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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 5 (Mai 1863)
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Sacken, Eduard von: Werke von Albrecht Dürer in der k.k. Ambraser-Sammlung
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Schenkl, Karl: Die grosse Markthalle zu Krakau, genannt Sukiennice (Tuchhalle)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0141

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profil geschnitten (mit der Jahreszahl 1626), auf dem
Boden des ersteren Kästchens ist ein Centaur, auf dem
des zweiten eine Sirene in Hachem Relief zu sehen, sehr
lebendige Gestalten. Die Arbeit wäre Dürer's nicht
unwürdig, zeigt aber doch einen andern Charakter und
mehr Verwandtschaft mit dem Style Kranachs. Das
Monogramm auf der Rückseite, mit der Feder geschrieben,
ist offenbar später gemacht.
Die grosse Markthalle zu Krakau,
Von Dr. K.
Der grosse Marktplatz zu Krakau, im gewöhnlichen
Leben 7'7/72<% (der grosse Ring) genannt, zeichnet
sich vor vielen Plätzen grösserer Städte durch seine
weiten und regelmässigen Dimensionen aus. Er bildet ein
fast regelmässiges Viereck, in welches mehrere Gassen
unter rechtem Winkel einmünden ; die einzige Grod-Gasse
(Schlossgasse, 7/7'Cf?%%%) lenkt in der südlichen Spitze
desselben in der Richtung der Diagonale in den grossen
9216 Flächenklafter fassenden Raum ein.
Eine so bedeutende Fläche dies nun immer ist, so
übt sie auf den Beschauer doch nicht jenen überwältigen-
den Eindruck, dessen man sich bei grossen Ausdehnungen
im Raume bewusst wird, und zwar aus dem Grunde, weil
es dem Auge nicht vergönnt ist die ganze Fläche zu über-
sehen. In Mitten des grossen Viereckes steht ein altergraues
Gebäude von ungewöhnlichem Aussehen, das auf den
ersten Blick Interesse erweckt, den Beschauer aber im
Unklaren lässt, welcher Bestimmung es eigentlich gewidmet
sei (Fig 1). Die Thürme an den Seiten, die Strebepfeiler,
die schweren Giebelmauern möchten an die Befestigungen
erinnern, die in einzelnen italienischen Städten zur Zeit
der Parteikämpfe zum Schutze von Palästen und Kirchen
aufgeführt wurden, wenn nicht die grossen friedlichen
Thore die festliche Gestaltung der Freitreppen, die Krö-
nungen der Giebelmauern für einen andern Zweck sprächen,
wenn nicht die wie Schwalbennester an die langen Seiten
angeklebten Häuser und Häuschen den Gewerbsinn ver-
muthen Hessen, endlich — wenn nicht die um das Gebäude
sich lustig herumbewegende Menge, das Gesumse der
Käufer und Verkäufer dafür spräche, dass mit dem Gebäude
nur ein friedlicher Zweck, nämlich nur Handel und Wandel
gemeint sei.
Dies wird noch mehr klar, wenn man sich den beiden
Thoren nähert, und nun in einen langen gewölbten, dabei
ziemlich hohen, wenig beleuchteten Raum sieht, der eine
vortreffliche malerische Perspective gewährt, und gleich
den Tunnels auf den Eisenbahnen die ausser dem Gebäude
gegenüber gelegenen Gegenstände in phantasmagorischer
Beleuchtung verschönert erscheinen lässt.
Dass das Gebäude uralt ist, dass über demselben
Jahrhunderte mit ihren gewaltigen Ereignissen weggezo-

Eben so sind die Gravirungen des Elfenbeinschaftes
einer fälschlich Kaiser Karl V. zugeschriebenen Armbrust
nicht von Dürer*); die Verzierungen und ein Soldat,
die darauf gravirt sind, haben den Charakter einer weit
späteren Zeit (um 1600), die Buchstaben C. V. PLVS \LTRA,
Dürer's Monogramm und die Jahreszahl 1621 sind aber
offenbar von anderer Hand, roh eingeritzt, wahrscheinlich
erst in neuester Zeit.
genannt Sukiennice (Tuchhalle).
Schenkt.
gen, dass diese daran geändert und geformt, verbessert
und verschlechtert haben, wird beim ersten Blick zur
Gewissheit, mehr noch treten die vielen Veränderungen
der Gestaltung bei einer eingehenden Beobachtung an den
Tag, namentlich wenn die daran gehängten kleineren
Bauten erwogen werden, welche sich wie Wucherpflanzen
neben demselben hinaufziehen.
Die Zahl dieser Anbauten, die ihren Bestand an das
grosse Gebäude geknüpft batten, war früher bedeutend
grösser, nach und nach wurde ein Theil derselben nament-
lich an der Nordseite entfernt, wodurch das Hauptgebäude
sehr gewonnen hat.
Dieses ehrwürdige Vermächtniss einer längst ver-
schollenen Zeit führt seit seiner Gründung den Namen
S7/N<?727MC6?, die Tucbhalle, und bildet, wenngleich seiner
ursprünglichen Bestimmung entrückt, noch immer den
Mittelpunkt des Volkslebens der Stadt.
Betrachtet man die Stellung des Gebäudes auf dem
grossen Platze, und die parallele Richtung seiner Längen-
und Breiteseiten mit den Häuserreihen, welche den Platz
umgeben, so kömmt man zu dem sichern Schlüsse, dass
die Anlage des Platzes der Erbauung der Tucbhalle voraus-
ging, dass diese dagegen wieder früher entstand, als das
Rathhaus, welches sich auf der nordöstlichen Seite des
Platzes befand.
Dieses Rathhaus, in einem ähnlichen Style gehalten
wie die Tucbhalle, musste den Forderungen der Zeit
weichen, seinen Standort bezeichnet nur noch der zurück-
gebliebene Thurm, ein Bauwerk, das an sich wenig Interes-
santes bietet, und den Platz keineswegs vorschönert. Mit
der Tuchhalle steht dieser Thurm in keiner Beziehung und
Hesse sich mit derselben auch in keine architektonisch
organische Verbindung bringen.
Zwischen diesem Thurme und der Tuchhalle und mit
dieser in Verbindung liegen die sogenannten Schusterbänke,
kleine irreguläre Bauten, gegenwärtig noch ziemlich wohl-
erhalten; an der südwestlichen Läugenseite aber befinden
sich zwei Reihen gemauerter Krambuden, F7'U777i/,
die reichen Krambuden genannt, die gegenwärtig in
il, Taf. XL.

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