Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zeitschrift für Humor und Kunst 123


Jn der Schule

— „Lerr Lehrer, an der Grenze von Deutschland läuft ein Ruffe."

Der Schlaumeier V°n osc. Larsle,»

Seit die Eisenbahn alle Tag dreimal nach Lacklmoos
fuhr und der Fremdenverkehr allerhand Unheil in den
Köpfen der Lacklmooser niedergelegt hatte, war der Sag-
schneider ein ganz anderer Mensch geworden.

Der Kramer Sagschneider trug früher wie jeder andere
Lacklmooser seine krachledernen Losen, grobe Stiefel, ein
Lsinenhemd mit Amlegkragen und Seidentuchl, einen Ianker
aus Tuch oder Loden und
einen Sammethut oder ein
Iagerhütl.

Der Kaufmann Sag-
schneider aber ließ eine ge
streifteTuchhosein Glocken-
form über Schnürstiefeln
watscheln, trug eine Gum-
mibrust mit ebensolchem
Kragen, eine genähte Kra-
watte in brennenden Far-
ben und nur sein grünes
Lürl hatte er beshehalten.

Auch die grüne Weste und
die Ioppen waren nach
Iägerart, so daß sein mäch-
tiges Uhrgehänge, eine
Sammlung verschiedener

Iagdtrophäen, eine recht passende llmgebung hatte. Böse
Leute behaupteten, daß der ffaufmann Sagschneider, ehe er
noch Kramer in Lacklmoos geworden war, trotz seiner
Erfolge als Iäger niemals einen Groschen für Iagdpacht
bezahlt habe und als Gast auf allen Gebieten recht ungerne
gesehen war.

Derzeit hätte es kein Mensch gewagt, so was dem
Sagschneider ins Gesicht zu sagen, denn der gesetzte Mann

tarockte im Lerrenstübel
mit dem Lerrn Pfarrer,
mit Bürgermeister und
Lehrer, und im Ladenstübl,
wo sonst nur die alte Ba-
bett hauste, da stand neben
dem alten Sesselofen ein
Kassenschrank und neben
demFenster einSchreibtisch,
an dem der Sagschneider
einige Stunden des Tages
lesend nnd, wenn's sein
mußte, auch schreibend ver-
brachte.

Als der Krieg aus-
brach, hatte auch der Sag-
schneider allerhand zu lei-
den. Erst wollten die Leute

4

Marant Iosef! — Der Tcufel!"

el!"
 
Annotationen