Zeitschrift für Humor und Kunst
61
Der Pariser
„A so is und net anders/ sagt der Veitlweber und
geht wieder.
„Wenn dös Ding a so is, nacha is 's mir scho' gleich
lieber wie a Prozesserl," meint der Bauer.
„And i werd' der Michlbäurin am Sunnta a Körbl
voll Frühbirn' bringen, wenn die G'schicht a so is, wie der
Veitlweber sagt," meint d' Bäurin.
„Natürli' is 's a so," sagt der Knecht, der lang Loisl.
„Wenn man alles genau betracht', hat er aa ganz recht, der
Michlbauer. Du bist der größer' Bauer rund umadum, hast
an' Lauf'n Geld, an' Stall voll Vieh und Burgermoasta
hätt'st aa scho' wern könna, wenn d' mit Lesen und Schreib'n
mehra Freud' hätt'st. Kurz und guat, a Pariseris a Kawalier
und du bist aa einer. And erst recht, wann di' der Michl-
bauer a so nennt."
Der lang' Loisl kriegt a paar Maß Bier für sei' schöne,
schlaue Red', und der Brummbauer hält's daheim gar nim
mer aus.
„Leut' geh' i um a Stünderl eher zum Wastlwirt," sagt
er, „woaßt, als Pariser, als Kawalier ..
„Geh' nur," sagt d' Bäurin, „und grüß' mir den Michl
bauern schön."
„And von mir aa!" schreit der Knecht.
„Is schs' recht", sagt der Bauer und geht bei der Tür'
'naus wie nochmal a Kawalier, und wie er über seine Gründ'
stapft, kimmt er stch sür wie nochmal a Graf. A so a Freud'
hat ihm der Michlbauer g'macht mit der Postkart'n, um
den Lals könnt' er ihm fall'n — wenn sich das schicken tät'
für an' Kawalier, für an' feina Pariser.
Richtig, da sitzt ja der Michlbauer scho' beim Wastl-
wirt, 's Ltttl im G'ntck, und schaut in den Maßkrug. Kein
Mensch is sonst noch da heut — außer'm Wirt. And a so
paßt's dem Brummbauer grad'.
„Michlbauer!" sagt er feierlich.
Der dreht sich um und dersieht sein' Widersacher vom
letzten Mal.
„Was willst nur?" sagt der grob.
„Schön' Dank für die schöne Kart'n, und an' Gruß von
meiner Bäurin, vom Loisl aa oan'. And was du mir
g' chrieb'n hast, dös bist du selber - a Pariser, a Kawalier,
a Ehrenmann durch und durch. Da, schlag' ein, san wir
wieder die Alten."
„Pariser, Kawalter?" stottert der Michlbauer und steht
auf. And langsam legt er seine Land in dem Brummbauer
seine: „Vvn mir aus."
Auf einmal geht ihm a Licht auf, wie a Stallatern'.
„Geh'," sagt er, „Brummbauer, laß mir die Kart'n nochamal
lesen."
And wie er's g'lesen hat, steht er auf und geht 'naus.
Wie der Wastlwirt a Zeitl drauf auch 'nauskommt, sttzt der
Michlbauer auf an' Bierfaßl und halt sich an' Bauch vor
Lachen.
„Was hast d' denn?" fragt der Wirt, aber der Michl-
baaer kann nix sag'n vor lauter Lach'n. Endli' gibt er Ant-
wort: „Woaßt, Wirt, wie wir neuli' die Gaudi g'habt ham,
i und der Brummbauer, hab' i eahm a Postkart'n zug'schrie-
ben, ganz offen, damit's der Postbot' und alli Leut' lesen
können. And auf die Postkart'n hab' i g'schrieb'n: „Du
Pharisäer" — undder Brummbauer liest: „Du Pariser."
Es kann schon sein, daß i 's net ganz richtig g'schrieb'n hab',
dös Wörtl_ Aber du, halt's Mäu'!"
