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Meder, Joseph
Die Handzeichnung: ihre Technik und Entwicklung — Wien, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.9755#0226
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Verschiedene Behelfe.

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das mußten Bimsstein (pumice) und Sepiaschale (Os sepiae, Sepiaknochen)
durch eine scharfe Rasur entfernen. Armenino empfiehlt diese beiden aus*
drücklich für Rötelzeichnungen1. Auch sie waren schon bei den alten Schreibern
im Gebrauche2. Bimsstein wurde noch im 18. Jahrhundert beim Miniatur«
zeichnen auf grundierten Papieren (Tonpapier, papier plätre) verwendet, um
falsche Linien oder die Lichter herauszuschaben. Zu diesem Behufe mußte man
ihm die Form eines kleinen gespitzten Stiftes geben und feine Qualitäten
benützen3.

4. Radiergummi (Federharz, Kautschuk [Caoutchouc], Gomme elastique) Kautschuk,
kommt für die Technik alter Zeichnungen kaum mehr in Betracht. Im letzten

Viertel des 18. Jahrhunderts in Frankreich auftauchend, erschweren sowohl seine
Unvollkommenheit als auch sein hoher Preis eine allgemeine Benützung. Ein
Würfelstück von 12 mm Seitenlänge wurde um 3 Mark verkauft. Noch 1839
wird in dem Manuel de Miniature vor dem Caoutchouc gewarnt, da er die
Oberfläche des Papieres zerstöre4. Man griff daher zu jener Zeit lieber zum
Dolage.

5. Le dolage5, Lederfasern (Lederfleisch), die beim Glattschaben der Dolage.
Innenseite des Handschuhleders abfallen. Dieses heute noch in Schulen im
Gebrauch stehende Putzmittel findet vor 1800 in Handbüchern Erwähnung.

Fixiermittel. Über das Fixieren leicht verwischbarer Zeichnungen Allgemeines,
haben wir für die frühesten Zeiten keinerlei Kunde. Cennini weiß darüber
nichts zu berichten, denn Silberstiftblätter erlitten in dieser Beziehung keinen
Schaden, ebenso die kleinen Steinkreidezeichnungen, und Kohle diente nur dem
Entwürfe. Erst mit dem Auftreten breiter Studien auf Folioformaten — und alle
Hinweise führen hier auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück — trat
das Bedürfnis ein, wertvolle Studien zu schützen und hiezu geeignete Mittel
ausfindig zu machen.

Bei dem traditionellen Vorgehen aller Schul* und Werkstattgebräuche können
wir nur aus den in späterer Zeit aufgeschriebenen Rezepten Rückschlüsse ziehen.
Große prinzipielle Unterschiede dürften sich hier kaum annehmen lassen, mag
auch die Materie da oder dort gewechselt haben. Eine nicht allzufrühe Vors
schrift, welche ich finden konnte, stellt Hoogstraeten in seiner Inleiding auf:
«Aber fürchtet ihr, daß eure Zeichnungen, mit schwarz und weiß oder mit
anderen Stiften gemacht, sich verwischen, so füllet eine vierkantige Wanne
mit Wasser, gebt darzu zur Hälfte arabischen Gummi und ebenso Gummibad.
Gummi Tragant, so viel, bis fette Bläschen (Sternchen) auf dem Wasser
treiben. Hier sollt ihr eure Zeichnungen durchziehen, doch so, daß sich der
Crayon durch das Eintauchen nicht abspüle» (p. 32). Es ist keine Frage, daß

'Armenino, p. 62: strisciandovi poi o pumice o seppia che sia, vi si puo ritornare su
piü volte, fin che quello vien condotto al suo flne senza vedersi macchia.
2 Gardthauscn, S. 190.

35erf ä enlever les clairs. ConstantsViguier, op. cit, p. 255.

4Encycl. meth. II, 672. - GonstantsViguier, op. cit., p. 255 und p. 178: Le Caoutchouc
fletrit toujours plus ou moins la fleur du papier et le veloute soyeux.
5 Ibid.
 
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