und Wertgemein-
schaft und damit der Basis für ein europäisches Identitätsbewußtsein hinzuweisen, so stellen
doch der aktuelle Nutzen der modernen Fremdsprachen und die unmittelbaren kommunikativen
Möglichkeiten, die mit ihnen in Verbindung gebracht werden, eine pädagogische Herausforde-
rung dar. Diese Situation hat denn auch Vorschläge provoziert, wie man unter grundsätzlicher
Bewahrung der Alten Sprachen im Fächerkanon der Schule dennoch dem Bedürfnis nach Erwei-
terung der neusprachlichen Bildung Rechnung tragen kann (Nickel, AU XXXII, 1989, 88 f.; West-
phalen, MDAV 1/90).
Aus meinen Erfahrungen mit der Praxis des Unterrichts und mit der Beratung von Eltern und
Schülern, aber auch aufgrund der Bedeutung der Bildungsziele der beiden alten Sprachen stehe
ich allen Vorschlägen kritisch gegenüber, die die Erweiterung des neusprachlichen Angebots im
Gymnasium ausschließlich zu Lasten der Alten Sprachen empfehlen. Der Stundenumfang für
den Unterricht in Latein und Griechisch, den diese Fächer jetzt noch aufweisen, läßt nach mei-
nem Urteil keine weitere erhebliche Reduzierung zu, ohne daß ihre Substanz ernsthaft ge-
schwächt wird und damit der bildende Wert noch glaubhaft vermittelt werden kann. Wir sollten
nicht ,,betriebsblind" werden, aber ich meine, daß die Behandlung von Mindestumfängen an
sprachlichen und inhaltsbezogenen Pensen, die Schaffung von Erfolgserlebnissen, die aus eigen-

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