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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 10.1865

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Kleinere Beiträge und Besprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25923#0253
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Kleinere Beiträge und Besprechungen.

Prunksättel im National-Museum zu Pesth.
(Mit 3 Holzschnitten.)
Im Waffensaale des Museums dürften die drei aus-
gestellten Prunksättel für den Freund mittelalterlicher
Elfenbeinschnitzerei einen besonderen Werth haben;
auch glaube ich, dass sich nach der Aussage meiner
kundigen Gewährsmänner kaum irgendwo drei solche
Prachtstücke zusammen finden1. Obwohl aus den ver-
schiedensten Gegenden zusammengebracht, ist es den-
noch auffallend, dass sie sowohl ihrer Gestalt, ihrem
Material, wie auch den Darstellungen nach, die wir
auf ihnen erblicken, nicht allein dieselbe Schule, son-
dern beinahe dieselbe Hand verrathen. Sowohl seiner
Grösse als der schwungvollen Ausführung und bei-
nahe unversehrten Erhaltung nach ist jener der erste,
der mit der Jankovitsischen Sammlung in das National-
Museum gekommen ist und im Kataloge I. A.Jankovits-
Gyüj fernen y, Fegyverek, unter No. 158 also beschrie-
ben wird:
„Ephippium osseum ebore exornatum, atque multo
eneausto viridi et caeruleo profundioribus in locis tinc-
tum, latere sinistro ceteras inter hominum figuras pu-
gilem equitem cum draconepugnantem, dextro vero latere
reginam quamdam elegantis formae per leonem defen-
sam exhibet. Frons ephippii parte obturritam civitatem,
altera vero aquilam expansis alis virgini invigilantem
refert; pars posterior sinistro latere leonein rugientem,
dextro griphum alatum exhibet. Opus hoc mirae vetu-
statis ex cimeliis archiepiscopalis ecclesiae Bukarestensis,
per Agentem Yiennensem nationis Valachicae, Josephum
Sakid, 500 florenis ea cum declaratione obtentum, quod
occasione cladis Nicopolitanae una cum sonipede impe-
ratoris et regis Hungariae Sigismundi a Yalachis obten-
tum, et eidem ecclesiae dono datum fuerit, eotum tem-
poris auro copioso vestitum, quod tarnen actu deest.
Inseriptionem habet „tut parcm bomirte“ literis gothicis
maioribus, tempore huius Imperatoris in diplomatibus
usitatis.“
Zu jener Zeit, als Herr von Jankovits diesen Sattel
erstand, war nichts leichteres, als zu behaupten, derselbe
sei das Eigenthum des Kaisers und Königs Sigmund
gewesen, das man in der, im Jahre 1396 geschlagenen,
unglücklichen Schlacht bei Nikopolis dem, auf einem
1 Dass der Bruder des Grafen G. v. Enzenberg 1861 Adjutant Seiner
kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Albert, k. k. Hauptmann, einen derartigen
Sattel habe, ist mir im Museum erzählt worden.

Nachen flüchtig gewordenen Könige abnahm und nach
Bukarest als Opfer in den Kirchenschatz brachte.
Thuroczius sagt zwar im IV. Buche, 8. Cap. seiner Chro-
nica Hungarorum: „Franci . . . e castris prosilientes et
precipites ab equis, ut eorum.moris est, pedites certaturi
descendentes, contrarias irruerunt in turmas. Diro itaque
bello, hostes inter utrosque vigente, cum Hungari sel-
1 a t o s Francorum equos, cursu transverso, regia petere
castra conspiciunt, nondum enim illorum bellandi usus
ipsis notus erat, illos omnino, hostilem per manum
exstinctos fore credentes, graves dissoluti in tumultus,
castra pariter et bellica relinquentes ingenia, campo
undique fusi ... in fugam convertuntur. Et nisi ipse rex
navis ministerio, sibi adinvenisset salutem .... ibidem
obrutus fuisset“.
Vom geschichtlichen Standpunkte aus ist wohl die
Möglichkeit vorhanden, dass in der Schlacht von Niko-
polis sowohl des Königs als auch der französischen Rit-
ter Sättel in die Hände der Walachen gekommen seien;
dass aber der Jankovitsische einer jener erbeuteten Sät-
tel sei, wage ich aus folgenden Gründen zu bezweifeln.
Nicht nur aus ausländischen, sondern auch aus heimi-
schen Wandgemälden und Miniaturen der erwähnten
Epoche sind mir Sättel bekannt, die mit der Form der-
jenigen in unserem Museum nicht nur nicht übereinstim-
men, sondern sowohl im Kriege als bei festlichen Auf-
zügen gleich dem alten Turnirsattel mit hochaufsteigen-
dem Bauch- und Hintertheile den Unterleib des Ritters
ganz einzwängten. Bei einigen dieser Sättel in den
Wandgemälden zu Turnische vom Ende des XIV. Jahr-
hunderts kommen die Ohren der senkrecht aufsteigen-
den Satteltheile sich so nahe, dass man glauben muss,
dass der hintere Theil des Sattels beweglich war und
mittelst Schnallen an den Vordertheil befestigt werden
musste. Es ist nicht unmöglich, dass der König, um es
den prachtliebenden französischen Rittern gleich zu thun,
auch nach Nikopolis Prunksättel mitgenommen habe; aber
während der Schlacht wird er gewiss auf keinem dersel-
ben geritten sein. Das Costüm der zierlichen Elfenbein-
gestalten, die Form des Sattels mit dem nach vorne ganz
ausgesprochenen Löffel und den in schwungvoller Linie
sich sanft erhebenden Sitztheilen, berechtigen uns, diesen
und die folgenden Sättel in die Mitte des XV. Jahrhun-
derts zu versetzen. Die Gestalt der Sättel ist die um
garische, die nicht allein heute als eine der zweck-
mässigsten weit verbreitet ist, sondern auch im Mittel-
alter von Osten nach Westen sehr verbreitet war. Die
Sattelbäume selbst, die der Versicherung von Kennern
 
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