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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 1 (Jänner 1863)
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Literarisce Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0036

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26

seer.) 3. Die englische Kunst im Verhältniss zu Staat und Kirche,
ß. Die englische Kunst im Verhältniss zur Industrie. 7. Das Southken-
sington-Museum. 8. Das britische Museum und die Nalionalgallerie.
9. Die archäologischen und Kunstvereine. 10. Die Architectur in
London.
* Freitag den 19. December v. J. hielt der Wiener Alterthums-
verein seine Generaiversammiung ab, in weicher nach einem Berichte
des Vereinspräsidenten, Seiner Excellenz Freiherrn v.Heifert, über
die Thätigkeit des Vereines die Wahl von fünf Ausschussmitgliedern
vorgenommen und hiebei die Herren A. Ca mesina, Conservator der
der Stadt Wien, Friedrich Schmidt Professor der Akademie

der bildenden Künste, Dr. Ernst Birk, Custos der k. k. Hofbiblio-
thek, Kar] Weiss, Directionsadjunct des Wiener Magistrates und
Redacteur der „Mittheilungen", und Dr. Alexander Nava, Advoca-
tursconcipient, letzterer als Geschäftsleiter gewählt wurde. Professor
Ritter v. Berger hielt einen Vortrag über das Leben und die wissen-
schaftliche Thätigkeit des verstorbenen Ausschussmitgliedes und
Vicepräsidenten Job. Feil.
Zur Restauration des St. Veitsdomes in Prag hat
Seine Majestät mit Zustimmung des Reichsrathes einen Beitrag von
10.000 R. auf fünf Jahre angewiesen.

Literarische Besprechungen.

Burkhart C. und Riggenbach C.: Der Kirchenschatz des
Münsters in Basei. Basei 1862, 4". S. 22 mit 5 Photographien
und 7 Holzschnitten (IX. Heft der Mittheiiungen der Gesellschaft
für. vaterl. Alterth. in Basel.)
Von dem reichen Schatze, dessen sich einst der Basler Münster
erfreute, und welcher in seinen Hauptbestandtheilen durch die
Reformation und Säcularisation des XVI. Jahrhunderts hindurch
gerettet wurde, ist trotzdem wenig auf uns gekommen, noch weniger
aber im Besitze von Basel geblieben, indem dieser Schatz im XIX. Jahr-
hunderte nach der Theilung des Cantons Basel gleichfalls einer
Theilung zwischen Stadt und Land unterzogen wurde, bei welchem
Anlasse einige der bedeutendsten Bestandteile, wie die berühmte
Basler Altartafei Heinrichs, die goldene Rose u. a. durch Händier in
das Musee de Cluny gelangten. Nur der kleine Antheil, welcher nach
dieser Theilung der Stadt Basel blieb, bildet den Gegenstand der
vorliegenden Publication, doch wird die geringe Anzahl der vorge-
führten Objecte durch die Bedeutung einiger derselben reichlich er-
setzt, so dass wir den beiden Herausgebern, welchen wir auf kunst-
historischem und archäologischem Gebiete schon wiederholt begegnet
sind, und deren Berechtigung, auf diesem Gebiete ein entscheidendes
Wort mitzusprechen, ausser Frage steht, zu nicht geringem Danke
verpflichtet sind. Wir müssen uns darauf beschränken, einige der vor-
geführten Objecte in ihrer Bedeutung kurz zu charakterisiren. Im
Vordergründe steht ein romanischer Kreuzesfuss, welcher
unser Interesse vorzugsweise durch den Umstand in Anspruch nimmt,
dass auf demselben innerhalb der gewöhnlichen Pflanzenverschlin-
gungen, die hier ausnahmsweise nur untergeordnet auftreten, ein so
reicher, auf den Kreuzestod Christi sich beziehender Bilderschmuck
uns entgegenfritt, wie er nur selten auf dem bis nun bekannt gewor-
denen romanischen Kreuzesfüssen gefunden wird. Wir sehen nämlich
an den vier Ecken die Gestalten der vier Evangelisten, jede auf dem
Schosse ein Buch haltend, und innerhalb der vierFiächenfclderu)
die Dreieinigkeit, Maria mit dem Kinde, c) die Taufe Christi und
Christus als Weltrichter. Von grosser ikonographischer Bedeutung
ist die Darstellung der Dreieinigkeit; Gott Vater hält nämlich in der
Rechten das Lamm, in der Linken die Taube, beide von dem runden
Heiligenschein umschlossen — eine DarsteRungsweise, wie sie bisher
noch nirgends gefunden wurde und annäherungsweise nur auf dem
Wandgemälde der Kirche St. Johann in Niederösterreich (Mitthl. d.
Centr. Comm. 1860, S. 326) auftritt. Ein zweites interessantes Object
ist ein r o m ani s ch er Kelch; der Fuss ist mit vier kreisrunden auf-
gelegten Medaillons (wie der Hildesheimer Kelch) und in den Zwickeln
zwischen diesen mit Laubwerk geziert; die Medaillons enthalten die

