Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
Fritsch, Andreas: [Rezension von: Niklas Holzberg, Die antike Fabel. Eine Einführung]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0175

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
N<k/as Ho/zberg; D;e anf/ke fabe/. Eme EfnFührung. Darmsfadf; W/'ssenschaff/fche
Bucbgese/Zscba^ 7993, 79 7 Selten h'm ßucdhande/ DM 29,30).
Die Gattung der Fabel spielt im Lateinunterricht keine überragende, aber doch eine unersetzliche
Rolle. So gut wie alle modernen Lehrpläne räumen ihr (wieder) einen Platz ein. Kann doch
gerade an ihr Kontinuität und Rezeption europäischer Literatur von den Griechen, über die
Römer, das Mittelalter, die Aufklärung bis heute aufgezeigt werden, und wegen ihrer Kleinform
läßt sie sich in kürzeren und längeren Sequenzen auf fast allen Stufen vom 5. bis zum 13.
Schuljahr gut in den Lateinunterricht integrieren. An didaktischer und methodischer Literatur
fehlt es nicht, auch nicht an neueren Schulausgaben. Ebenso gibt es eine umfangreiche Literatur
von Germanisten und Deutsch-Didaktikern hierzu. Auch auf dem Gebiet der Klassischen
Philologie gab es in letzter Zeit eine Reihe von Einzelstudien zu Äsop und Phaedrus, aber es
fehlte doch eine Monographie, die den Stand der Forschung zur antiken Fabel einmal
übersichtlich und im Sinne einer Einführung zusammenfaßt. Eine solche Einführung liegt in dem
hier anzuzeigenden Buch vor, und sie läßt sich vorbehaltlos Lehrern und Studenten der Gräzistik
und Latinistik und darüber hinaus interessierten anderer Disziplinen empfehlen. „Wer sich auf
das Gebiet ,antike Fabel' wagt", so Holzberg in der Einleitung, „betritt ein Trümmerfeld. Ein
Trümmerfeld aber nicht etwa nur im Bereich der Erforschung dieser Erzählform [...]. Auch die
Fabeltexte selbst bieten in ihrer Gesamtheit den Anblick einer ungeordneten Masse." Schon eine
erste Übersicht zeigt, „wie bruchstückhaft unsere Kenntnis der von antiken Autoren verfaßten
bzw. zusammengestellten Fabelbücher ist. Es verwundert daher nicht, daß die vom Historismus
wesentlich geprägte Altphilologie der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts in der Fabelforschung ihr Hauptinteresse auf die Frage richtete, wie die einzelnen
Fabelbücher entstanden sind und wie sie in ihrer ursprünglichen Gestalt aussahen." Man
versuchte also „die Sammlungsgeschichte zu rekonstruieren". Kritisch sichtet und bewertet
Holzberg die vorhandenen Textausgaben und die vorliegenden Übersetzungen. Ende des
vorigen lahrhunderts hat Otto Crusius treffend formuliert, warum die antiken Kleinformen des
Erzählens es wert sind, gründlich untersucht zu werden: „Novellen und Fabeln spielen in der
Weltliteratur etwa dieselbe Rolle, wie das Getreide im Weltverkehr." So ist es nach Holzbergs
Worten das wichtigste Anliegen dieser Einführung, „auch den Klassischen Philologen der
Gegenwart die schlichte Wahrheit, die in dem zitierten Satz steckt, bewußtzumachen" (S. 11).
Das Buch gliedert sich nach der Einleitung in drei Teile: 1. Fabeln als Exempel in Dichtung und
Prosa (S. 13-42): Griechische Literatur (Archaische und klassische Zeit / Das hellenistische
Fabelrepertorium / Kaiserzeit); Römische Literatur. - 2. Versfabelbücher (S. 43-79): Phaedrus,
Babrios, Avian. - 3. Prosafabelbücher (S. 80-116): Das Buch )>Leben und Fabeln Äsops« (»Leben
Äsops«: Der Äsop-Roman / »Fabeln Äsops«: Die »Augustana«-Sammlung); Der »Aesopus
Latinus«. Abgerundet wird der Band durch eine recht umfangreiche Bibliographie (S. 117-131),
in der nur diejenigen Untersuchungen aufgeführt sind, die indenknappen, sehr informationsreichen
und zugleich gut lesbaren Forschungsberichten am Ende der einzelnen Kapitel bereits genannt
bzw. besprochen sind. Besonders erfreulich ist hier das kritisch bewertende Moment der
Darstellung, das dem Leser eindeutige Orientierungshilfe bietet. Als Didaktiker bedauere ich
nur, daß fachdidaktische Literatur, soweit ich sehe, selbst in den bibliographischen Hinweisen
so gut wie ganz ausgeklammert bleibt, obwohl man doch gerade die schul- und
unterrichtsbezogene Literatur möglicherweise sogar als einen Hauptzweig gesellschaftlich
relevanter Fabelrezeption ansehen kann. Daß Holzberg dieser Bereich nicht fremd ist, hat er

164
 
Annotationen