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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 10.1865

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Kayser, Johann: Die Bartholomäi-Capelle zu Paderborn in Westphalen: erbaut im Jahre 1017
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https://doi.org/10.11588/diglit.25923#0048
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Die Bartholomäi-Capelle zu Paderborn in Westphalen
erbaut im Jahre 1017.

Von Du. J. Kayser.
(Mit 7 Holzschnitten.)
Jvirchenbauten aus dem eilften Jahrhundert, deren Entstehung“ sich mit Sicherheit aus zuver-
lässigen historischen Angaben datiren lässt, und die zugleich in unveränderter Gestalt auf uns
gekommen sind, gehören zu den Seltenheiten, die unsere besondere Aufmerksamkeit auf sich
lenken. Mehr noch verdienen sie die Beachtung des Kunstfreundes und Kunsthistorikers, da sie
ihm einen Anhalt für die Bestimmung der Entstehungszeit anderer formverwandter Bauwerke
bieten, über die Chroniken und Archive ihm keine Auskunft geben. Sie bilden gewissermassen
den archimedischen Angelpunkt, von dem aus er andere Architectur-Denkmäler für ihre Ent-
stehungsperiode wieder erobert. Ein solches Denkmal der Baukunst ist die Bartholomäi-Capelle zu
Paderborn in Westphalen, die darum in weiteren Kreisen gekannt zu werden wohl werth ist. Wenn
auch nicht sehr gross, muss sie für eine echte Perle der Architectur gelten, und mit Recht zählt
man sie zu den interessantesten alten Baudenkmälern zwischen Rhein und Elbe. Versuchen wir
daher zunächst in einer Beschreibung ein Bild dieses ehrwürdigen Baues zu entwerfen.
Im Grundriss (siehe Figur 1) schliesst sich die Bartholomäi-Capelle genau an die
Form der altchristlichen Basilica an. Sie bildet ein oblonges Rechteck von 35 zu 27 preussi-
schen Fuss1 im Lichten. Die Umfassungsmauern haben eine Dicke von 3 Fuss. Dieser längliche
Raum wird von zwei Säulenreihen, von denen jede aus drei Säulen und zwei Wandpilastern
besteht, in drei Schiffe getheilt. Das Mittelschiff A hat die Breite von 11 , jedes der Seitenschiffe
M'undM" von 5y2 Fuss zwischen den Plinthen der Säulenbasen, so dass also in der lichten Breite
genau das Verhältnis von 2 zu 1 festgehalten ist. Zwischen den Säulenmittelpunkten beträgt aber
die Breite 12y2 und 7 Fuss. Die Längenrichtung ist die der sogenannten heiligen Linie von
Westen nach Osten. Im Osten ist nun eine halbkreisförmige Apsis B für den Altar angebaut,
welche die ganze lichte Breite des Mittelschiffes einnimmt, deren Halbkreis somit von einem
Radius zu bx/2 Fuss beschrieben ist. An der westlichen Schmalseite ist eine Vorhalle C vorgelegt,
welche ein gestrecktes Rechteck bildet, dessen längere Seite die ganze Breite des Baues einnimmt,
dessen kürzere Seite dagegen nur 10 Fuss im Lichten misst. Aus der Vorhalle führt eine 73/4 Fuss
1 1 preussischer Fuss = 12 preussische Zoll; das Meter = 3-181 solcher preussischer Fuss, = 3-163 österr. Fuss.
 
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