Lüoiuix« InserLtenLnnLtuno: liuäoli ksosse, ^noolloso-LxpLilitioo.
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Der Pariser
„A so is und net anders/ sagt der Veitlweber und
geht wieder.
„Wenn dös Ding a so is, nacha is 's mir scho' gleich
lieber wie a Prozesserl," meint der Bauer.
„And i werd' der Michlbäurin am Sunnta a Körbl
voll Frühbirn' bringen, wenn die G'schicht a so is, wie der
Veitlweber sagt," meint d' Bäurin.
„Natürli' is 's a so," sagt der Knecht, der lang Loisl.
„Wenn man alles genau betracht', hat er aa ganz recht, der
Michlbauer. Du bist der größer' Bauer rund umadum, hast
an' Lauf'n Geld, an' Stall voll Vieh und Burgermoasta
hätt'st aa scho' wern könna, wenn d' mit Lesen und Schreib'n
mehra Freud' hätt'st. Kurz und guat, a Pariseris a Kawalier
und du bist aa einer. And erst recht, wann di' der Michl-
bauer a so nennt."
Der lang' Loisl kriegt a paar Maß Bier für sei' schöne,
schlaue Red', und der Brummbauer hält's daheim gar nim
mer aus.
„Leut' geh' i um a Stünderl eher zum Wastlwirt," sagt
er, „woaßt, als Pariser, als Kawalier ..
„Geh' nur," sagt d' Bäurin, „und grüß' mir den Michl
bauern schön."
„And von mir aa!" schreit der Knecht.
„Is schs' recht", sagt der Bauer und geht bei der Tür'
'naus wie nochmal a Kawalier, und wie er über seine Gründ'
stapft, kimmt er stch sür wie nochmal a Graf. A so a Freud'
hat ihm der Michlbauer g'macht mit der Postkart'n, um
den Lals könnt' er ihm fall'n — wenn sich das schicken tät'
für an' Kawalier, für an' feina Pariser.
Richtig, da sitzt ja der Michlbauer scho' beim Wastl-
wirt, 's Ltttl im G'ntck, und schaut in den Maßkrug. Kein
Mensch is sonst noch da heut — außer'm Wirt. And a so
paßt's dem Brummbauer grad'.
„Michlbauer!" sagt er feierlich.
Der dreht sich um und dersieht sein' Widersacher vom
letzten Mal.
„Was willst nur?" sagt der grob.
„Schön' Dank für die schöne Kart'n, und an' Gruß von
meiner Bäurin, vom Loisl aa oan'. And was du mir
g' chrieb'n hast, dös bist du selber - a Pariser, a Kawalier,
a Ehrenmann durch und durch. Da, schlag' ein, san wir
wieder die Alten."
„Pariser, Kawalter?" stottert der Michlbauer und steht
auf. And langsam legt er seine Land in dem Brummbauer
seine: „Vvn mir aus."
Auf einmal geht ihm a Licht auf, wie a Stallatern'.
„Geh'," sagt er, „Brummbauer, laß mir die Kart'n nochamal
lesen."
And wie er's g'lesen hat, steht er auf und geht 'naus.
Wie der Wastlwirt a Zeitl drauf auch 'nauskommt, sttzt der
Michlbauer auf an' Bierfaßl und halt sich an' Bauch vor
Lachen.
„Was hast d' denn?" fragt der Wirt, aber der Michl-
baaer kann nix sag'n vor lauter Lach'n. Endli' gibt er Ant-
wort: „Woaßt, Wirt, wie wir neuli' die Gaudi g'habt ham,
i und der Brummbauer, hab' i eahm a Postkart'n zug'schrie-
ben, ganz offen, damit's der Postbot' und alli Leut' lesen
können. And auf die Postkart'n hab' i g'schrieb'n: „Du
Pharisäer" — undder Brummbauer liest: „Du Pariser."
Es kann schon sein, daß i 's net ganz richtig g'schrieb'n hab',
dös Wörtl_ Aber du, halt's Mäu'!"
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