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Zeitschrift für Humor und Kunst 9

Der Abschied

Den Lerren im Ministerium hat diese Preisfrage viel,
viel Kopfzerbrechen gemacht, viel mehr als den zwei
Inspektoren selber. Denn beide sind alte Iunggesellen
gewesen, und diese haben bekanntlich nicht mehr viel Ehrgeiz.

Schließlich hat den Inspektor Iodlbauer das Los
getroffen.

„Da bist du nicht zu beneiden, da gibt es jetzt Arbeit
gerade genug, Iodlbauer!" hat der Scharnagl gesagt, nach-
dem er ihm zuvor gratuliert gehabt hat. Der neue Amts-
vorstand ist stch selber noch nicht recht im klaren gewesen,
ob er stch freuen oder ärgern soll, denn mit der Bequem-
lichkeit ist es für die nächste Zeik vorbei gewesen. !lnd
alte Iunggesellen sind meistens ziemlich bequeme Lerren.

Zunächst ist er in das Vorftandszimmer gezogen.
Dieses hat auffer einer braunpolierten Büroeinrichtung
ein rotsamtenes Sofa, einen Perserteppich und außerdem
ein eigenes Vorzimmer gehabt, in dem die Beamten und

Besucher so lange haben warten müssen, bis es dem Lerrn
Amtsvorstand angenehm war, ste zu empfangen. And dieses
rotsamtene Sofa und der persische Teppich und das vor-
nehme Vorzimmer, in denr immer ein paar Beamte anti-
chambriert haben, und weiß der liebe Gott was sonst noch
alles, vielleicht auch das neue verantwortungsvolle Amt,
haben den alten gemütlichen Inspektor sehr bald aus dem
neuen Amtsvorstand hinausgetrieben. Darum hat er eines
Tages den Amtsdiener Schmerbeck, der im Vorzimmer
immer bereit hat stehen müffen, um die Befehle des Lerrn
Vorstandes der Beamtenschaft zu übermitteln, zu sich herein-
geklingelt.

„Sagen Sie dem Lerrn Inspektor Scharnagl, ich lasse
ihn ersuchen, zu mir zu kommen!"

Der Inspektor Scharnagl aber ist immer noch der alte
Scharnagl gewesen, darum hat er ein wenig unwillig ge-
brummt: „Der hätte eigentlich gerade so weit zu mir, wie ich zu
ihm! Aber hat einmal die größer'» Kartoffeln gehabt, also..."
 
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