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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 4 (April 1863)
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Schöpf, Bertrand: Über die Wandmalereien im Kreuzgange zu Schwaz und über die Urheber derselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0119

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109

Im südiichen Fiügei des Kreuzganges folgt hierauf:
6. Die Geisseiung; übermalt, jedoch so, dass die
Coutour nocit zu gewinnen wäre. Auf diesem Bilde sind
rechts vom Beschauer drei Männer angebracht, weiche die
Sage ais die Maier des Kreuzganges bezeichnet. Der mitt-
iere trägt reichen Schmuck mit Gotdkette. Jahrzahi 1519.
7. Die Dornenkrönung. Das Biid zeichnet sich durch
treffliche Auffassung aus. Christus erscheint grossartig und
edel. Die Contouren wären zu reiten.
8. Den Raum, den die hier in den Convent führende
Thür übrig iässt, nimmt eine Darsteilung der Stigmatisation
des beiiigen Franciscus, und Franciscus auf einem Berge das
Kreuz umschiingend ein. Es ist ein tief empfundenes Biid.
9. Piiatus zeigt Christus dem Voike und
10. die Verurtheiiung Christi. Diese beiden Biider
haben am meisten geiitten. Die Öiübermaiung hat sich ab-
geschäit und zwar grösstentheiis sammt der Contour. Un-
ten ist das Wappen der Rosenthaier, das drei Rosen und
einen Stern zeigt, angebracht, mit der später anzuführen-
den Inschrift.
11. Die Kreuzigung. Dieses reich componirte Biid
Hesse sich wahrscheinlich ganz wieder hersteiien.
Auf dem gemalten Trennungssäuichen zwischen diesem
und dem nächsten Biide ist das Monogramm PWS zu iesen.
12. Die Verspottung während der Vorbereitung zur
Kreuzigung. Hier ist eine Erzpiatte in den Boden eingeiassen,
weiche ein Monogramm und die folgende Inschrift trägt:
„Hie ieyt begraben der erbar man Jörg schett, dem Gott
genade. Starb am Mitwochen nach Petri und Paui 1512."
Tinkhauser vermuthet an ihm einen Künstier, der ent-
weder den Bau geieitet oder an Verfertigung der Gemälde
weserttiichen Antheit gehabt hat. Ich konnte bisher über ihn
nichts linden.
Nun beginnt der östliche Fiügei und es foigt:
13. Christus zwischen den zwei mit Hemden benei-
deten Schächern am Kreuze. Maria und Johannes sind sehr
charaktervolie Gestaiten. Dieses Gemäide habet) die Knap-
pen maien lassen.
14. Franciscus wird vom Engel durch Vioiinspiei
getröstet. Den übrigen Raum nimmt die Thüre zur Botta-
venturacapeiie ein. Jahrzahi 1516.
15. Die Trauer der Jünger beim Leichname Christi.
Das Biid trägt Spuren grosser Schönheit.
Der heiiige Leichnam wird zu Grabe getragen. Eine
sehr edie Composition. Das Biid wurde grösstentheiis mit
Öifarbe übermait, weiche sich zum Theii, besonders an
den Gewändern, wieder abgeiöst hat. Von aiten Contouren
ist hier nichts sichtbar. Es könnte ais Composition erhaiten
werden. Eine Inschrift sagt: „Die Ftgur hat iassen machen
die iobiiche Bruderschaft der metzger Gott zu iob Amen."
17. Christus befreit die Väter aus der Vorhöiie.
Adam, Eva, Moses, Dismas, David, Johannes Baptista sind
schon befreit. Teufeisiarven woben die Veste vertheidigen.

Der Christuskopf erinnert sehr an Hemmling. Rechts sieht
man die Paradiesesburg, ein dicht mit Bäumen bewachse-
ner Hügei, den goldene Mauern mit Zinnen und Thürmen
in immer engeren Kreisen umgeben. In der Höhe erblickt
man eine Goidgiorie mit kieinen Engein.
18. Die Auferstehung mit der Jahrzahi l.*].Z.^
Ausser dem Mantei Christi, einigen rothen Drapperien und
einem Theiie der Luft ist nichts übermait; es Hesse sich
mit Fieiss im ursprünglichen Charakter wieder hersteiien.
Christus ist sehr imponirend dargesteilt, und etwa um ein
Drittheii grösser ais die sieben Wächter. Das Biid war sehr
festlich glänzend ausgestattet, die Harnische der Wächter
vergoidet, wie auch die Morgenröthe dieses kostbaren
Ostermorgens durch Goid ausgedrückt ist. Hinter Christus
erbiickt man den Caivarienfeis mit drei Kreuzen, bei denen
Frauen stehen; auch auf einer Stiege des Feisens steigen
heilige Frauen hinauf. Unten kommen sie aus der Stadt.
An der vierten Seite des Kreuzganges folgen folgende
Bilder :
19. Jesus erscheint der Magdalena und iegt den Jün-
gern auf dem Wege nach Emaus die Schrift aus. Im Hin-
tergründe sind in sehr schöner Landschaft vieie Scenen,
die sich nach der Auferstehung ereigneten, dargesteiit. So
erscheint Jesus dem Petrus; Johannes sucht ihn im Grabe;
Jesus wird von den zwei Jüngern eingeiaden und bricht
dann in Emaus das Brod; im Hintergründe wieder Hauen
unter dem Kreuze. Die Gewänder und die Luft sind über-
malt. Jahrzahi 1521.
20. Christus und Thomas in Mitte der Apostel. Ein
sehr schönes Bild, das sich wohi hersteiien Hesse, da nur
etwa sechs Gewänder übermait sind. Die Scene geht in
einer offenen Säuienhalle vor sich.
21. Die Himmeifahrt. Christus ist nur bis zu den
Knien sichtbar, indem die Woike den obern Theii verdeckt.
Die Apostei und Maria knien um einen Feis herum. Die
Köpfe, Hände und lichten Gewänder sind nicht übermait.
Die Landschaft schön behandeit. Die Jahrzahi 1521.
22. Die Sendung des heiligen Geistes. In einer offenen
Säuienhaiie, zu jeder Seite drei Säulen, weiche durch
drei über sie geiegte Baiken, das Dach andeutend, verbun-
den sind , sitzt Maria in der Mitte auf dem Throne, die
Apostel sitzen oder knien in zwei Reihen rechts und iinks.
Das Biid ist schön angeordnet, aber übermait.
23. Die Theiiung der Apostel. Die Luft wurde über-
malt und ist abgestanden. Die Landschaft, die Köpfe und
etwa die Hälfte der Gewänder biieben unverändert. Unter
den Köpfet) scheinen schöne, alte Porträtköpfe zu sein. Die
Apostei sind in Gruppen zerstreut. Hier essen zwei mit ein-
ander an einem Tische knieend; dort empfängt ein Apostei
vom andern knieend den Segen; andere haben sich nach
verschiedenen Richtungen schon auf den Weg gemacht.
In der Landschaft erbiickt man über verschiedenen Orten
kleine Aufschriften : „Grab Christi", „Bethania", „Emaus",
 
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