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Zeitschrift für Humor und Kunst c?cMs5<6'V(§'!2x5 59

Der Pariser

aber er bringt mx anders 'raus alle-
mal wieder: „Du Pariser!"

„Bäurin!" schreit er nacha in d'

Kuchl, „geh' a weng außa. A Post--
karl'n is komma!"

„Zeff' Marand — a Postkart'n,
von wem denn grad?"

„Vom Michlbauern!"

„Voni Michlbauern? Was will
dir denn der?"

„I werd' 'n anzeig'n, beleidingt
hat er mi' — schwer! Da lies!"

tlnd jetzt buchstabiert d'Bäurin:

„Du Pe — ha — a — er — i — es — e

er —! Du Pariser!" Und sagt:

„Dös kannst dir net g'fall'n lassen,

Bauer! der wird anzeigt. Dös is
a hundsgemeine Beleidigung. An'

Pariser gibst dem Michlbauern noch
lang net ab. And wenn i am Sunnta
zu der Michlbäurin kimm. nacha
sag i ihr mei' Mein-gung schon, aber
deutsch, net sranzösisch oder pariserisch.

Wär' mir g'nua!"

„Was gibt's denn?" mischt sich
der Großknecht ein, der g'rad' in d'

Stub'n k mmt. „Was will enk denn
der Michelbaucr? I hab' aa zwoa
guate Fäust', Bauer, und wenns a
Beleidigung is, nacha brauch ma koa
G'richt und koan Federfuchser von
an Advokaten. Nacha red i aa a
Wörtl mit 'm Michelbauer, aber a
deutsch's, und net mit'n Mäu'."

„Da lies!" sagt der Brumm-
bauer wieder, und jetzt buchstabiert
der Knecht, der lang' Loisl: „Du
Pe — ha — a — er — i — es —
e — er. Du Pariser! Aber an'

Schreibfehler hat er g'macht, der
M'chlbauer. Dös „h" hinterm „P"
g hört weg. Leutzutag' hat man
die „ha" nimmer so in der Echrift
— der Kaiser, glaub' i, hat's ab-
g'schafft. Na, dös „ha" reib' i dem
Lalli schon unter d' Rasn, weil er
sich gar so g'scheit macht alleweil;
und, wenn mir recht is, schreibt man
„Pariser" mit an' weichen „b" statt
mit tem harten. Dann d' Pariser
san feine Leut'. soviel i g'hört hab' von die Feldzügler —
halt aus, Bauer, jetzt fallt mir was ein!"

„Was denn?"

„Ob's üderhaupt a Beleidigung is, dös „Pariser"..."

„Koa' Beleidigung, moanst?" —

„Wart' an' Augenblick, i hol' an' Veitlweber, der is
siebzig jelber in Paris g'wes'n und kann dir's genau sag'n,
ob Pariser a Beleidigung is oder net."

„Waar' mir z'dumm," sagt der Brummbauer, wie der
lang Loisl um den Veitlweber rennt, „wenn's jetzt auf ein-
mal wieder koa' Beleidigung wär.' Leut' noch geh' i
zum Advokatn mit dera Kart'n. . ."

„And i hab' mi' aa g'freut, daß i der Michlbäuerin
wieder amal übers Mäu' fahr'n kann," meint d' Bäurin.
„Aber wie's oft schon geht: große Freud' — springt net weit!"

Oer

lVis ckie /vlocls in äsr 6irne,
>Vis ciis dlsus im sübsn Lrsi,
8c> rnit nsbligsm Qsiiirne
Wüblt sr m äsr Lücckisrsi.

Lücliektvukkpi

kisctitlicb bsi clsr bunss! Lcbimmsr
krönt sr nocki cisr trüosn Uier;
UurLtig ist sr rvsr, clocb nimmsr
Qsbt äer ckumms Xsrl ru Sier.

küngsptsrcbt unck singsgittsrt
iiockt er ckort vis Isub unck bünck,
Oick vom Lcbvsrtsnstsub umvittert;
kckst nicbt lVeib unck bst nicbt Xinck.

Xsins 6Iums blübt bieniscksn.
Xsins bust ckem srmcn lVicbt:
Oocb er strsblt unck ist rukriscksn,
Isuscbts mit ckem Xönig nicbt!

R.sii>IiLr<I Voilcor

!lnd wirklich is's wahr. Der Veitlweber kimmt und
sagt's aa: „Pariser" is koa' Beleidigung, im Gegenteil.

bin siebazgö," sagt er, „selm in Paris ein'zoga und
muaß sag'n, Paris is die feinste Stadt auf der ganz'n
Welt, und der Pariser is a Kawalier, wie man sonst koan
finden tuat. Wenn di' der Mühlbauer an' Pariser g'nennt
hat, dcrfst dir was einbilden, Nachbar. Dös is koa Belei-
digung net. Außastechen will er Di' — auf deutsch, du
bist a feiner Mann. a Kawalier, a Gentleman, vor dem
ma' all'n Respekt hab'n muaß. A so hat's der Mühlbauer
g'moant und net anders. And dadrauf kannst Gift nehmen,
Brummbauer."

„Moanst d'?" fragt der, und sein G'sicht geht in d'
Breiten, wie wenn der Vollmond aus finsterm Gewölk
kimmt.
 
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