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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 10.1865

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Kanitz, Felix Philipp: Beiträge zur serbischen Alterhumskunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.25923#0017
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Beiträge zur serbischen Alterthumskunde.
Von F. Kanitz.

(Mit fünfundzwanzig Holzschnitten.)

I. Trojanovgrad und die serbische Trajanssage,
IN eben dem glänzenden Waffenschmucke hängt im Hause des Serben die Gusla, und in den
Liedern, welche er mit diesem Nationalinstrumente begleitet, wechselt die Besingung von Helden-
thaten mit der Erzählung von Liebesschmerz, von Mährchen und Volkssagen.
Wie schon der Altmeister Jakob Grimm in seinem Vorworte zu dem von Wilhelmine
Karadsiö trefflich ins Deutsche übertragenen „Mälirchenscliatz der Serben“ bemerkte, erscheinen
auch in der serbischen Sage grösstentheils dieselben Triebfedern, welche in der Deutschen und
anderer Völker Sagen handelnd auftreten. Doch gibt es auch solche, von Geschlecht zu Geschlecht
im Wiksmunde traditionell sich vererbende Mährchen und Sagen, welche einen bestimmteren,
nationalen oder localen Hintergrund haben, und zu diesen gehört eine der verbreitetsten Sagen,
die von Trojanovgrad. Sie bewahrt das Andenken des einstigen Herrschers über die Donauländer,
des römischen Imperators Trajan.
Der romantische Schauplatz der Sage von „Trojanovgrad“ (Trajansschloss) liegt unfern
V
von Sabac, und ein Ausflug dahin wurde beschlossen. An vier Stunden fuhren wir durch die von
v
der grossen Hitze ausgedorrte Sabacer Ebene und südwestlich über hügeliges Land, das mit seinen
schönen Eichen- und Buchenwäldern uns wohlthuend vor den sengenden Sonnenstrahlen schützte.
Hier und da fesselten Grabsteine von fremdartiger Form unsere Aufmerksamkeit, sonst war nichts
Bemerkenswerthes zu entdecken; und bald kam uns der Gedanke, dass die Existenz der Ruine
selbst nur eine sagenhafte sei.
W ir wollten bereits zurückkehren, da löste ein vorbeireitender Bauer zu rechter Zeit unsern
Zweifel. Er glaubte damit nicht genug getlian zu haben, wandte sein Pferd, und neben dem Wagen
galoppirend, brachte er uns an den Fuss des ersehnten Berges. Wir sassen ab, nahmen unsere
Gewehre und folgten dem alten Führer durch Dickicht, über Felsblöcke, umgestürzte Stämme und
Geschiebe aller Art. In der Nähe einer prächtigen Quelle entdeckten wir endlich die ersten Mauern
der ehemaligen sogenannten „Trajansveste“. Hier machten wir Halt und begierig, die Sage vom
Kaiser „Trajan“ so zu hören wie sie im Volksmunde lebt, forderten wir den Alten auf sie uns zu
x.

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