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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Besprechungen
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[Rezension von: Niklas Holzberg (Hrsg.), Publius Ovidius Naso, Fasti. Festkalender]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0035

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Frage. Gerade in einer zweisprachigen Ausgabe,
bei der die Übersetzung nicht zuletzt zum Ori-
ginal hinführen soll, spricht manches für Prosa.
Häuptlis Übersetzung in Verse - sie versucht,
möglichst eng am Original zu bleiben, weit
enger als seinerzeit Gerlach - liefert nicht un-
bedingt Gegenargumente, zumal sich zwar
manche glückliche Formulierung findet, aber
nicht alle Verse an die Flüssigkeit Ovidischer
Kunst (nicht einmal an diejenige Gerlachs) her-
anreichen. Die recht zahlreichen Beigaben sol-
len offenbar* die Wünsche verschiedener Ziel-
gruppen erfüllen. Die umfangreichen Erläute-
rungen - sie umfassen zusammen mit dem Na-
menregister. das jeweils kurz angibt, was hinter
dem Namen steckt, über 60 Seiten - erklären
vor allem die Mythen für einen Leser mit weni-
gen Vorkenntnissen. Hilfreich ist jeweils eine
kurze Einführung in die Situation des Briefes,
die bisweilen auch Hinweise zur Interpretation
enthält, und eine Angabe von Ovids Quelle(n).
Die Metrik erfährt eine vergleichsweise aus-
führliche Behandlung, gerichtet an jemand, der
gar nichts über antike Metrik weiß. Das Gerüst
der Geschichte jener Zeit (die er allerdings für
das Verständnis der Heroides kaum benötigt)
erfährt der Leser aus einer ebenfalls recht de-
taillierten Zeittafel. Eher an den Philologen
wenden sich dagegen die Bemerkungen zu
Textgeschichte und Textgestalt, eher auch die
Bibliographie, die vor allem neuere und neueste
Literatur nennt. Die kurze Einführung versucht
sich nicht an tiefschürfenden Interpretationen,
sondern hält sich weitgehend an Feststellbares,
vor allem einige Bemerkungen zur literarischen
Gattung, daneben eine kurze philologische Dis-
kussion zur Form des Titels.
PuA/my Ou/rims* TVajo. TTwh. FVsvkaLmJf?*. Taf.-
<3f. A. <7. Gfrmü/. <7. Auyg. v. Wo/jgwig
ührrx. u. hryg. v. TJo/zTwg. Zürich.*
& WmA/c?' 7993. 377 3. 73,00 DA7
(&?77?77?/M7?g Fujcu/M/??). (73B7V3-7603-7636-X).
Die Fasten gelten als eines der schwerer ver-
daulichen Werke Ovids. um das sich der Ver-
fasser zudem nicht mit der notwendigen Ernst-
haftigkeit bemüht habe. Von Albrecht tut sie in

seiner Literaturgeschichte mit viereinhalb Zei-
len ab. während er allein den 7?fwc<3ia dreimal
mehr Platz einräumt. Mit seiner Ausgabe, die
diejenige von Wolfgang Gerlach aus dem Jahre
1960 ersetzen soll, versucht Niklas Holzberg
dieses Bild zu korrigieren. Den Text hat er auf
der Grundlage der neuen Edition von Al-
ton/Courtney/Wormell „an sehr vielen Stellen"
geändert gegenüber demjenigen Börners, der
auch Gerlachs Ausgabe zugrundelag; genauere
Auskünfte braucht er hier nicht zu geben. Die
Übersetzung in elegischem Versmaß hat er
(anders, als die Angaben im Titel vermuten
lassen) fast völlig neu erarbeitet. Sie ist anspre-
chend und liest sich (auch, was den Versbau
anlangt) meist flüssig, glättet aber nichts, wie
Gerlach es getan hatte. Manchmal freilich glei-
tet Holzberg bei seinem Versuch, gehobene
Alltagssprache zu gebrauchen, zu weit in den
Alltag ab (5.320: „...mir war meine Mitgift
egal", 5,368 „... geht mit der Wahrheit kon-
form" u. v. a.). Da verfällt er gegenüber Ger-
lachs manchmal biedermeiernder Übersetzung -
man „wandelte" dort ziemlich viel - etwas ins
andere Extrem. Häßlich ist es auch, wenn oft
ein einsilbiges Wort, gar ein Artikel (z. B. 5,199
sogar mit vorangehendem Satzzeichen) das
letzte Wort des Hexameters bildet, ohne daß
von einer lächerlichen Maus die Rede wäre. Die
ausführlichen Erläuterungen, ebenfalls von
Holzberg völlig neu gefaßt, sind hilfreich. Wer
mit der Antike sehr wenig vertraut ist, benötigte
manchmal freilich noch mehr Informationen;
1,53 versteht z. B. nicht, wer nicht weiß, daß
das Volk bei den Comitien in „xaepm" gewiesen
wurde. Eine ausführliche Bibliographie mit vor
allem neuerer Literatur gehört zum Standard der
Sammlung Tusculum.
ln seiner gehaltvollen Einführung ist Holzberg
bestrebt, das Werk möglichst aus sich heraus,
nicht durch äußere Bedingungen zu erklären.
Zwei Bücher seien jeweils als Paar konzipiert.
Besonders überraschend: Mars. Romulus' Va-
ter. erscheint im 3. Buch ganz unkriegerisch.
Venus. Augustus' Urahnin. im 4. Buch ganz
unerotisch. Dafür daß Ovid nur die erste Hälfte
des Jahres behandelt hat. sieht Holzberg den

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