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Meggendorfer-Blätter, München

Winterbefuch — „Mein Gott, wie sieht das bei euch in der Stube
aus . . .; ihr habt wohl einen Kleiderhandel angefangen?"
— „Nein; hier ist soeben die alte Tante ausgepackt worden,
die zum Besuch gekommen ist!"

Sanömännchen

Sandmännlein mit golöenem Säckchen
Taucht über üen Tischranü hervor.
Und trifft's wo verschlafene Bäckchen,
Da klettert es hurtig empor.

Unü tcifft es verschlafene Wangen,
Da legt es sein Leiterchen an;

An Locken, -ie niederwäcts hangen,
Rekelt sich's leise hinan,

Streut ÄSrner ins Aug üir, gar feine,
Mät silbernen Pünktchen gepaart,

Die rieseln so wohlig — ich meine,
Sie sind von besonüerer Art.

Ls schweigen die Schnurren unü Späßchen,
Was lärmenü, üas huschelt sich brav.
Prin; Hans unü üas Gretel-Prinzeßchen
Lntschlafen im lieblichsten Schlaf.

Auf Stel;en von Spinnweb üurchschreitet
Eandmännlein den schweigenüen Raum —
Sein silbernes Äichern läutet
Durch ihren tiefen Traum.
Reinhold «. La Croir

Die Galgenfrist

„Der Müller war doch früher so
ein eingefleischter Iunggeselle. Ist ihm
nicht das Leiraten recht schwer ge
worden?"

— „Na, ich kann Ihnen sagen — der
ist in schmutzigen Stiefeln zum Standes-
amt gegangen, um einige Minuten
länger auf dem Strohdeckel vor der
Tiir verweilen zu können!"

Vorsichtig

Lerr <in einer Drvgerie»: „Ich möchte ein Laarwasser ... aber bitte
ein alkoholfreies, sonst sauft s mein Diener!"

Ja freilich . . .

Der Lerr Privatier Luber, glücklicher Besitzer eines ziemlich
umfangreichen Satthalses, begegnet einem alten Bekannten, der
durch eine Operation von demselben Aebel befreit worden ist.

„Grüß Gott, Lerr Luber, was muß ich denn da sehn, Sie
haben ja Ihren dicken Lals immer noch, da schaun S' mich an,
lassens Ihna doch auch operieren!"

„Ia freilich," sagt drauf der Luber, „dös könnas Ehna denga;
was daht i na mit mein halb Dutzend Krägen, de i mir erst vorige
Wochn kaft hob?" I, F.

Der gänzlich Llnbekannte

Zu einem Kunsthändler kommt wütend ein Kunde gestürzt:
„Sie haben mir für achthundert Mark diese Madonna als das
Werk eines unbekannten Meisters verkauft — ich werde Sie an-
zeigen wegen Vorspiegelung falscher Tatsachen — das Bild hat
Ihnen um zwölf Mark ein gewisser Aloys Nothmoser in Schwabing
gepinselt!"

„Gewiß," sagt der Kunsthändler, „haben Sie in Ihrem Leben
schon einmal etwas von dem Mann gehört?" L. Engel

Llnbedacht

— „Sei net so eifersüchtig, Waldl, i brauch ja an
Bürschl als Wärmflasch. Bal er kalt is, kimmst
du dran."

Copyright 1915 bv I. F. Schreiber
 
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