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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 8.1863

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Nr. 6 (Juni 1863)
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Essenwein, August von: Die mittelalterlichen Baudenkmale der Stadt Friesach in Kärnthen, [1]
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Kleine Mittheilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25927#0183

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173

Hohenauer erwähnt einer Tradition, der zufolge
iängs der ganzen Stadtmauer innerhalb ein unterirdischer
Gang bestehe; er hatte indess keine Gelegenheit, sich von
der Richtigkeit dieser Tradition zu überzeugen. Der Ver-
fasser dieser Abhandlung hatte eben so wenig Voümacht,
ais Lust und Geid, derlei Untersuchungen vorzunehmen.
Zu bemerken ist nur noch, dass die Stadt mit einem Canal-
systeme versehen ist, das seinen Ausfluss zwischen dem
St. Veiter und Oisa-Thore hat, wo die Fiüssigkeiten durch
eine Öffnung der Mauer ehemals in den Stadtgraben abge-
leitet worden sein mögen, während sie jetzt in einem Canaie

darüber hinweg geführt werden, um nicht das klare Wasser
des Stadtgrabens zu beschmutzen, das in seinen Saiblingen
berühmte und werth gehaltene Bewohner hat, deren schon
Merian und Valvasor gedenken, und die jetzt noch im
hohen Rufe, aber o werth gehalten sind, dass es den
gewöhnlichen Reisenden eben so wenig, als den gewöhn-
lichen Einwohnern gelingt, sie zu kosten zu bekommen,
und so kann auch der Verfasser nur vom Hörensagen dazu
beitragen, ihren alten Ruf weiter zu verbreiten.
(Schluss folgt.)

Kleine Hittheilungen.

Ein Grabstein der Clara Johanna Baronin von Scherr,
gebornen Gräfin Purkstall zu Patkös.
Wenn der oberungarische Reisende über Neusoh! und Schemnitz
nach Pest oder Gran seinen Weg nimmt, so begieitet ihn von Schem-
nitz aus ein Bach zur Linken, der unter dem Namen des Schemnitzer
Baches bekannt ist, und bieibt in Patkös bei einem einschichtigen
Wirthshause stehen, um daseibst Mittag zu halten. Dieses liegt dicht
an der Strasse und entstand vor Jahren aus einem herrschaftlichen
Schlosse, das, in Form eines Hufeisens gebaut (Patkö), ihm den
Namen verlieh und bis jetzt einen halben runden Thurm (Bastei) auf
einer kleinen Felsenerhöhung auf seiner Südseite enthält. Besitzer
davon war einstens die Familie Demend-Tessery, und sollen dasselbe
einige Zeitlang die Tempelritter, oder wie man sie gewöhnlich nennt,
die rothen Mönche besessen haben, bis der Orden aufgehoben und
das Schloss nebst Attributen der Familie Doczy und Inkey anheim-
hel, deren Nachkommen es bis jetzt besitzen.
Auf der Ebene, die jetzt unter Patkös neben der Hauptstrasse
als eine Hutweide sich erstreckt, Jag einst das Dorf Unter-Patkos,
Teszer genannt. Als aber das Schloss vermuthlich durch die Türken
zerstört wurde, und auch aus anderen Territorial-Ursachen haben
seine Einwohner auf die andere Seite des Schemnitzer Baches,
wo sie ohnehin ihre Höfe, Wirthschaftsgebäude, Felder und
Weingärten hatten, nach und nach übersiedelt und so entstand aus
dem slavischen Dwory (Höfe) das slavische Dorf Dwornike (unga-
risch Udvarnok).
Noch stehen die Ruinen der alten Patkoser Kirche auf einer
sanften Anhöhe über dem Schlosse, jetzt Wirthshause. Wann sie
gebaut wurde, ist nicht zu ermitteln, vermuthlich stand sie noch
vor der Reformation. So viel erhellet aus dem Pastoralbriefe des
evangelischen Superintendenten Melikius vom Jahre 1611, welchen
die Tessiner Kirchen-Gemeinde im Original bewahrt, dass neben
der Kirche auch eine Pfarre stand, zu deren Dotation die in der
Nähe liegenden Felder und Gärten gehörten. Diese Kirche haben
früher die Patkös-Teszever, das obere und untere Dorf gemein-
schaftlich benützt, aber nach erfolgten Territoral-, Schul- und ande-
ren Angelegenheiten haben sich beide Gemeinden Teszer und Udvar-
nok neue Kirchen im Schosse ihrer Ortschaften gebaut, und die alte
gemeinschaftliche Patkoser Kirche ihrem Schicksale überlassen.
Noch sieht man die Stelle, wo einstens der Altar stand, vor dem-
selben eine Öffnung, die zu einer Krypta führt, und hinter jenem in
aufrechter, etwas schiefer Stellung einen zierlichen Grabstein von
beiläufig 6 Fuss Höhe und entsprechender Breite, dem Wind und
Wetter Preis gegeben. Benannter Grabstein führt die unten folgende
Inschrift, über die zu bemerken ist. dass über die Baronin Scher,
gebornen Purkstal], welche am IS. August 1720 starb, weder in
VIII.

einer Todten-Matrikel noch in den Protokollen und Kirchenbüchern
der Teszever Gemeinde Nachrichten zu Enden sind. Sie muss in
jedem Falle eine ausgezeichnete Frau gewesen sein, da sie „sKjora
omMcm e? wui'dh'aTM war, dass sie:
CArfsihrm satpra cMcauT Sie starb in ihrem
33. Jahre.
Der Name Purkstall führt mich auf den gleichen Namen,
welchen unser unvergessliche Orientalist Baron Hammer-Purgstall
adoptirte. — Möglich dass die in Frage stehende Verstorbene jener
Familie angehörte. Vielleicht gäbe hierüber der kaiserliche Rath
Herr J. Bergmann näheren Aufschluss.
Dr. Zipser.


quiequid mortale habuit
foemina
Supra omnem titulorum et virtutum
invidiam posita
Dna Diia Clara Johanna Baronessa
a Scherr
nata Comitissa de Purekstall
quae hanc lacrymarum vallem
ingressa
AO-RMDCLXXXVH-D-XIII Sept.
eandem
beatissima in Christo salvatore
quere supra Moritum dulcissimum dilexit
morte reliquit
A-O R MDCCXX D XV August
desideratissimae Conjugi
H-M-l
Maritus moestissimus
Joh. Christoph a Scherr L. B. a Thoss
S*C' etR'M'Milit. Loric. Colonell
Symb. Apoc XIV. beatae defunctae
Beati mortui qui in Domino moriuntur a moda. Etiam
dicit Spiritus ut requiescant a iaboribus suis.
Nr. 1. Im 1. und 4. Quartier ein abgehackter Zweig; im 2.
und 3. schwarzer Vogelflügel.

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