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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 1
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Besprechungen
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Lorenz, Dieter: [Rezension von: Marion Giebel, Treffpunkt Tusculum. Literarischer Reiseführer durch das antike Italien]
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[Rezension von: Bruno W. Häuptli (Hrsg.), Publius Ovidius Naso. Liebesbriefe. Heroides - Epistulae]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0034

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bedeutende Persönlichkeiten gewohnt und ge-
wirkt haben. In diesem Sinne führt sie den Le-
ser in vierzehn in sich abgeschlossenen Kapiteln
zu Stätten, an denen die Erinnerung an Persön-
iichkeiten der römischen Literatur haftet. Ihre
Reihe reicht von Catuil bis Augustinus. Da die-
se Örtlichkeiten dem heutigen Besucher meist
nur spärliche Spuren der antiken Situation bie-
ten. fügt Marion Giebel jeweils ein Lebensbild
der Persönlichkeit hinzu, die zu diesem Ort eine
Beziehung hat. und läßt so die Erinnerung le-
bendig werden.
Die Autorin führt den Leser nach Sirmione am
Gardasee (Catuil). nach dem Tusculum Ciceros.
nach Mantua (Vergil), in die Sabinerberge
(Horaz). nach Sulmona (Ovid). nach Baiae
(Seneca); in Rom läßt sie uns in Neros Golde-
nem Haus Petron, in der Subura Juvenal, auf
dem Kapitol Marc Aurel und in der Kurie
Symmachus begegnen. Misenum weckt die
Erinnerung an Plinius den Älteren und Como an
seinen Neffen Plinius den Jüngeren. In Ostia
schließlich erinnert uns die Autorin an den Auf-
enthalt Augustins und seiner Mutter Monica.
Marion Giebel ist es gelungen, die Persönlich-
keiten auf dem Hintergrund der Orte lebendig
werden zu lassen, indem sie geeignete Texte im
Original und in der Übersetzung einfügt. Das
letzte, das vierzehnte Kapitel mit der Über-
schrift „Römische Saturnalien - Roma aeterna.
Das Reich ohne Ende und Grenzen" ist ein
Kapitel besonderer Art. Ausgehend von dem
Saturnalienfest geleitet uns die Autorin zu den
Saturnalien des Macrobius und damit in die Zeit
der Auseinandersetzung zwischen Heiden und
Christen. Und dieses geistige Ringen spielt sich
auf dem Hintergrund der Bedrohung des Rei-
ches durch die jungen Völker der Goten. Vanda-
len und Alanen ab. die zunehmend Druck auf
die Grenzen des Reiches ausüben. In diesem
nach Meinung des Rezensenten gelungensten
Kapitel des Buches zeigt die Autorin, wie die
Verheißung Jupiters in Vergiis Aeneis:
„HA ego nee /nfta.s rerum ffwpcua po/io.
<7^7/. "
von Prudentius und schließlich von Augustinus
in „De civitate dei" wieder aufgenommen wird

und wie Rom den Untergang des weströmischen
Reiches und die folgenden dunklen Jahrhunder-
te überlebt: Die Idee der Rowrr sei ge-
wahrt geblieben, und die Päpste hätten der Stadt
neuen Glanz und neues Ansehen verliehen.
Auch die Reichsidee sei von neuem mit dem
Heiligen Römischen Reich erstanden. Sei Rom
auch später von Katastrophen wie dem jacco
7?owa nicht verschont geblieben, so lebe es
doch, „das einstmals goldene und vielleicht
auch ewige Rom".
Eine Zeittafel, ein Literaturverzeichnis, ein Re-
gister der Orts- und Personennamen sowie eine
Karte Italiens mit den im Text erwähnten Orten
ergänzen das Buch.
Sicher ist „Treffpunkt Tusculum" für den eili-
gen Touristen wenig geeignet, dem es genügt,
schnell und kanpp über die Sehenswürdigkeiten
informiert zu werden. Wer sich aber Rechen-
schaft über die Vergangenheit Italiens, und zwar
speziell des antiken Italien geben will, wird in
dem Buch einen nützlichen und mit Genuß zu
lesenden Führer finden.
DIETER LORENZ. Berlin
TUMaj OUO/'ns' A'a.so. T-HOcrOrAjA /HroLA.s -
A/Vsm/ac. Hrsg. n. ü/jers. v. Brano W. Ha'apOi.
Zar/cT?; Trtc/nfs & Waik/er 7993. 332 3. 73,00
DAL fAamw/nng Ta.sca/aa?). f/.S'BA/ 3-7603-
7633-7).
Die Heroides, ein Experiment, wenn nicht Spiel
Ovids mit Dichtungsgattungen, wieder in einer
zweisprachigen Ausgabe vorliegen zu haben, ist
erfreulich. Häuptlis Ausgabe soll die alte Bilin-
gue von Wolfgang Gerlach (mir liegt nur die 2.
Auflage von 1952 vor) ersetzen, die den drama-
tischen Titel „Briefe der Leidenschaft" trug.
Zugrundegelegt hat Häuptii nicht den Text der
problematischen Ausgabe von Heinrich Dörrie
(1971), sondern den alten von Grant Shower-
man (Loeb 1914, nicht denjenigen der Neubear-
beitung von Goold 1977), ist jedoch in deutlich
über 150 Stellen von ihm abgewichen (Liste S.
272-275). Ob eine Übersetzung antiker Dich-
tung in klingende Prosa oder in Verse ihre
Zwecke besser erfüllt, ist eine durchaus offene

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