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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 9.1864

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Camesina, Albert: Drei Tapetenmuster aus dem Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.25928#0107
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Drei Tapetenmuster

aus dem Anfänge des fünfzehnten Jahrhunderts.

VON ALBERT CAMESINA.
(Tafel IV, V und VI.)
Ledertapeten aus älteren Zeiten zählen mit zu den grösseren Seltenheiten, wie denn seihst die mit
Gold gedruckten Ledertapeten des XVII. Jahrhunderts, welche vorzüglich in Frankreich verfertigt
wurden, nicht mehr sehr häutig anzutreUen sind. Die Tapeten theilen sich nach der Art ihrer
Erzeugung in „Faden-" und „Drucktapeten". Die ersteren sind entweder gestickt oder gewebt
(Hautelisses, Basselisses, Battues ä or, Gobelins etc.), und die zweiten werden durch Aufdrucken
einer sich stets wiederholenden Zeichnung vermittelst eines hölzernen Models hervorgebracht.
Es versteht sich wohl von selbst, dass das Sticken mit der Nadel die älteste Productionsweise für
Tapeten und Teppiche war, und dass man erst später, als man schneller und mit weniger Mühe
erzeugen wollte, zu mechanischen Hülfsmitteln die Zuhucht nahm; und zu diesen letzteren gehörte
der Model, den man auch zum Zeugdruck verwendete, nämlich eine starke, vollkommen ebene Holz-
platte, in welche die Zeichnung (Dessin) vertieft ausgeschnitten war und deren glatte Oberhäche
zum Aufdrucken des Grundes (Fond du tapis) diente, von welchem sich die Figuren und Orna-
mente licht abhoben.
Alle älteren Aufdrucktapeten sind wohl nur zweifärbig, und zwar wurde die eine Farbe dem
Leder selbst gegeben oder man benützte ein bereits gefärbtes Leder und druckte die zweite,
nach der eben erwähnten Methode darauf. Als Bindemittel konnte man Leim (wie noch bei den
heutigen Tapeten), oder wo es sich um grössere Dauerhaftigkeit handelte, Ölhrniss anwenden,
wie es bei den drei vorliegenden Tapeten der Fall istb
Die erste Tapete (Taf. IV) wird durch zwei fortlaufende, bald geradlinig ziehende, bald in
einen Halbkreis gestellte Parallellinien in Felder getheilt, und zwar so, dass zwischen je vier dieser
Hauptfelder ein fünftes oder Zwischenfeld entsteht, welches eine kreuzähnliche Form bildet. Im
Hauptfelde sind zwei aufrechtstehende Ungethüme mit gegen einander gerichteten Köpfen und
fächerartigen Flügeirr angebracht, und zu ihren Füssen zeigen sich Zweige mit Kleeblättern. Das
i Die bereits durch Ferd. Keller iu den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Jahrg. 1856—1857,
pag. 139 tf. beschriebene Tapete von Sitten ist aus Hanfleinwand und mit Ölfarbe gedruckt, die bei den Figuren aus Kien-
russ und bei den Ornamenten aus Röthel und Ölhrniss besteht. — 2 Ähnliche fächerförmige Flügel haben unter Anderen auch
die beiden Greife auf einem Kirchenstotf von Aix-la-Chapelle in den „Melanges d'Archeologie" von Cahier und Martin (T. II,
pl. 13), und die beiden Ungethüme auf dem italienischen Seidenstoff von Roth und Gold in demselben Werke (T. III, pl. 23).
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