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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 35.1992

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Aktuelle Themen
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Maier, Friedrich: Zur Lage der Alten Sprachen in den Bundesländern 1992: Bericht vor der Vertreterversammlung in Berlin (6.4.92)
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https://doi.org/10.11588/diglit.35880#0107

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Zur Lage der A!ten Sprachen in den Bundeständern 1992
Bericht vor der Vertreterversammlung in Berlin (6.4.92)
Dieser Lagebericht ist insofern ein kleines historisches Ereignis, als er erstmals alle Bundesländer
in West und Ost umfaßt. Natürlich kann sich die Synopse noch keineswegs auf überall gleiche
Voraussetzungen stützen. Im Osten ist die Entwicklung zu einer Ausweitung des altsprachlichen
Unterrichts voll im Gange. Deshalb ist es wohl auch berechtigt und sinnvoll, in diesem Bericht
das Augenmerk besonders auf den Osten zu richten.
1. Schüier
Aufgrund des unvollständigen Zahlenmaterials ist die Erstellung einer exakten Statistik derzeit
nicht möglich; es lassen sich allerdings Trends feststellen:
a) negativ;
1. Latein 1 geht auch in den ,,traditionellen Hochburgen" wie Bayern kontinuierlich zurück. In
Nordrhein-Westfalen konnte sogar das LI-Angebot an einigen traditionellen Gymnasien
nicht mehr aufrechterhalten werden.
2. In nur wenigen Gesamtschulen wird in der Orientierungsstufe Latein überhaupt angeboten.
Nicht nur in Nordrhein-Westfalen nimmt die Zahl der Lateinschüler an Gesamtschulen in si-
gnifikanter Weise ab.
3. In einigen Bundesländern (z.B. Saarland und Schleswig-Holstein) nimmt sogar L2 stark ab.
4. Nicht nur in Schleswig-Holstein ist der Tatbestand auffällig, daß zwar wieder viele Schüler La-
tein zu lernen beginnen, aber immer weniger mit dem Abitur die Erlernung dieser Sprache
abschließen; diese Abbrecherquote muß zu denken geben.
5. Auf Grund der Übergangsregelungen in den Fächern Englisch und Russisch konnte in Thürin-
gen Latein als 2. Fremdsprache in den 7. Klassen nicht unterrichtet werden.
6. Griechisch geht überall weiter zurück bis hin zur Existenzgefährdung, dauerhaft zeigen sich
nur einzelne Inseln wie z.B. Universitätsstädte oder Großstädte mit z.T. rein humanistischen
Gymnasien; die Zahlen scheinen sich auf einem niedrigen Niveau einzupendeln.
b) positiv;
1. Die Schülerzahlen im L2-Bereich blieben in vielen Bundesländern relativ konstant.
2. In Berlin sind die Kursbelegungen der Oberstufe in den letzten 10 Jahren, bezogen auf die
Gesamtschülerzahl, relativ konstant.
3. In Mecklenburg-Vorpommern wird an ungefähr der Hälfte der neuen Gymnasien Latein un-
terrichtet. In Rostock findet sogar Griechischunterricht von 9. bis 12. Klasse statt.
4. In Sachsen erhalten ca. 4500 Schüler Lateinunterricht, v.a. in den Klassen 9 - 12, 60 Schüler
sogar Griechischunterricht (ungefähr die gleiche Schülerzahl in Sachsen-Anhalt).
5. In Thüringen erhalten ca 25% der Schüler Lateinunterricht, es gibt sogar 5 LI-Klassen. In alt-
sprachlichen Spezialklassen und Arbeitsgemeinschaften wird auch Griechischunterricht er-
teilt.

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