Symbole der vier Evangelisten mit Spruchbändern. Der Knauf ist aus
schön und reich Rligranirten Ranken fast in Kugelform gebildet, nach
oben und unten mit einem zarten Rundbogenfriese abgegrenzt. Die
Kuppa in Schalenform ist glatt und zeigt nur an der Peripherie eine
schwach eingravirte Verzierung, nämlich einen fortlaufenden Rund-
bogenfries mit abwärtsgehendem Lilienblatt. Dieser Kelch stammt
aus der Mitte des XIII. Jahrhunderts und ist ein Geschenk, welches
Gottfried von Eplingen, Ritter und von Vogt zu Basel, laut der am
Fussrande angebrachten Inschrift der heil. Maria verehrte. Ein zweiter
aus dem XV. Jahrhunderte stammender Kelch, gleichfalls beschrieben
und abgebildet, zeigt die einfachen aber edlen Verhältnisse der Goid-
sehmiedekunst aus gothischer Zeit, und schliesst sich der üblichen
Form vollkommen an. Ein drittes Object, weiches hervorgehoben
zu werden verdient, ist ein Reliquienbehälter in der Form eines
männlichen Brustbildes, des heil. Pantalus, des sagenhaften ersten
Bisehofes von Basel, der mit den eilftausend Jungfrauen nach Rom
gegangen und später in Cöln als Märtyrer gestorben sein soll, von
woher um 1230 sein Schädel nach Basel gebracht wurde. Aus dieser
Zeit nach Ansicht der Verfasser — nach unserer aus dem Schlüsse
des XIII., wenn nicht aus der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts —
stammt dieser Reliquienbehälter, an welchem besonders die reich-
gezierte Mitra zu beachten ist.
Weiters werden noch zwei Reliquienschreine vorgeführt, von
welchen der eine aus dem XV. Jahrhunderte ein schönes Beispiel der
Silberbekleidung mit aus Formen gepressten und regelmässig w ieder-
kehrenden Verzierungsweisen bietet, welchem wir auf der Rückseite
des Admonter Tragaltars und auf dem aus Brixen stammenden
Reliquienschreine begegnet sind, eine bereits mit dem XIV. Jahr-
hundert reicher sich entfaltende Technik, weicheneben den feinen
Bildungen der eigentlichen Goidschmiedekunst sich längere Zeit er-
hielt. Ein glänzendes Erzeugnis dieser letzteren ist einReliquienbe-
hälteraus derzweitenHälftedesXV. Jahrhunderts, weichereinen reich
mit Fialen und Masswerk geschmückten gothischen Bau vorstellt,
dessen Dach mit dem gekreuzigten Christus, auf einem ästigen
Kreuzesstamme hängend, mit Johannes und Maria zur Seite, geziert
ist.
Den Schluss dieser verdienstlichen Abhandlung bildet ein Inven-
tarium des Basler Kirchenschatzes aus dem Jahre 1311, zu welcher
Zeit derselbe noch hundert verschiedene Objecte, grösstentheds von
Kunstwerth aufzuweisen hatte.
Als Inhalt eines nachfolgenden Schlussheftes wurden uns die
noch vorhandenen Monstranzen des Basler Kirchenschatzes in Aus-
sicht gestellt.

G. H.
 
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