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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 9.1864

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Sava, Karl von: Die Siegel der österreichischen Regenten, 1. Abtheilung, Einleitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.25928#0180

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KARL VON SAVA.

Königssiegel Alberts II. auf Pilastern zu beiden Seitendes Baldachins, die Inschriften sind jedoch
nicht lesbar.
Jahreszahlen mit Beziehung- auf die Anfertigung des Siegels kommen zuerst bei Ladislaus
Posthumus vor, und zwar anf Schriftbändern, von Engeln gehalten, einmal 1454, das anderemal
1456 und zu Seiten des Thrones: L. R. (Ladislaus rex). Auf dem österreichischen Thron-siegel die-
ses Fürsten hält ein Engel ein Schriftband mit den bisher noch ungedenteten Buchstaben: A. D.
C. I. P., welche auch auf der Kehrseite desselben Siegels, und dann auf dem ebenfalls für Öster-
reich bestimmten Wappensiegel Vorkommen. Eben so linden wir auf den Siegeln Kaiser Fried-
richs III. auf Schriftbändern die Buchstaben: A. E. I. 0. V., nnd auf der Kehrseite des
grossen herzoglichen Siegels stehen diese Buchstaben unter dem Monogramme des Kaisers
und mit der Jahreszahl 1459 in Verbindung. Die Buchstaben A. E. I. 0. V. haben mannig-
fache Deutungen erfahren, grösstentheils Spielereien, wenn auch gut und patriotisch gemeintd.
Übrigens lässt sich nicht in Abrede stellen, dass Friedrich selbst diesen fünf Vocalen ver-
schiedene Deutungen gab, und wir wollen die verbürgten anführen. In einem von Kaiser
Friedrich eigenhändig geführten Tagebuclr, welches die Hofbibliothek aufbewahrt, und welches
im Jahre 1437 begonnen wurde, befindet sich folgende Bemerkung: „Bei welchem Bau
oder auf welchem Kirchengeschirr oder andern Kleinodien der Strich und die fünf Buchstaben
stehen das ist mein Herzogs Friedrichs des Jüngeren gewesen, oder ich habe dassel-
bige bauen oder machen lassen" ; und gleich darunter:

A

ustria
Hes

!

Hst
Rrdreich

T mperare
ist

esterreich

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Y nterthan

und auf den untersten Zeilen des dritten Blattes steht:

En Amor Electi Jnjustis Ordinat Vltor Sic Fridericus ego rengna (regna) mea rego.
In der k. k. Ambraser-Sammlung befindet sich ein krystallener Hofbecher, darauf neben
einigen Wappen auch fünf Grenien angebracht sind, deren jeder einen der fünf Vocale trägt, dar-
über auf einem Bande die Worte:

Aqnila Ejus Jvste Omnia Yinceth
Es sind also hier vier gleichzeitige Deutungen. Aus einer alten Handschrift der Hofkanzlei
in Wiend erfahren wir, dass schon unter König Friedrich die fünf Vocale zn heissenden Anspie-
lungen benützt wurden, wie dies auch später, namentlich im spanischen Successionskriege ge-
schah. Als nämlich der Kaiser im Jahre 1442 von der Krönung zu Frankfurt heimgekehrt war,
liess er einen Tlieil der Burg bauen und an mehreren Stellen der Mauer die fünf Vocale anbrin-
gen: „Da hat einer dem König zu Schmach über dieselben Buchstaben die Worte geschrieben:
Aller Erst Ist Oesterreich Verdorben.
Dem König das missfiel, und liess die abthunW. —
Siegel, welche nur Wappendarstellungen enthalten, sind von den regierenden Fürsten aus
dem Hause Babenberg, so wie im Zwischenreiche nicht bekannt; nur die Nebenlinie der Baben-

Goldbulie, welche Friedrich II. als König führte, erscheint wieder die Bezeichnung: Aurea Roma; aut seiner kaiserlichen Gold-
bulie, so wie bei Kaiser Rudolf I. und Kaiser Ludwig IV. fehlt sie ganz, und von Karl IV. angefangen bleibt sie dauernd.
i Genesis Austriaca. Viennae 1584. 4'b Johannes Rasch, Organist des Schottenklosters, gibt mehrere hundert Deutungen.
Köhler, historische Münzbelustigungcn, 1731 III. 170 seq., gibt 40 lateinische Deutungen. — 3 Lambecius diarium saeri itineris
Celensis. 1666. — 3 Bergmann, Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften 1849, 6. Heft, pag. 57. — ^ Capitel
von Kaiser Friedrichs Chrönung und Erwcllung in Römischen Reich vnd seiner Gerhabschaft in dem Herzogthumb Österreich,
s Kaltenbück, Austria 1842, pag. 106.
 
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