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Falsche Masznahmen

Die Enthüllmigen über die
heimlichcn Abmachungen der bel-
gischen Regierung mit Englaiid
und Frankreich haben das neutrale
Ausland überrascht. Aus Deutsch-
land wcnig geneigten Kreisen
haben sich trotzdem jetzt Stimmen
erhvben, die Deutschlands Ein-
ma sch in Ve'gien immer noch
tadeln Denn wenn auch Belgien
selbst seine Neutralität durch jene
Abmachungen zuerst verletzt hätte
und zweifellos bereit gewesen
wäre, mit England und Frankreich
zu marschieren, so hätte doch
Deutschland noch nicht dsn Be-
weis dafür gehabt an jencm
?age, als seine Truppen in Bel-
gien einrückten. —

Als Lerr Privatier Freund-
lich neulich um zwölf!lhr nachts
nach Lause kam, traf er im Flur
seiner Wohnnng einen fremden
Menschen, der ein Stemmeisen in
der Land hatte. Lerr Freundlich,
der über ansehnliche Kräfte verfügt,
schlug es ihm aus der Land und
verabfolgte ihm eine furchtbwe
Tracht Prügel. Nachträglich
sanden sich bei dem sremden
Menschen noch ein Sausrstoff-
gebläse und einige ähnliche, zum Oeffnen fester Vehältniffe
geeignete Gerätschaften. Tcotzdem ist es eine übereilte und
ganz salsche Maßnahme seitens des Lerrn Freundlich
gewesen, den Fremden so barbarisch zu behandeln. Er
konnte ja noch gar nicht wiffen, ob der Fremde von seinen
Instrumenten Gebrauch inachen würde; vielleicht hatte er
nur einen harmlosen Besuch beabsichtigt. —

Als in der Antertertia kürzlich eine lateinische Probe-
arbeit gcschrieben wurde, bemerkte der Ordinarius, daß

der Altimus Otto Lehmann heim-
lich das Wörterbuch auf den
Knien hielt; aufgeschlagen war
es noch nicht. Trotzdem hat Otto
Lehmann eine Vier und eineii
Tadel bekommen. Wirklich zu
tadeln ist aber der Ordinariusl
er konnte doch noch gar nicht
wissen. ob Lehmann das Wörter-
buch wirklich benützen würde. —
Dem Bankier Meier ver-
schwand von seinem Schreibtisch
ein Scheck über hunderttausend
Mark; gleichzeitig wurde der
Kassenbote Pachulke vermißt. Die
sofort benachrichtigte Polizei sand
Pachulke vor dem Kassenschalter
jener Bank. auf die der Scheck
ausgestellt war. Den Scheck hielt
Pachulke in der Land. Außer-
dem trug er einen Reisekoffer
und einen falschen Paß bei sich.
Die Staatsanwaltschaft hat Pach-
ulke in Antersuchungshaft gesteckt.
Das ist eine an Rechtsbeugung
grenzende Maßnahme. Es liegt
nicht der geringste Beweis dafür
vor, daß Pachulke den Scheck für
sich selbst einzulösen die ernstliche
Absicht hatte. . Piro

Mokka ain Roten Meer

— „Sie, Fräulein Kassier'rin — dcn Kaffee, den was Sie
mir eing'schenkt haben, das ist wirklich kein Mokka g wesen —
das ist eher eine zweite vcrdünnle Bliehmchcniuflage ..

— „Ia. mein — woher soll'n mir den Mokka iiehmen? —

Mir ham an Krieg, Lerr Doktor, und Mokka, lesen S'
denn ka Zeitung net, Mokka haben die Engländcr
bombardierti" L. c-

Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
 
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