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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 2 (Februar 1863)
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Sava, Karl von: Beiträge zur mittelalterlichen Sphragistik
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Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0061

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51

5. Die Siegel der Schmied- and Präge-Schöffen der Münzstätte zu
Kattenberg.
Im Grundbuchsarchive der Stadt Wien beßndet sich
eine Urkunde der MiinxschöHen in der Schmiede, und der
Münzschötfen im Prägehaus zu Kuttenberg für Nikoiaus
Oderwitz vom Jahre 1412, an weicher die beiden Siegei
der Schöffen in iiehtbraunem Wachs an Pergamentstreifen
hängen. Das einfachere, zum Theile verletzte Siege! der
Schmiedeschöffen hat die Umschrift:
(S. Mon.) ETARIORVM. DE CVTTIS. IN. BOHEM1A.
Gothische Majuskel zwischen einfachen Linien, am
Schlüsse Bhimenranken.
Von einem Rosenornamente umgeben befindet sich im
gerauteten und mit Blümchen belegten Siegelfelde ein
senkrecht getheilter Schild, der im rechten Felde drei
pfahlweise gestellte Amboseisen, im linken Felde den ge-
krönten böhmischen Löwen zeigt. — Die innere schief
aufsteigende Fläche des Ornamentes ist mit Masswerk ver-
ziert, in den Aussenwinkeln befinden sich Blumenorna-
mente.
Rund, Durchmesser 2 Zoll, 3 Linien.
Das Siegel der Prägeschöffen hat die Umschrift :
S1G1LLVM * * SPREGATORVM.

in gothischer Majuskel zwischen verzierten Stufenlinien
der Schriftraum zwischen beiden Worten ist mit Blumen-
ornamenten ausgefüllt.


Auf einem Stuhle sitzt ein Präger in langem gegür-
teten Gewände, das unbedeckte Haupt ist gelockt, in der
linken Hand hält er das auf den Prägestock aufgelegte
Prägeeisen, in der Rechten den erhobenen Hammer, indem
die Münzen einfach durch den Schlag geprägt wurden.
Vor sich hat er zwei Kisten mit Münzstücken, wahr-
scheinlich die eine für die ungeprägten, die andere für die
geprägten Stücke. Das Siegelfeld ist gerautet und mit
Blümchen bestreut. Zeichnung und Ausführung zeigen
einen tüchtigen und gewandten Künstler.
Das runde Siegel bat 11 Zoll 10 Linien im Durchmesser.

Notizen.

*Um die in Verfall gerathene kirchliche Stickkunst zu heben,
hat sich, wie bekannt, vor mehreren Jahren zu Cöln ein Damen-
verein gebildet. Die erste umfangreiche Arbeit desselben war die
Anfertigung eines grossen Domteppiches, der von Meisterhand
nach mittelalterlichen Vorbildern entworfen worden war. Diesem
Werke folgten zwölf grosse Tableaux in Mosaikstickerei ausgeführt
die an Festtagen als Dorsalbehänge die Randflächen des inneren
Chores im Cölner Dome schmücken, bald darauf bildete sich in Cre-
feld ein Damenverein, welcher es übernahm die Stufen des Haupt-
altares der St. Dionyskirche gleichfalls mit einem grossen Teppich-
werke zu schmücken, das von einem cölnischen Meister entworfen
und auf Stramin gezeichnet worden war. Zu Paderborn wurde
gleichfalls von Frauenhand jener berühmte Liboriusteppich für den
dortigen Dom angefertigt, der sowohl hinsichtlich seiner sinnreichen
Composition als auch seiner gelungenen technischen Ausführung
allgemeine Bewunderung hervorrief. Ähnliche Vereine bildeten sich
noch in kleineren Städten am Rhein und sind bestrebt im Dienste
des katholischen Cultus auf eine Veredlung des Geschmackes in der
Stickkunst hinzuwirken. Auf Anregung des Ehren-Stiftsherrn Dr.
Franz Bock, der überhaupt sich die Förderung dieser Bestre-
bungen am Rhein im hohen Grade angelegen sein lässt, wird nun
auch für den Chor der Krönungskirche zu Aachen von dem dortigen
Damenvereine an einem prachtvollen Teppichwerke gearbeitet. Die
nach Angaben des Dr. Bock entworfene Composition versinnlicht den
Garten Edens, von dem die vier Paradiescs-Flüsse ausgehen, der von
dem Sternenkreis umstellt und zugleich von den allegorischen Bil-
dern der vier Elemente und der vier Winde umgeben ist. Eine von
Dr. F. Bock veröffentlichte kleine Broschüre (Aachen 1863,
Kaatzer's Verlag) gibt eine ausführliche Beschreibung der sinn-
reichen Zeichnung.

*In Breslau ist im Laufe des Jahres 1862 der dortige Verein
für schlesische Alterthümer mit dem daselbst bestandenen könig-
lichen Museum für Alterthümer, das nach Aufhebung der schlesi-
schen Klöster durch den um Schlesiens Kunst und Alterthum
hochverdienten Professor Büsching begründet wurde, vereinigt
worden, wodurch die Sammlung der Kunstdenkmale eine ziemlich
bedeutende geworden ist. Das nächste Streben des Vereines ist nun
dahin gerichtet, eine Sammlung von Uypsabgüssen der hervor-
ragendsten Kunstdenkmale zu erlangen und das Museum mit der
Gemäldegallerie im Ständehause zu vereinigen.
"Die Kunstwelt, schreibt J. Corblet in seiner „Revue", ist im
hohen Grade beschäftigt mit einem neu entdeckten Gemälde
Rafael's, vorstellend der Tod des heil. Joseph, das bis jetzt unbe-
kannt geblieben, weil es sich zu Rom in einer und derselben Familie
fortgeerbt hat. Abbe Nie olle, Secretär des Cardinal Pietro, stellt
in seinem Enthusiasmus dieses Bild höher als die Transfiguration,
das berühmteste von Rafael's Werken. — Joseph liegt auf einem
Bette ausgetreckt mit gegen den Himmel gerichteten Augen. Zu
seiner Rechten sitzt der Erlöser, um den letzten Athemzug des
Sterbenden aufzunehmen; zur Linken steht Maria, erfüllt von tief-
stem Schmerze. Die Kritiker und Künstler, welche die Meinung des
Abbe Nicolle theilen, stützen ihre Ansicht auf eine Tradition, nach
welcher Rafael dieses Bild während seiner letzten Krankheit gemalt
habe und wollen den Meister in der Zeichnung und Farbe erkennen.
Nach dem Journal des heaux arts erinnert dagegen das Bild weder
im Style noch in den Charakteren, weder in Zeichnung und Farbe
an Rafael. Pelloquet findet wieder in einem Artikel der Monde
iliustre in der Gestalt der Maria eine entfernte Erinnerung an
Andreas de! Sarto und erkennt im Ensemble du* Composition die
 
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