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>22 Meggendorfer-Blätter, München

Die Erholung

Ich gehe de» Zug entlang und schaue von ungefähr
in ein Abteil IV. Klaffe — sttzt dort in drangvoll fürchker-
licher Enge zwischen Strohkörben und Bettsäcken eingepsercht
Lerr Ephraim Meier, Weine und Spirituosen!

„Armer Freund!" — erkundige ich mich — „liegt das
Geschäft so darnieder, daß Sie Ihre Kunden nicht einmal
mehr III. Klaffe aufsuchen können?"

„Im Gegenteil!" — sagt er stolz — „ich bin über-
haupt nicht beruflich unterwegs — ich mache meine
Erholungsreise!" L. E.

Auch ein Trost

— „Du schickst jetzt deine Gedichte nach Amerika ? Da brau-
chen die Sachen aber furchtbar lange, bis ste hinkommen."
„Ia, aber sie brauchen auch länger zurück."

Beweis

Lerr: „Ihr Kerr soll ja gar nichts mehr geborgt kriegen?"
Diener: „Mumpitz! Waren erst heute einige neue Gläu-
biger im Vorzimmer, die ich überhaupt noch gar nicht
gesehn hab'!"

i

Der Lautensänger
AIs noch äie Welr in Frieäen lag
Anä man äer Ilrbeit schweren Tag
Des Nachts nach eigenem Srmessen
Vergnügt unä sorglos wollce vergessen,

Da hab ich äen snngen zuerst gesehn
Im ktabarett auf äer Vühnc stehn.

Der Zetrel meläcte crnst unä bicäer
„Freä Eäwarä sohnson — Lautenlieäer^.

— Lo sah er aus, unä es ftanä ihm gut —
kluf äem kiopf äen verwegenen Farmerhut,
klls Lowbog mit fransenbcsetzter Hose,

Ein rotes Tuch um äen Hals ganz lose.

Anä äann versprach er mit freunälichem Lachen:
Ich uill Ihnen singen einige äachen
Zo wie sie äie Nigger — wo ich geboren —

Des Ilbenäs singen for Liebchens Ohren.

Dann hat er gcsungen — ich weist noch wie heut.
Wir haben gelauscht, unä es hat uns gefrcuc.
Anä balä sprach es sich in äer Ltaät herum:
Freä sohnson, äer Liebling beim slublikum!

Das i'st vergessen. Nun herrscht äer lirieg.

Wer äenkt an anäres als Lchlacht unä Äeg?
Anä abenäs äann bei äer Ztammrischrunäe
Da lauschen alle äer jüngsten liunäe
Dom fernen Osten oäer vom Weftcn,

Dort, wo sie ftreiten, unscre Bcften.

Ein Hauptmann — zu alt schon für kiampfestaten —
Blieb hier als Alagifter für neuc Äoläaten,

Der hat uns erzählt: Ift schlapp äer Rekrut,

Ein lufti'ges Lieä oft Wunäer tut.

Ich hab äa cinen im Regimcnt.

Ich glaud', äaft äen Bursch hier faft jcäcr kennt.
Heut hei'ftt er Meier, war früher beim Brettel,
Anä ftanä als Freä Iohnson auf äem Zettel.

Der kierl, wenn singt, reißt er alle mit,

6eht's manchmal schon mühsam so Tritt auf Tritt.

Anä geftern, als ich nach Haus ftolziert,

Zinä äoläaten an mir vorüber marschiert.

Recht voll Begeifterung hac es geklungen,

Wie sie so hoch unä kräftig qesungen.

Anä vorne — ich hab' ihn gleich wieäer erkannt —
Maischiert' äer Frcä sohnson im kiriegergewanä.
Ztramm warf er äie Beine — wie alle äoiäaten,
Anä sang: Ich hatt' einen kiameraäen!

Lang sah ich ihm nach unä hab mir geftanäen:

Bei seincn Lieäern aus fernen Lanäen —

Nie hat mir sein Zingen bei äiesen allen
3o gut wie an äiesem 6benä gefallen!

Kabn

— „Ah, da schau, da liegt ja ein schönes
Kückerl im Fenster, das werd' . . .

ich mir 'mal beibiegen! . . .

z

Sapperment, was krallt mich denn da? . . .
 
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